Ich möchte mich gerne kurz vorstellen. Ich bin Börsianer durch und durch. Mein erstes Depot eröffnete ich direkt an meinem 18. Geburtstag noch bevor ich meinen Autoführerschein abholte. Als Diplom Volkswirt kenne ich auch die wissenschaftliche Sicht auf die Kapitalmärkte. Als Trader versuche ich gezielt Marktsituationen ausfindig zu machen, die von der Markteffizienz nicht vollständig erfasst werden (Pivotal Points, sprunghafte Innovationen, schöpferische Zerstörung).
Ich sehe mich selbst als Unternehmer. Außer bei einem Praktikum bei der Prior Börse in Frankfurt hatte ich nie in einem klassischen Angestelltenverhältnis gearbeitet. Ich war immer als Unternehmer in einer eigenen Firma aktiv, die mir gehörte. Mein erstes unternehmerisches Projekt war das TradeCentre Finanzportal, das ich zusammen mit Schulkamerade im Alter von 18 Jahren gründete. Es war eines der ersten Onlineportale, das sich mit dem Thema Börse beschäftigte.
In den Jahren 2003 bis 2010 kümmere ich mich dann um den Aufbau MasterTraders bis ich schließlich im Jahr 2008 zusammen mit Martin König die TraderFox GmbH gründete. Ein Highlight bei MasterTraders war der Start eines 100.000 € Echtgeld-Depots im Jahr 2006. Ich kündigte gegenüber der Community an, dass ich den Trading-Erfolg vom Steuerberater testieren lassen würde. Das Projekt lief großartig, vor allem dank einiger Big Money Trades. Aus 100.000 € wurden 1.000.000 €.
Ich war zufrieden, ich wollte etwas Neues. Ab 2010 kümmerte ich mich dann zusammen mit Martin nahezu ausschließlich um den Aufbau der TraderFox GmbH. Hier starteten wir zunächst mit einer Software, die in Echtzeit Handelssignale erkannte. Damals war das innovativ, es gab keine vergleichbaren Lösungen. Ab 2013 richteten wir TraderFox dann zusätzlich auf das journalistische Verlagsgeschäft aus. Die Kombination einer Softwarelösung für die Börse (Trading-Desk, Aktien-Screener, Charting, Portfolios-Tools) mit der Börsenberichterstattung kam gut an bei den Kunden. TraderFox wuchs Jahr für Jahr bei Umsatz und Gewinn.
Heute im Jahr 2025 bin ich weiterhin als Geschäftsführer der TraderFox GmbH aktiv. Direkte Anteile an der TraderFox GmbH halten Martin und ich heute nach einem Teilexit an den Private Equity Investor Inflexion nicht mehr. Dafür sind wir als Gesellschafter an der gesamten finanzen.net-Gruppe beteiligt (finanzen.net, Zero, TraderFox) und haben die spannende Aufgabe die Gruppe nach vorne zu bringen.
In meiner Freizeit spiele ich sehr häufig Tennis und setze mich auf meinem Social Media-Account bei X für die Aktienkultur in Deutschland und für die Marktwirtschaft ein. Ich glaube, dass es uns allen besser gehen kann, wenn wir unsere Wirtschaft entbürokratisieren und deregulieren und wieder verstärkt auf die Marktwirtschaft vertrauen. Ich kommentiere zudem hier im MasterTraders-Premium-Bereich meine Manöver in meinen privaten Depots und teile meine Gedanken zum Börsengeschehen. Mehrere hundert Kunden haben mir seit den Anfangstagen von MasterTraders die Treue gehalten. Vielen Dank hierfür.
Milestones im Lebenslauf von Simon Betschinger
Meine Anfänge als Börsianer von 1998 bis 2003
Direkt an meinem 18. Geburtstag ging ich zur Volksbank in Unterhausen und eröffnete ein Depot. Es war die Zeit des Neuen Marktes und in meiner Schulklasse wurde auf dem Pausenhof über Aktien und IPOs gesprochen. Ich glaube, dass das sogar die einzige Phase in der deutschen Börsengeschichte war, wo die Börseneuphorie so groß war, dass sie die Schulhöfe erreichte. Ich war mittendrin dabei.
Meine ersten fünf Jahre an der Börse würde ich im Nachhinein als „Versuch & Irrtum“ beschreiben. Ich handelte wild drauflos und probierte alle möglichen Strategien aus. Wer die Dotcom-Bubble in den USA und die Neue Markt-Phase in Deutschland nicht miterlebt hat, kann sich nicht vorstellen was damals passierte. Manche Aktie stiegen gefühlt jeden Tag um 10 %. Und junge Internet-Companys wurden nicht selten an einem Tag mit +50 % bis +100 % durch die Decke gejagt. Ich erzielte erste Erfolge, handelte 3.000 DM auf 30.000 € nach oben, nur um dann beim großen Crash ab 2001 nahezu wieder alles abgeben zu müssen.
Die ersten systematischen Ansätze als Trader von 2003 bis 2006
Es ist das Beste was einem passieren kann, wenn es das eigene Depot bereits in jungen Jahren zerlegt. Man vergisst das so schnell nicht. Es ist eine Lektion fürs Leben. Ich lernte in meinen 20 Jahren an der Börse viele Erwachsene kennen, die wichtige Lektionen rund um das Risikomanagement nicht in jungen Jahren mitgemacht hatten und es dann in den 30igern oder 40igern mit ihrem ersparten Vermögen erleiden mussten.
Die meisten Trader, die mit mir während der Neuer Markt-Zeit an die Börse gekommen sind, warfen von 2001 bis 2003 irgendwann das Handtuch. Zu brutal waren die Kursverluste. Viele Aktien versanken in der Bedeutungslosigkeit. Die Kurse erholten sich nie wieder. Ich biss mich durch und entwickelte die ersten Ansätze für vernünftige Trading-Einstiege, die ich dann mit einem praktikablem Risikomanagement begleitete.
Heavy-Trader von 2006 bis 2010
Im Jahr 2006 hatte ich meine Handelsstrategie gefunden. Ich konzentriere mich auf Strategien rund um Momentum-Aktien, News-Trading und Rebound-Trading. Ich werde immer wieder gefragt, wie es mir gelang, mein Trading-Kapital zu verzehnfachen. Die größten Gewinne kamen von Big Money Trades wie RePower, die ich über mehrere Monate hielt. Die Börsenphase damals war nicht mit der heutigen Zeit vergleichbar. Nach dem Zusammenbruch des neuen Marktes kam es zu einer Art Echo-Bubble. Aktien wie Evotec, Nordex und Web.de bewegten sich in abwechselnden Phasen von starken Rallys und Crashbewegungen. Es war ein Paradies für Trader, das es in dieser Form heute nicht mehr gibt.
Gutes Geld verdient ich auch mit Breakout-Trades bei Momentum-Aktien. Hier ist ein Screenshot, den ich im Jahr 2009 für meinen Blog angefertigt hatte. Es zeigt wie viel Dynamik damals am Markt herrscht. Es war keine Seltenheit, dass einfache charttechnische Ausbrüche innerhalb weniger Tage um 10 % bis 20 % durchzogen.
Meine beiden wichtigsten Einstiegsstrategien für Big Money Traders
Pivotal-Points
Ein Pivotal-Point ist ein Schlüsselereignis, das die Aktie in einem neuen Licht erscheinen lässt. Pivotal Points gehen meistens von Unternehmensnachrichten aus. Zum Beispiel wenn eine Firma ein neues Produkt entwickelt hat, das gigantische Marktpotenzials verspricht und die bisherigen Umsatz- und Gewinnschätzungen als deutlich zu niedrig erscheinen lässt.
Langfristig sind steigende Aktienkurse immer korreliert mit steigenden Unternehmensgewinnen. Großes Kurspotenzial entsteht dann, wenn die tatsächliche Gewinnentwicklung deutlich besser ausfällt als der Analystenkonsens einst geschätzt hatte.
Mein Einstieg bei NVIDIA im Februar 2016 war das Musterbeispiel für einen Pivotal Point. Jensen Huang stellte GPUs für Rechenzentren vor, die bei Aufgaben rund um Deep Learning und Interferencing die CPUs des damaligen Marktführers Intel um mehr als das Zehnfache übertragen. Damals gingen Analysten im Konsens lediglich von einem 4 %igen Umsatzwachstum aus. Mir war sofort klar, dass derartige Performancevorteile gegenüber dem Marktführer Intel das Potenzial für deutliche Marktanteilsgewinne eröffnen würden. Ich kaufte NVIDIA.
Königssignal: Wachstums-Aktien mit neuen Hochs in schwachen Börsenphasen
Wachstumsaktien sind ein holpriges Pflaster. Oft liegen sie einige Jahre, nachdem sie gehypt wurden, in den Portfolios der leichtsinnigen Anleger. In guten Börsenphasen lockt der Markt gewinnhungrige Trader in die schillernden Wachstumsfirmen hinein. Der Chart sieht gut aus, die Aufwärtstrends sind steil und verheißungsvoll und die Quartalsberichte können glänzen. Viele Anleger kaufen.
Dann kommt eine starke Börsenkorrektur und die einst so geliebten Wachstumstitel müssen herbe Kursverluste verzeichnen. Wenn dann noch die hohen Erwartungen nicht erfüllt wurden, geht es steil bergab. Kursverlust von 50 %, 70 % oder gar 90 % von den Höchstkursen sind keine Seltenheit.
Wachstumsaktien kaufe ich bevorzugt in schwachen Börsenphasen, wenn die Leitindizes schon mehrere Wochen am Stück korrigiert haben. In solchen Phasen des Luftablassens werden Trader, die auf kurzfristige Gewinne aus waren, nach und nach aus den Positionen herausgedrückt.
Ich halte dann nach Wachstumsaktien Ausschau, die relative Stärke zeigen und die sich auf ein neues 52-Wochenhoch zubewegen. Ich schaue mir die Titel dann näher und versuche zu verstehen was die Geschäftsentwicklung gerade beflügelt. Es ist nun notwendig, sich eine Meinung zu bilden, ob die Firma in den kommenden 3 bis 5 Jahren wird stark wachsen können. Das Königssignal von uns Wachstumswerte-Investoren ist folgendermaßen definiert:
Eine Blaupause für diese Strategie findet man im Buch „Wie man mit Aktien Geld verdient“ von William O`Neil, das vom Börsenbuch-Verlag aus Kulmbach vertrieben wird. William O`Neil hat in akribischer Detailarbeit untersucht welche gemeinsamen Eigenschaften die größten Gewinneraktien in der Geschichte der Wall Street vor ihren starken Kursanstiegen gemeinsam hatten. Der Chart von Cisco Systems aus dem Jahr 1990 zeigt das optimale Setup für das Königssignal. Wir sehen a) starke Wachstumsraten, b) innovative Produkte für die Internet-Infrastruktur, c) relative Stärke in einem schwachen Marktumfeld und d) neues 52-Wochenhoch und Akkumulation.
Mein Verzehnfacher-Trade mit Super Micro Computer zeigte zum Kaufzeitpunkt das Königssignal
Die einfachste Börsenstrategie der Welt, mit der jeder sofort beginnen kann
Man tut sich einfacher im Leben, wenn man so früh wie möglich ein Aktiensammler wird. Im Laufe der Jahre baut sich ein gewaltiger Strom an Dividendenzahlungen auf, mit dem man seine Ausgaben finanzieren kann. Und es macht mir einfach Spaß, Produkte von Unternehmen zu konsumieren, bei denen ich Aktionär bin. Die lange Schlange bei McDonald’s ärgert mich nicht mehr, seit ich Aktionär bin. Ich freue mich, dass das Geschäft brummt. Nun ist die Börse nicht kompliziert. Folgende Investmentstrategie kann jeder durchführen.
Als Basisstrategie investiere ich so viel Geld wie möglich in ETFs auf den S&P 500 oder den Vanguard FTSE All-World ETF. Diese ETFs beinhalten die führenden Firmen dieser Welt und man ist an der täglichen Wertschöpfung im Wirtschaftsleben beteiligt. All die Menschen, die jeden Tag ihr Haus verlassen, ohne Aktionär zu sein, verdienen nicht mit an der gesamten wirtschaftlichen Aktivität, die da draußen in der Welt stattfindet. Mit einem ETF lässt man die besten Manager in den großen Konzernen für sich arbeiten und bekommt einen Teil des verdienten Geldes überwiesen. Die historische Rendite eines passiven Investments auf den S&P 500 beträgt 9 % pro Jahr. Das wird auch so bleiben, solange das Wirtschaftssystem marktwirtschaftliche organisiert bleibt. Das einzige, langfristige Systemrisiko ist die Einführung einer sozialistischen Wirtschaftsordnung.
Fazit: Beginne so früh wie möglich mit dem ETF-Sparen. Irgendwann wird der jährliche Vermögenszuwachs deine Ausgaben übersteigen. Dann bist Du fianziell frei.
Wer mehr Rendite als 9 % pro Jahr möchte, kann sich als fokussierter Investor betätigen und auf Einzelaktien setzen. So wie es Warren Buffett vorgemacht hat. Auf der ETF-Strategie aufbauend, ist es eine sinnvolle Vorgehensweise sich genial gute Firmen ins Depot zu legen, die in 10 bis 20 Jahren deutlich größer sein werden als heute. Die Aktienkurse folgen der Spur der Unternehmensgewinne. Firmen wie Alphabet, Microsoft, Apple oder Amazon stiegen nicht so stark, weil eine verrückte Anlegerschaar die Kurse nach oben trieb, sondern weil diese Firmen ihre Gewinne deutlich erhöhen konnten. Aus kleinen Garagenfirmen wurden große Konzerne mit Milliardengewinnen. Doch Vorsicht: Es ist gar nicht so einfach, die Einschätzung zu treffen, ob sich Firmen langfristig erfolgreich entwickeln werden. Mir ist es oft gelungen. Mit Aktien wie NVIDIA, Amazon oder Microsoft habe ich Verzehnfacher im Depot. Aber ich beobachte um mich herum, dass viele Leute kolossal oft falsch liegen, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen einzuschätzen.
Wenn man eine genial gute Firma ausfindig gemacht hat, bei der man sich sicher ist, dass sie in 10 Jahren deutlich gewachsen sein wird, gilt es noch einen kurzen Bewertungscheck zu mache, denn vor allem bei Investments in aktuelle Trendthemen, nimmt die Aktienbewertung bereits eine ausgesprochen gute Firmenentwicklung vorweg.
„Ich investiere nicht in KUV-Monster!“ Das sind die Aktien mit den 5 % der höchsten KUVs am Markt. Diese Regel gehört zu den wichtigsten Leitplanken meiner Investmentstrategie. Regelbasierte Portfolios, die aus den Aktien mit den höchsten KUVs gebildet werden, erzielen kaum positive Renditen. Etwa 8 von 10 KUV-Monster werden vom Himmel geholt. Ein KUV-Monster entwickelt sich ordentlich. Ein KUV-Monster startet voll durch. Das ist das Chance-Risiko-Profil beim Investieren in KUV-Monster.
Ich gab euch diese Leitplanke fürs Investieren 2021 an die Hand und sagte einen Absturz von Aktien wie Docusign, Cloudflare, Upstart oder Plug Power voraus. Bei neuen Geschäftsmodellen ohne Burggraben, die gehypt werden, bietet die KUV-Monster-Regel vor allem für Neulinge eine gute Orientierung. Konservative Anleger, bei denen die Geldsicherheit im Vordergrund steht, sind gut beraten damit, nicht in KUV-Monster zu investieren. Auch nicht in Aktien wie Adobe oder NVIDIA. Diese Anleger finden mit ETFs auf große Weltindizes ein vernünftiges Maß an Sicherheit. Es gibt auch Anleger, die keine Sicherheit suchen, sondern hohe Gewinnchancen.
Kennzahlen wie das KGV oder das KUV können manchmal eine gute Orientierung sein, ob eine Aktie überteuert und günstig zu haben ist. Manchmal. Rein formal ist der faire Wert einer Aktie immer der Gegenwartswert der zukünftigen Cashflows. Amazon wuchs in seinen frühen Jahren mit teilweise exorbitant hohen KGVs, wenn überhaupt Gewinne erzielt wurden. Value-Investoren machten um diese Aktie einen Bogen. Ich kaufte Amazon 2013 mit dem Verweis auf das sehr günstig KUV von nur 2 und erkannte das Potenzial für höhere Gewinnmargen im neuen Digitalgeschäft, das aufgebaut wurde. Amazon war nach dem KUV-Kriterium und angesichts der Marktführerschaft eine Value-Aktie.
Burggrabenfirmen, die mit sehr hohen Gewinnmargen arbeiten, wie NVIDIA oder Adobe gehören manchmal auch zur Gruppe der KUV-Monster. Diese Klassifizierung ist ein Warnsignal, eine Leitplanke, sie bietet Orientierung. Börsenregeln sind keine Naturgesetze. Vor allem Naturwissenschaftler verzweifeln oft an den Märkten, weil sie Naturgesetze suchen, aber nur grobe Orientierungsregeln finden. Basierend auf einer DCF-Bewertung kann ich auch zu der Einschätzung kommen, dass es sich auch bei einer Aktie mit hohem KUV um einen guten Kauf handelt.
Als ich die NVIDIA-Aktie 2016 kaufte, war sie übrigens auch eine KUV-Value-Aktie. Wie Amazon 2013. Ich stelle meine Investments nicht glatt, weil die Bewertung temporär zu hoch ist. Ich stelle sie nur glatt, wenn ich keine Wachstumsperspektive mehr erkenne, oder wenn ich schlicht und einfach das Klumpenrisiko in meinem Depot reduzieren möchte.
Wenn ich den Leuten über meine Börsenerfahrungen berichte, dann stell ich oft fest, dass sie mich absichtlich falsch verstehen wollen. Sie interpretieren jede Aussage als Naturgesetz, obwohl es Leitplanken und Orientierungsregeln sind. Ich werde nie verstehen warum manche Menschen nur am Nörgeln sind.