Liebe Trader,
40 Mrd. €! Vierzig Milliarden Euro. Das wird vermutlich der Verlust sein, den Deutschland in Griechenland erleidet. Wer hat Schuld daran? Angela Merkel. Sie hat die europäischen Gründungsverträge gebrochen und einem bankrotten Land Geld hinterhergeworfen. Angela Merkel wird zum kaum greifbaren Phänomen: Trotz einer irrationalen Politik, die ganze Volkswirtschaften ausbremst, schafft sie es in Meinungsumfragen weiter beliebt zu sein – zumindest in Deutschland. Den Griechen selbst darf man nicht böse sein. Sie tun für sich das einzig Rationale: Eine Regierung wählen, die eine Befreiung von der Schuldenlast verspricht. Den moralische Zeigefinger Richtung Griechenland zu erheben ist unangebracht, denn es war Merkels freie Entscheidung das Geld zu versenken und das Volk jubelt ihr zu.
Auch die EZB hat letzte Woche für Schlagzeilen gesorgt. Mit einem Anleihekaufprogramm in Höhe von über 1 Billion Euro. 5 Jahre hat die EZB gebraucht, um der FED nachzueifern und um zu der Erkenntnis zu kommen, dass eine Geldflut zur Bekämpfung einer Staatsschuldenkrise Sinn macht. Nun hat sich die EZB um Mario Draghi aber leider viel zu lange mit theoretischen Diskussionen aufgehalten, dass sich die Ziele des Anleiheaufkaufprogramm mittlerweile verschoben haben. Offizielles Ziel ist Ankurbelung der Inflation. Inoffizielles Ziel ist die Schwächung des Euro, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Damit hat eine Zäsur stattgefunden: Der Euro wird von der EZB nun offenbar als weiche Währung betrachtet, so wie früher in den südeuropäischen Staaten.
Ich bin ein Gegner der EZB-Intervention, weil ich sie in dieser Form langfristig für schädlich halte. Die EZB-Milliarden, die jetzt in die Anleihemärkte fließen, nehmen den Reformdruck von Ländern wie Frankreich und Spanien. Wie groß wird der politische Reformwille sein, wenn sich Italien, Spanien und Frankreich weiter problemlos verschulden können? Sehr gering.
Wer meckert, muss auch Alternativvorschläge haben.
Problemanalyse:
Die EZB hat das Problem, dass die aggregierte Nachfrage in Ländern wie Spanien etc. zu schwach ist und dass die Inflation deutlich unter dem Zielkorridor von 2% liegt.
Lösungsvorschlag:
1. Die EZB hätte von der EU-Kommission die Auflage eines speziellen Investitionsfonds fordern müssen. Ein Fonds, der direkt realwirtschaftlich investiert und Aufträge an private Konzerne vergibt.
2. Die EZB erklärt sich bereit, diesen Investitionsfonds zu finanzieren. Dann hätten wir neu geschöpftes Geld direkt im Wirtschaftskreislauf. Und genau das brauchen wir ja jetzt aktuell.
3. WICHTIG: Die EZB knüpft die Finanzierung des Investitionsfonds an die Bedingung, dass Länder wie Spanien und Frankreich gewisse Wirtschaftsreformen erfüllt haben müssen. Der Fonds darf nur in Länder direkt investieren, die gewissen Rahmenbedingungen in der Arbeitsmarktgesetzgebung etc. erfüllen.
Damit hätte Mario Draghi 3 Ziele auf einmal erreicht. Er würde die aggregierte Nachfrage ankurbeln. Er würde die Inflation Richtung 2% erhöhen und er würde Reformdruck ausüben.
Dies ist das Editorial aus dem aktuelle Trader Think Tank Magazin von www.traderfox.de