Liebe Leser,
manchmal wünschte ich mir, ich hätte einen Lehrmeister gehabt, der mir sehr viel früher gezeigt hätte, worauf es an der Börse wirklich ankommt. Das Warren Buffett Prinzip zum Beispiel habe ich erst viel zu spät verstanden.
Ich verstand nie so richtig warum Warren Buffett mit dem Kauf “langweiliger” Aktien so erfolgreich war. Die größten Aktien in seinem Portfolio sind derzeit Kraft Heiz Co, Wells Fargo, Coca Cola, IBM, American Express, Phillips 66, Wal Mart Stores, Moodys,…
Warren Buffett kaufte schon immer Firmen mit einer stetigen Gewinnvorgeschichte. Erfolg bedingt weiteren Erfolg. Firmen, die in den letzten 10 Jahren mit stabilen Gewinnmargen arbeiteten und stabil wuchsen, tun das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch weiterhin. Warren Buffett bezahlte für solche Firmen oftmals hohe Preise mit KGVs zwischen 16 und 20. Langfristig sind solche Bewertungen attraktiv, wenn das Wachstum weiter anhält.
Firmen, die hohe Gewinnmargen haben, können jedes Jahr Geld in die Hand nehmen und in neue Wachstumsmöglichkeiten investieren. Wenn das Management gut ist, führt das irgendwann zu einer Wachstumsbeschleunigung. So wie bei Moodys. Mit dieser Aktie, bei der Warren Buffett während der Finanzkrise einstieg, nähert er sich einer Verzehnfachung. Die Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Moodys sah in den letzten Jahren folgendermaßen aus (Quelle money.msn.com)
Wenn man Firmen mit solchen Wachstums- und Qualitätprofilen kauft, hat man alle Chancen auf seiner Seite. Irgendwann wird diese Firma, die so viel Geld verdient, ein neues Produkt auf den Markt bringen oder eine Übernahme tätigen, so dass die Umsätze einen großen Sprung nach oben machen und die Aktie gleich mit. Voraussetzung, um von diesen Wachstumssprüngen zu profitieren, ist ein Buy-and-Hold-Investment. Nur dann kommt auch der Zinseszinseffekt voll zum Tragen. Wenn man Aktien ständig nach 10 % oder 50 % Kursgewinn verkauft, kann man niemals in den Genuss eines Tenbaggers kommen. Man kann sein finanzielles Schicksal niemals an den Aufstieg eines erfolgreichen Unternehmens zum dominierenden Weltkonzern koppeln, wenn man Aktiengewinne immer gleich realisiert. Die reichsten Börsianer sind fast alle Investoren.
Ohnehin wird der Zinseszinseffekt von den meisten Menschen unterschätzt. Wer auf Sicht von Dekaden denkt, so wie es große Familiendynastien tun, und 1.000.000 € zu 15 % Zinsen anlegen kann, kommt nach 40 Jahren auf ein Vermögen von über 267 Millionen Euro (Tipp: Mit dem Sparrechner auf www.qix.capital können Sie mit dem Zinseszins experementieren). Jeder strebsame Mensch hat prinzipiell die Chancen, eine Familiendynastie zu gründen. Voraussetzung: Bereits in jungem Alter anfangen, sinnvolle Buy-and-Hold-Investments zu tätigen. Wenn das mehr Menschen erkannt hätten, würden viel mehr junge Leute direkt mit 18 Jahren ein Investment-Depot eröffnen.
Der Geniestreich von Warren Buffett bestand übrigens darin, dass er sich einen 60 %igen Kredithebel organisieren konnte, ohne Gefahr zu laufen, liquidiert zu werden. Den Kredit finanzierte er über den Float seiner Versicherungen. So kam er an günstige Kreditkonditionen und musste keine Angst haben, dass in schwachen Börsenphasen ein Margin-Call kommt. Warren Buffett hat ein System erschaffen, das es ihm ermöglichte, ohne Liquidiationsrisiko an günstige Kredite zu kommen. Er hat dies bereits vor 50 Jahren erkannt. Darum gehört er heute zu den reichsten Menschen des Planeten. Und so wird auf einmal ein Schuh daraus. Kaufe Qualitätsfirmen, die auf den ersten Blick langweilig aber sehr sicher sind und erhöhe die Performance über einen Leverage.
Wenn ich heute nochmal 18 Jahre alt wäre, würde ich sofort ein Depot eröffnen, in dem folgende Regeln gelten:
1. Gekauft werden dürfen nur Qualitätsunternehmen mit stetiger Umsatz- und Gewinnvorgeschichte
2. Die Aktien dürften niemals wieder verkauft werden, sofern nichts dramatisches passiert.
Tatsächlich habe ich ein solches Depot erst mit 32 Jahren eröffnet. Es ist vor allem für uns Trader eine Überwindung, ein Depot zu führen, das mit dem Auf und Ab der Börsen schwankt. Die Schmerzen, die man in Baissephasen aushalten muss, begründen letzten Endes aber den großen Erfolg auf lange Sicht.
Es ist psychologisch für die meisten Menschen auch schwer zu akzeptieren, dass hier wirklich Geld ohne Arbeit verdient wird. Im alltäglichen Leben ist man gewohnt, dass man etwas arbeiten muss, um etwas zu verdienen. Bei einem Buy-and-Hold-Investment lässt man den CEO der Firma für sich arbeiten. Ich glaube, dass genau dieser Zusammenhang die hohe Trading-Aktivität von vielen Menschen begründet. Viele Trades stärken das eigene Empfinden, gearbeitet und Börsegewinne somit verdient zu haben. Der gesamte Arbeitsaufwand entfällt auf das Research vor dem Kauf. Nachdem die Aktie gekauft wurde, wird ein Buy-and-Hold-Investor meist viele Jahre lang nicht mehr aktiv und im Idealfall sogar überhaupt nicht mehr.
Insgesamt wende ich heute 4 Depotkonzepte an. Das klingt viel, ist aber gut durchdacht. Ich habe keinen Anreiz mehr davon abzuweichen. Um zu einem solchen Zustand zu gelangen, habe ich jetzt in der Tat 17 Jahre benötigt, denn erst letztes Jahr habe ich das Konzept des Spekulationsdepots, oder des fokussiertes Investing-Depots entwickelt. Bislang ist es übrigens ein voller Erfolg. Aus 100.000 € sind nach nicht einmal einem Jahr schon 160.000 € geworden.
1. Trading-Depot
Mein Trading-Depot hat die Aufgabe, eine stabile Kapitalentwicklung ohne große Drawdowns abzuliefern. Der Drawdown meines Gesamtkapitals sollte maximal 10 % betragen. Unter dieser Prämisse gestalte ich mein Risk- und Moneymanagement. Beim Trading ist jede Position in ein markttechnisches Riskmanagement-Konzept eingebettet. Marktbewegungen entscheiden hier, vollkommen unabhängig von einer fundamentalen Meinung, über den Investitionsgrad und ob eine Position gehalten werden kann. Ich mag an diesem Konzept, dass mein Kapital hier wirklich stabil bleibt. Der Nachteil ist: Es ist viel Zeitaufwand erforderlich. Erfolgreiches Trading setzte eine aktive Marktbeobachtung voraus.
2. Spekulationsdepot
Mein Spekulationsdepot beinhaltet maximal 2 Aktien. Mehr nicht. Es gibt keine Kapitalstreuung. Mit diesem Depot halte ich mir die Chance offen, in neue Größeordnungen vorzustoßen. Aktuell befindet sich in diesem Depot zum Beispiel NVIDIA mit einem Plus von über 50 %.
3. Aktives Investment-Depot (The Bullboard Depot)
In mein aktives Investment-Depot kaufe ich nur Aktien von marktführenden Unternehmen. Meine Prämisse lautet hier: Wenn ich morgen für 3 Jahre ins Koma fallen würde, müsste dieses Depot nach 3 Jahren gut abgeschnitten haben, auch wenn ich nicht eingreifen kann. Im Unterschied zu einem Buy-and-Hold Depot versuche ich hier aber durchaus kurzfristigen Trendthemen mit aufzugreifen. Bei der Intel-Aktie spekuliere ich zum Beispiel auf einen Umsatzschub durch die neue 3D XPoint Technologie. Bei Wacker Neuson habe ich letzte Jahr im Oktober zum Beispiel nach schlechten Zahlen und einer Kurshalbierung zugegriffen, weil ich weiß, dass Aktien von Zyklikern nach unten oft übertreiben und die Welt nach 2 Jahren wieder komplett anders aussieht. Auch versuche ich in diesem Depot einen kreditgehebelten Ansatz mit Qualitäts-Indizes nach dem Vorbild von Warren Buffett zu etablieren. Intel und Wacker Neuson sind Titel, die ich in mein Buy-and-Hold-Depot nicht kaufen würde. Bei beiden Aktie erkannte ich jedoch in einem Investment-Zeitraum von 12 bis 24 Monaten hohe Kurschancen.
4. Buy-and-Hold-Depot
In dieses Depot nehme ich nur Qualitätsaktien mit stetiger Umsatz und Gewinnvorgeschichte auf, mit dem Ziel, diese Aktien nie wieder zu verkaufen. Und ich kaufe in dieses Depot auch Qualitätsaktien-Indizes (siehe www.qix.capital)
Fazit: Die Depots 1-3 führe ich in meinem Trading-Channel “Der MasterTrader”. Mein Buy-and-Hold-Depot ist meine persönliche Schatztruhe. Insgesamt bin ich sehr glücklich für mein Börsianer-Dasein ein in sich stimmiges, strategisches Konzept gefunden zu haben.