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Die 3D Drucker Revolution, Teil 2 (der Expansionspfad)

Liebe Leser,

eine Basistechnologie, die in der Wirtschaft sowohl bei den Haushalten als auch bei den Unternehmen zu ganz erheblichen Veränderungen führt, bezeichnen Ökonomen als „General Purpose Technology (GPT)“. Eine GPT muss drei besondere Leistungsmerkmale erfüllen:

Pervasiveness (breite Durchdringung): Die Technologie muss in einer Vielzahl von Industriesektoren Verwendung finden. Technologische Dynamik (Technological Dynamism): Die Technologie muss qualitativ und von der Kostenseite einem stetigen Verbesserungsprozess unterliegen. Ein gutes Beispiel sind Computerchips, die immer leistungsfähiger wurden und trotzdem kostengünstiger produziert werden konnten. Induzierte Innovationen (Innovational Complementaries). Die Technologie muss für neue Branchen und neue Geschäftsmodelle eine Art „Türöffner-Funktion“ erfüllen und weitere Innovationen induzieren. Beispiel: Durch die Erfindung von Mikrochips und Computern wurde Software- und Internetfirmen erst die Geschäftsgrundlage geebnet.

Bei der Informations- und Computertechnologie handelte es sich ohne Zweifel um eine GPT. Das untenstehende Schaubild zeigt die zunehmende Durchdringung der US-Industrie mit Computern und Software im Zeitraum 1960 bis 2003. Die Effizienz- und Kostenvorteile durch den Einsatz von Computer waren so immens, dass jedes Unternehmen diese neue Technologie adaptieren musste.


Quelle: Agion und Durlauf (2005).

Handelt es sich bei der 3D Drucker Technologie ebenfalls um eine GPT? Die Kriterien „Technological Dynamism“ und „Innovational Complementaries“ sind auf jeden Fall erfüllt. Das Kriterium „Pervasiveness“ würde ich nur in abgeschwächter Form als erfüllt betrachten, wobei wir an dieser Stelle über die Limitationen der Technologie nur spekulieren können. Prinzipiell ist es möglich über einen Fabber (Kurzform für digital fabricator) neben mechanischen Bauteilen und elektronische Schaltkreise aufzubauen. Ob die 3D Technologie ein solches Potenzial in absehbarer Zeit wird abrufen können, mag ich allerdings nicht zu beurteilen.

Eine ähnliche Durchdringung der Wirtschaft wie die Informationstechnologie werden 3D Drucker vermutlich nicht erreichen. Wie groß der Anteil dieser Technologie und ihrer induzierten Technologien sein wird, hängt davon ob, ob komplett neue Geschäftsmodelle darauf aufsetzen werden. Ich hatte in meinem letzten Beitrag die Vermutung geäußert, dass die Robotik ein neues Geschäftsfeld sein könnte, das maßgeblich durch die Möglichkeiten der 3D Drucker Technologie induziert wird.

Der Expansionspfad

Die Kernthese meines Theorieartikels über 3D Druck war, dass es in Folge der 3D Drucker Technologie zu einer Explosion der Innovations- und Schöpfungskraft kommen wird. Die 3D Drucker Technologie wird für Unternehmen das maßgebliche Werkzeug sein, um aus digitalen Produktideen reale Produkte zu erschaffen. Wenn ich im Folgenden versuche, Beispiele dafür zu finden, wie 3D Drucker eingesetzt werden können, dann ist das gleichbedeutend als ob ich im Jahr 1998 die Erfolge des iPhones oder von Facebook hätte voraussehen müssen. Also eigentlich unmöglich. Ich möchte dennoch versuchen, einige Einsatzmöglichkeiten der Technologie aufzuzeigen.

Der größte Markt, in dem ein exponentielles Wachstum stattfinden kann, sind 3D Drucker für den Endverbraucher. Die Wachstumsexplosion wird beginnen, sobald 3D Drucker verfügbar sind, die mit verschiedenen Materialien und Farben arbeiten können. Farbe ist das fehlende, aber gleichzeitige wichtigste Element, um schöne 3D-Figuren und Skulpturen herzustellen, die den Geschmack der Menschen treffen. Ich glaube, dass der Weg zu solchen 3D Druckern gar nicht mehr weit entfernt ist. Die Figuren können mit einem einfarbigen Material wie bisher gedruckt. Die Farbe kommt nur bei Oberflächen-Pixeln ins Spiel, die nach außen hin sichtbar sind. Untenstehendes Video zeigt eine Schleich-Figur:

Kommerzielle 3D Drucker können die Auflösung von Schleich-Figuren bereits annähernd erreichen. Lediglich für die Einfärbung ist noch ein weitere Produktionsschritt erforderlich wie das Video vom Anbieter figureprints.com zeigt.

Sobald solche 3D Drucker verfügbar sind, die die Oberfläche von Gegenständen beliebig einfärben können, wird schöpferische Zerstörung beginnen. Schöpferische Zerstörung ist der Prozess, der das Wirtschaftssystem von innen heraus revolutioniert, indem alte Produktionsstrukturen obsolet und durch neue ersetzt werden. Durch die Möglichkeit Plastik-Gegenstände in Farbe auszudrucken, werden milliardengroße Märkte unmittelbar von der schöpferischen Zerstörung bedroht sein.

In jedem Spielwarengeschäft findet man Figuren von Schleich, Modellbauflugzeuge von Revell, Barbie-Puppen von Mattel, Kontruktionskästen von Lego, Bauklötze der Marke Duplo oder Action-Figuren von Hasbro. Die klassischen Vertriebswege dieser Produktgruppen wird von 3D Druckern genauso bedroht sein wie die Musikindustrie einen radikalen Wandel durch das Aufkommen digitaler Musik-Stores erfahren hat. Eine stetig wachsende Zahl von privaten Haushalten wird 3D Drucker besitzen und die genannten Produkte nicht mehr in den Fachgeschäften kaufen, sondern die digitalen Designs herunterladen und dann zum Beispiel eine Action-Figur ausdrucken. Das Argument, dass die Massenproduktion konkurrenzlos günstig ist, zählt nur bedingt, da der Preis etwa einer Barbie-Puppe wohl ein Vielfaches über den Herstellungskosten liegt. Zudem werden 3D Drucker einer technologischen Dynamik unterliegen, die den Preis für Rohmaterial und den Drucker selbst stetig senken werden.

Dieser beschriebene Expansionspfad ist davon abhängig, ab wann mehrfarbige 3D Drucker, die Plastikgegenstände in hoher Auflösung, für unter 1000 USD zu haben sein werden. Das wird vermutlich noch zwei bis drei Jahre dauern. Aber dann wird eine Explosion der Schöpfungs- und Innovationskraft von Unternehmern und Designern beginnen, die einen vergleichbaren Nachfrage-Boom nach digitalen Designs auslösen wird wie Apples iPad die Nachfrage nach Apps angekurbelt hat. Thingiverse ist die derzeit größte Maker-Community, auf der 3D Designer ihre digitalen Produkte veröffentlichen können. Es werden heute bereits auf Basis der beschränkten technologischen Möglichkeiten Taktikspiele, Kugelbahnen, Designgegenstände, mechanische Faszinationen, Flugzeuge, Quatrokoper oder Spielzeugautos angeboten. Der Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt. Und ich bin in der Tat davon überzeugt, dass der Handel mit diesen digitalen Designs explodieren will, sobald 3D Drucker den vor obigen Entwicklungsstand erreicht haben.

Schon zuvor werden sich meiner Einschätzung nach ab 2014 folgende 3D Drucker Anwendungen für Konsumenten durchsetzen: Erstens: „3D-Fotos“ bzw. Skulpturen. Das Smartphone wird zum Scanner, um 3D Strukturen zu erfassen und zu digitalisieren. Vom Party-Motiv zur fertigen Skulptur ist es nur für den Konsumenten nur noch ein Klick. Die digitalen Designs werden an 3D Druck Dienstleister versendet, die dann mit leistungsfähigen, kommerziellen 3D Druckern die Skulptur materialisieren und verschicken. Zweitens werden 3D Drucker als letzter Produktionsschritt in der industriellen Fertigung integriert, um Produktdesigns zu individualisieren. Das Design wird losgelöst von der Technologie. Wenn ich heute ein Auto kaufe, kann ich unter eine Vielzahl von Individualisierungsmöglichkeiten wählen. Wenn ich in zwei Jahren ein neues Smartphone kaufe, werde ich vermutlich öfters die Wahl zwischen verschiedenen, individuellen und persönlichen Designs haben. Am Ende der Fertigungsprozesses werden in Fabriken immer häufiger 3D Drucker auftauchen, die spezifische Kundenwünsche beim Aussehen des Produkts berücksichtigen können.

Fazit:

3D Drucker werden ab 2014 verstärkt in der industriellen Fertigung als letzter Produktionsschritt zum Einsatz kommen, um Produktdesigns komplett individualisierbar zu machen . Das Produktdesign wird getrennt von der Produkttechnologie. Dieser Trend wird den Markt für kommerzielle 3D Drucker enorm beflügeln. Sobald 3D Drucker verfügbar sein werden, die mehrfarbige Plastikgegenstände in hoher Auflösungen drucken können, wird das exponentielle Wachstum beginnen. Ich schätze diesen Zeitpunkt auf 2015/2016. Der Prozess der schöpferische Zerstörung wird Anbieter wie Lego, Schleich, Hasbro, Revell, Mattel oder auch Ravensburger zu einer radikalen Veränderung ihrer Geschäftsmodelle zwingen. Eventuell werden sogar komplett neue Unternehmen, die sich von Anfang an auf digitale Designs spezialisiert haben, zu neuen Marktführern emporsteigen. Die Maker-Community auf Thingiverse gibt heute bereits einen Vorgeschmack darauf, wie 3D Drucker die unternehmerische Schöpfungskraft beflügeln werden. Die Vorstellungskraft von Menschen ist begrenzt. Es war schon immer die Aufgabe von Unternehmern, neue Produkte einzuführen, von denen die Menschen zuvor nicht wussten, dass sie sie haben wollen. Auch im Bereich 3D Drucker werden sich vermutlich Geschäftsmodelle hervortun, an die heute noch kaum jemand denkt, außer die Unternehmer, die in 10 Jahren Eigentümer neuer Milliardenkonzerne sein werden. Jede revolutionäre Technologie hat neue Unternehmen hervorgebracht, die aus dem Nichts an die Weltspitze gestiegen sind.

Ich vermute, dass der Bereich Robotik durch 3D Drucker einen unvorsellbaren Aufschwung erleben wird. Eine komplett neue Branche wird enstehen. Untenstehendes Video zeigt die ersten Versuche der Maker-Community Androiden zu erschaffen. Die Möglichkeit, einen Roboter zu erschaffen, ist nicht mehr durch das Kapital limitiert, das benötigt wird, um Maschinen zur Herstellung zu kaufen. Die einzige Limitation ist nun die Cleverness und das Know-how der Entwickler, um intelligente Roboter zu programmieren. Die Mechanik solcher Roboter oder Andoiden wird in Kürze frei in Form digitaler Designs und Produktionsanleitungen verfügbar sein. Ich kann meine Begeisterung nur schwer verbergen.

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