Liebe Börsianer,
ich hatte gestern bereits über meinen neuen Motivationsschub gesprochen und angekündigt wie ich die Zukunft meines Börsianer-Daseins betrachte. In den letzten Jahren hatte mir irgendwie der tiefe Sinn beim Trading gefehlt, weil es mich immer voll einspannte und die Freiheit, sich einfach mal ausklinken zu können, fehlte. Ich bin zu einer Zeit an der Börse „groß geworden“ als der Beruf des Traders gleichgesetzt wurde mit der Möglichkeit über die eigene Zeit weitgehend selbst zu bestimmen. Das hatte ich mich gereizt. Jeder kennt die Geschichten, mit denen Trader-Coaches gerne kokettieren, vom Leben auf dem Golfplatz, dann mal zwei Stunden handeln und schon ist der schöne Tag vorbei.
Aber irgendwie musste ich in den letzten Jahren feststellen, dass sich mein Trading-Stil mit viel Freizeit nicht verträgt. Die guten Trades lande ich nur, wenn ich aktiv das Geschehen und den Nachrichtenticker verfolge. Derzeit läuft mein Medigene-Trade. Und auch auf diese Chance nach der Kapitalerhöhung bin ich nur aufmerksam geworden, weil ich täglich den Nachrichtenticker lese und mir Notizen machen.
Ich suchte also für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre eine übergeordnete Börsenstrategie, die mir den Weg zu mehr individueller Zeiteinteilung eröffnet. Und jetzt bin ich fündig geworden. Wie schon berichtet: In Zukunft werde ich die mit meinem Trading erzielten Gewinne auf ein separates Investment-Konto überweisen. Auf dem Investment-Konto fahre ich dann eine langfristig ausgerichtete Value-Strategie. Mit allem was dazu gehört. Dazu gehört exzellente Qualitätsunternehmen zu kaufen, diese zu halten und auch mit diesen durch schlechte Zeiten zu gehen. Warren Buffett ist hierbei natürlich mein großes Vorbild.
Der Begriff „Value-Investing“ bedarf einer genaueren Definition. Ich werde kein Value-Investing in der Tradition von Benjamin Graham betreiben. Niedrige KGVs und hohe Buchwerte führen einen Investor zielsicher zu schlechten Firmen, die große Probleme haben. Ich werde Value-Investing in der Tradition von Buffet, Fisher und Munger betreiben. Hierbei wird „Value“ als Qualitätsbegriff definiert. Es ist oberstes Primat beim Investieren, dass eine Firma einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz besitzt. Ihr Geschäftsmodell sollte kaum kopierbar und möglichst nicht angreifbar sein. Wenn man solche Firmen, die diese Burggraben-Eigenschaften besitzen, zu vernünftigen Preisen kauft, winken hohe Renditen.
Dabei ist folgendes essentiell wichtig: Die Chance mit Value-Investing Renditen von über 30% pro Jahr zu erzielen, ergibt sich eigentlich nur dann, wenn man in Krisenzeiten einsteigt, also nach deutlichen Kurskorrekturen an der Börse. Hausse und Baisse sind dem System immanent. Große Vermögen werden meistens in der Krise geboren. Der Mut in unsicheren Zeiten zu kaufen, wenn das (vermeintliche) Risko groß ist, wird auf lange Sicht mit höheren Renditen belohnt.
Mein neuer Plan sieht also folgendermaßen aus:
1. Ich werde wie bisher mein „Trading-Konto“ handeln. Beim Trading akzeptiere ich kaum Verluste. Jedem Trade liegt eine Trading-Hypothese zugrunde und jeder Trade wird sofort beendet, wenn sich diese Trading-Hypothese als falsch entpuppt.
2. Gewinne aus dem Trading werde ich in ein separates Investment-Depot stecken. In diesem Depot lege ich mein Geld nach einer modernen Value-Strategie an. In diesem Depot gibt es keine Verlustbegrenzung und kein Stopp-Loss. Die Auswahl der Titel erfolgt rein nach fundamentalen Kriterien, unabhängig von der Markttechnik. Unterschätzen Sie bitte nicht die Schwierigkeiten der fundamentalen Aktienauswahl. Es ist enorm schwierig und komplex, die Geschäftsmodelle von Firmen langfristig dahingegend einzuschätzen, ob sie der internationalen Wettbewerbsdynamik stand halten oder ob sie von einem Sturm der schöpferischen Zerstörung hinweggefegt werden.
Ich betrachte es als einen gewissen Luxus, den ich im Leben erreicht habe, mich nun dem „Value-Investing“ widmen zu können. Die Renditen können hierbei außergewöhnlich hoch sein. Eine jährliche Performance von 30% pro Jahr über 10 Jahre lassen einen Anfangsbetrag von 100.000€ auf etwas mehr als 1,37 Mio. € anwachsen. Nach 20 Jahren wären es bereits über 19 Mio. €. Das sind die Summen, die die erfolgreichsten Investoren sogar noch deutlich übertroffen haben. Dass ich es als Trader geschafft habe erfolgreich zu sein, ist noch keine Garantie dafür, dass ich auch beim Investieren das Zeug dazu habe, zu den Besten zu gehören. Aber es ist immerhin mein persönlicher Anspruch. Warum bezeichne ich es als „Luxus“, Value-Investing betreiben zu können? Weil die Draw-Downs bei dieser Strategie natürlich hoch sind. In der Finanzkrise 2008 geriet jedes noch so solide Depot aus Qualitätsunternehmen unter die Räder. Ich rechne in meinem Investment-Depot mit Draw-downs von bis zu 40%. Das muss man erst einmal aushalten können. Und das kann ich jetzt, darum spreche ich von „Luxus“.
Was ist eigentlich mein Ziel? Ich möchte in die Situation kommen, in der ich ein siebenstelliges Portfolio aus High Quality Stocks aufgebaut habe, die im Idealfall jährlich hohe Dividendenzahlungen generieren, so dass ich mich einfach mal ein viertel Jahr dahingehend ausklinken kann, nicht mehr aktiv traden zu müssen, sondern solange abseits zu stehen, bis der Reiz wieder aktiv zu werden unwiderstehlich groß wird. Was mache ich in dieser Zeit? Bücher schreiben. Ja, Sie lesen richtig. Einfach mal 3 Monate lang konzentriert an einem Buch schreiben und den zeitlichen Freiraum zu haben, eine Geschichte oder eine Argumentation zu entwickeln. Das ist mein Plan.
Fazit: Nächste Woche lege ich los. Ich zahle 100.000€ auf ein Depot bei der ING Diba oder bei Flatex ein. Ich weiß es noch nicht genau. Und dann startet meine zweie Börsenkarriere. Wenn Sie mich auf meinem Abenteuer begleiten wollen, freue ich mich natürlich wenn Sie in meinem „Trading-Channel“ mitlesen. Hmm, beim Schreiben dieser Zeilen bemerke ich , dass der Name „Trading-Channel“ gar nicht passt, denn in Zukunft habe ich ja ein „Trading-Depot“ und ein „Investment-Depot“. Ich muss mir glaube ich einen neuen Namen ausdenken.