Liebe Leser,
die Konjunktur in China soll in diesem Jahr voraussichtlich um 7% wachsen – das plant zumindest die chinesische Regierung. 2014 betrug das Wachstum noch 7,4%. Die Börsen haben Panik. Vielleicht ist das der Vorbote dafür, dass es in China statt 7% nur 5% Wachstum geben wird. Bei all der Theatralik der Märkte muss man aufpassen, nicht die Tatsache aus den Augen zu verlieren, dass die Weltwirtchaft weiter stark expandieren wird: 2016 vermutlich um über 3%.
2007 machte ich mir Sorgen. Wegen eines hohen Ölpreises von fast 150 USD je Barrel. Ich befürchtete eine zweite Ölkrise wie in den 1970er Jahren. 2015 muss ich mir um die Ölversorgung keine Gedanken machen. Der Preis versinkt im Boden und das ist jetzt nicht sprichwörtlich gemeint. Was soll also die Weltwirtschaft am Wachstum hindern? China und Indien wachsen allein dadurch, dass bestehende Technologien adaptiert werden. Das ist ein struktureller Anpassungsprozess, der nicht einfach so von heute auf morgen endet.
Ich frage mich, warum ich eine BMW nach über 35% Kursverlust vom Jahreshoch nicht kaufen sollte! Das KGV auf Basis der letztjährigen Gewinne beträgt 8,9. Auf Basis der für dieses Jahr im Analystenkonsens geschätzten Gewinne sogar nur 8,2. Hat der BMW-Konzern im Jahr 2015 bei den Gewinnen sein Allzeithoch erzielt und wird nie wieder wachsen? Wohl kaum. Die gloable Autonachfrage steigt gemeinsam mit der Weltwirtschaftskraft.
Es war an der Börse schon immer so, dass Zweifel dann aufkommen, wenn die Kurse stark am Fallen sind. Was ja verständlich ist, denn wenn keine Zweifel über die Zukunft der Weltwirtschaft mit im Spiel wären, wäre ja niemand so bescheuert, die eigenen Aktien panisch aus dem Depot zu werfen.
Langfristig steigen Aktienmärkte in freien Gesellschaften. Das muss so sein, weil es technologischen Fortschritt gibt und die Menschheit lernt, neue Dinge zu produzieren oder bestehende Dinge mit weniger Ressourcen herzustellen.
Die größte Gefahr für Europa und die Weltwirtschaft ist die Obrigkeitshörigkeit der Bevölkerung mit der Liebe zu sozialistischen Lösungsansätzen. Transferzahlungen nach Griechenland sind nicht harmlos, denn dadurch werden nicht funktionierende Strukturen länger erhalten. Der bittere Preis ist langfristig eine höheren Staatsquote, was wiederum bedeutet, dass marktwirtschaftliche Entscheidungen zurückgedrängt werden und noch mehr Geld stattdessen von Politikern einem Verwendungszweck zugeführt wird. Das ist traurig und schlecht.
Was sollten Sie im Crash tun? Nutzen Sie Kursrückgänge, um Qualitätsaktien zu kaufen, mit dem Ziel diese 5 Jahre oder länger nicht verkaufen zu wollen. Diese Strategie ist die erfolgreichste Strategie zur Anlage überhaupt. Die Betonung liegt auf „Qualitätsaktien“. Unsichere und unprofitable Geschäftsmodelle sind Gift für jedes Investment-Depot. Investieren Sie nur in Firmen, die Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz haben. So ist sichergesellt, dass bei einem Aktienkauf die Zeit ihr wichtigster Verbündeter ist.
Viele Grüße
Ihr Simon Betschinger
Hinweis: Dies ist die Kolumne aus dem aktuellen “aktien” Magazin, für dessen Konzeption ich mich verantwortlich zeichne. Hier bei MasterTraders habe in meinen Channel “Der MasterTrader” den Crash am Montag genutzt, um mein neues Investment-Depot zu starten.