Liebe Trader,
wenn Leute mit einer Situation überfordert sind, oder eine Sache nicht bis zum Ende denken, kommt so etwas dabei heraus wie am Donnerstag: Die Schweizer Nationalbank gab den Mindestkurs zum Euro auf und vergibt damit eine einzigartige und historische Chance. Die Schweiz hatte die Möglichkeit zu einer unfassbar reichen Nation aufzusteigen, in der Schweizer Bürger nahezu keine Steuern mehr hätten bezahlen müssen, weil ihr Land im Geld ertrinkt. So etwas gab es noch nie. Die Schweiz hätte von einer Spekulationsblase ungeheuren Ausmaßes profitiert. Doch zunächst der Reihe nach.
Normalerweise haben feste Wechselkurssysteme nicht lange Bestand. Denn früher oder später müssen die Notenbanken gegen die Abwertung ihrer Währung intervenieren. Das geht nur, indem ausländische Devisenreserven, die endlich und begrenzt sind, verkauft werden. Vor einer solchen Situation steht derzeit zum Beispiel die russische Notenbank, die den Rubelverfall stoppen will. Sie tut dies über den Verkauf ausländischer Devisen, von denen sie aber nur in begrenztem Umfang verfügt. Langfristig werden sich die Marktkräfte durchsetzen.
Ganz anders sieht es mit dem Wechselkurs der Schweiz aus. Durch einen humvorvollen Streich des Schicksals hat sich die Schweiz, ein kleines Land mit gerade einmal 8,2 Millionen Einwohnern, zum Zufluchtsort des internationalen Großkapitals entwickelt. Die Schweizer Nationalbank wurde zu einem Devisenkurs 1,20 EUR/CHF mit Euro und Reichtümern geradezu überschüttet. All das Geld, das ihr zugetragen wurde, konnte sie über die eigene Notenbankdruckerpresse finanzieren. Und das ist eine tolle Sache, denn mit dem ganzen Geld kann sie weltweit auf Einkaufstour gehen. Egal ob ein paar Immobilien in New York und London, ganze Unternehmen, Rohstoffe oder Anleihen. Die Möglichkeiten waren grenzenlos.
Solche extrem irrationalen Kapitalströme gibt es nicht oft. Man nennt sie Spekulationsblasen. Die erste dokumentierte Spekulationsblase ist die Tulpenmanie in Holland. Der Preis der Tulpensorte „Semper August“ stieg von 1000 Gulden im Jahr 1623 auf 30.000 Gulden im Jahr 1637. Das Durchschnitteinkommen in den Niederlanden betrug lediglich etwa 150 Gulden und die Häuser in bester Lage von Amsterdam waren für 10.000 Gulden zu haben. Man muss solche Spekulationsblasen als Sturm der Irrationalitäten nicht verstehen, es reicht die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Nun steht also die Schweiz sinnbildlich im Sturmzentrum einer solchen Spekulationsblase. Aufgrund kaum überschaubarer Kräfte fließen Milliarden von Euro und Dollar in dieses kleine Land, dessen Wirtschaftsleistung global absolut unbedeutend ist. Wenn kluge Menschen in der Schweiz und in der Schweizer Nationalbank an der Macht gewesen wären, dann hätten sie diese Spekulationsblase genutzt, um unvorstellbare Vermögenswerte anzuhäufen. Soll doch jeder sein Geld in die Schweiz tragen. Es wäre ein Tausch Papier gegen Immobilien, Papier gegen Unternehmen oder Papier gegen Rohstoffe. Ich hätte einen Staatsfonds gegründet, indem diese Vermögenswerte aufbewahrt worden wären und jedes Jahr hätte es für Schweizer Bürger eine Ausschüttung der Erträge gegeben.
Fazit: Stell dir vor, man überschüttet dich mit Geld und du schreist: „Hilfe, hört auf damit“. Du wärst ein ziemlich dämlicher Narr.
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