Liebe Investoren,
es ist ein ungewöhnliches Gefühl für einen Trader wie mich, dessen gesamtes Mindset auf Trading-Setups ausgerichtet war, zuzuschauen wie meine neuen Investments starke Kurserholungen hinlegen und gleichzeitig zu wissen, dass es bedeutungslos ist.
Doch der Reihe nach: Vor etwa einem Jahr hatte ich erstmals den Entschluss gefasst, an der Gesamtkonzeption meiner Börsenstrategie etwas zu ändern. Als Trader verdiene ich gutes Geld bei kalkuliertem Risiko, dennoch war es in den letzten 10 Jahren häufig frustrierend für mich, Kursvervielfachunggen bei Aktien zu beobachten, bei denen ich deutlich tiefer Trading-Positionen eröffnet hatte, aber dann irgendwann nicht mehr dabei war.
Eine Dialog Semiconductor hatte ich 2009 bei Kursen um die 0,82€ gekauft und auch gut daran verdient. Ich nahm eine 50%-Rally in der Aktie mit und freute mich wie ein kleiner Schneekönig. Die Freude verflog schnell als Dialog Semiconductor immer neue Höhe erklomm. Meine 50%igen Kursgewinne kamen mir so bedeutungslos vor. Wenn ich dabeigelieben wäre, hätte ich aus 30.000€ mittlerweile über 1,5 Mio. € gemacht. Aber mit meiner Trading-Strategie würde mir so etwas niemals passieren. Die Chance geht gegen Null.
Ich muss also, so meine Schlussfolgerung, ein Investentdepot aufmachen, wo Aktien nach dem Kauf quasi für Jahre verschwinden. Nur so kann ich mir die Chance auf Kursvervielfachungen bewahren. Mein risikobewusster Trading-Stil schafft so etwas nicht. Aktien, die sich vervielfachen, absolvieren oft solche große Schwankungen, so dass man als Trader einfach nicht dabei bleiben kann, denn sonst wäre man irgendwann kein Trader mehr. Zur Kerndefinition von Trading gehört ein konsequentes Risk -und Moneymanagement.
Ich bin mir der Tatsache vollkommen bewusst, dass der Aktienkauf auf Sicht von mehreren Jahren hochriskant sein kann. Die Zukunft beschreitet oft Pfade, die niemand kommen sieht und ich selbst habe 2001 und 2008 die größen Crashphasen der Neuzeit mitgemacht. Ich weiß wie tief Aktien fallen können.
Dennoch freue mich darauf, die Börsenphasen auch mal aus der Brille eines Investors zu erleben. Ich möchte mit den Unternehmen durch gute und durch schlechte Zeiten gehen. Ich möchte in der Krise einen kühlen Kopf bewahren und ich möchte in der Hausse meine niedrigen Einstiege feiern.
Kommen wir nun also zur aktuellen Situation
Es macht Sinn in einem langfristig ausgerichteten Investment-Depot immer dann zu kaufen, wenn an den Börsen die Kanonen donnern. Letzten Montag war es soweit. Der DAX verlor in der Spitze mehr als 7%. Ich wusste, dass es an der Zeit war, meine ersten Investments zu tätigen. Ich kaufte also 1000 Kuka zu 63,10€ und 720 SAP zu 57€.
Nach einer Woche zeigen beide Positionen ein Plus von fast schon 10.000€. Aber es ist bedeutungslos. Ich möchte Kuka während der vierten Phase der Industrialisierung mindestens solange begleiten, wie das Unternehmen eine führende Technologie vorzeigen kann. Die Welt in 30 Jahren wird durch eine nahezu komplett automatisierte Industrieproduktion gekennzeichnet sein – in allen Branchen und Sektoren. Sogar Großküchen, in denen in Krankenhäusern, Behörden, Unis und anderen Kantinen Essen zubereitet wird, werden mit Hilfe von Küchenrobotern weitgehend automatisiert arbeiten. Dass in großen Lagerhallen Menschen täglich um die 20 Kilometer per Fuß zurücklegen müssen, um Artikel in großen Regalen zu suchen, wird auch bald der Vergangenheit angehören. Der Siegeszug der Robotik wird unaufhaltsam sein. Darum investiere ich Kuka.
Hier ist mein Investmentdepot
Ich bin gespannt wo mich die Reise hinführen wird
Mein Trading-Depot und Investment-Depot sind zusammen nun quasi ein geschlossener Kreislauf. Alles Geld, das ich mit Trading verdiene, werde ich sukzessive abheben und in Investments stecken. Irgendwann – so hoffe ich – wird dann mein Investment-Depot deutlich größer werden als mein Trading-Depot. Die stabile Kapitalkurve im Trading-Depot gibt mir Sicherheit. Die hoffentlich hohen Renditen im Investment-Depot, wenn ich auf die richtige Aktien setze, geben mir die Perspektive, die vollständige finanzielle Freiheit zu erreichen.
SAP ist natürlich ein risikoaverses Investment. Ich erwarte für die Aktie eine jährliche Rendite zwischen 10 und 15%. Mehr wage ich mir mit SAP nicht zu erhoffen. Mittelfristig möchte ich auch Aktien mit geringeren Börsenwerten zwischen 100 und 500 Mio. € in mein Investment-Depot aufnehmen, aber momentan sind die Bewertungen in den deutschen Nebenwerten-Segmenten einfach zu hoch, so dass ich erst einmal mit Blue Chips gestartet habe. Für SAP habe ich ein 15er KGV basierend auf den Gewinnerwartungen für dieses Jahr bezahlt. Mit einem 15er KGV fühle ich mich bei einem Burggraben-Unternehmen wie SAP wohl. Höhere Multiples müssten durch deutlich höhere Wachstumsraten kompensiert werden.
Fazit: Der Start meines Investment-Depot ist geglückt. Ich betrachte es als gutes Omen, denn die kurzfristige Entwicklung ist bedeutungslos. Ein erstes Fazit kann ich mir in 5 Jahren erlauben. Begleiten Sie mich auf meinen Börsenabenteuern und sichern Sie sich den Zugriff auf mein Trading-Tagebuch.