Liebe Leser,
legendär ist die Spekulation von George Soros gegen das Pfund Sterling, mit der er 1992 die Englische Notenbank in die Knie zwang. Soros gelangte zu der Überzeugung, dass das Pfund Sterling überbewertet sei und startete eine umfangreiche Shortspekulation gegen die englische Währung. Die Englische Notenbanken musste Fremdwährungsreserven verkaufen, um den Kurs des Pfund Sterlings zu stabilisieren. Hintergrund für die Notwendigkeit, den Kurs zu stützen, war das Europäische Währungssystem (EWS). Dieses Währungssystem trat 1979 in Kraft. Die teilnehmenden Länder verpflichteten sich die Wechselkursschwankungen der europäischen Währungen untereinander auf eine Bandbreite von 4,5% zu beschränken.
Heute ist eine andere Notenbankintervention in alle Munde. Die Schweizerische Notenbank suchte 2011 nach Möglichkeiten, die dramatisch schnelle Aufwertung des Schweizer Franken zu stoppen. Für Exportunternehmen in der Schweiz war der hohe Wechselkurs nicht mehr tragbar. Die schweizerische Industrie drohte an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Also entschloss sich die Schweizer Notenbank (SNB) zu einem Deckel. Unter einem Referenzkurs von 1,20 EUR/CHF kauft die Notebank in beliebiger Menge Euro auf und bezahlt diese mit neu gedruckten Schweizer Franken. Diese Intervention ist mit der Intervention der Englischen Notenbank 1992 daher nicht vergleichbar. Die Englische Notenbank musste Fremdwährungsreserven verkaufen, um eine Abwertung von Pfund Sterling zu verhindern. Diese Fremdwährungsreserven sind begrenzt. Die Schweizerische Nationalbank muss Euro ankaufen und kann Schweizer Franken verkaufen, um eine weitere Aufwertung zu verhindern. Sie kann Schweizer Franken in jedem beliebigen Umfang drucken.
Es wurden in den letzten Monaten zahlreiche Spekulationen gegen die Schweizerische Notebank gestartet, wenn man Presseberichten glauben darf. Doch ich bin der Meinung, dass die Schweizerische Nationalbank mit ihrer Intervention erfolgreich sind. Wenn die SNB Schweizer Franken druckt, um eine Aufwertung zu verhindern, dann steigt dadurch die Geldmenge. Mit der steigenden Geldmenge sinkt auch der theoretische Wert des Schweizer Franken. Nehmen wir also an, die SNB muss Schweizer Franken in einer Größenordnung von 100 Mrd. CHF drucken und nimmt dafür Euro entgegen. Die Wirtschaftsleistung der Schweiz ist gleich geblieben, die Geldbasis hat sich um 100 Mrd. CHF erhöht. Irgendwann werden sich die Käufer von Schweizer Franken fragen, ob die Währung wirklich immer noch werthaltig ist und irgendwann wird sich der Trend dann umkehren.
Die Intervention der SNB ist am ehesten mit der Geldpolitik Chinas vergleichbar. China manipuliert den eigenen Wechselkurs ganz gezielt und nutzt die aufgenommen Währungesreserven zum Kauf von ausländischen Assets. Wenn die Schweizerische Notenbank also etwas mutiger wäre, würde sie dankend soviele Euro annehmen wie sie bekommen kann und damit ausländische Realwerte kaufen, zum Beispiel deutsche Immobilien oder Unternehmensanteile. Ich als Chef der SNB würde so verfahren. Es ist im Grunde genommen eine gigantische Jahrhundertchance für ein kleines Land wie die Schweiz, dass aus Angst vor einem Euro-Kollaps diese Fluchtbewegung in den Schweizer Fanken stattfindet. Die Schweiz könnte sich auf Jahrzehnte hinweg sanieren, indem sie die aufgenommenen Fremdwährungsreserven aufnimmt und dafür ausländische Asssets kauft. Sie hat ja prinzipiell keinen Zwang diese Asset sofort wieder abzustoßen, wenn der Kurs EUR/CHF zu steigen beginnt. Die SNB könnte zu 1,20 EUR/CHF die Euros entgegennehmen und dann erst wieder an einer Schwelle von 1,50 EUR/CHF verkaufen.
Gibt es Inflationsgefahen, wenn die SNB Schweizer Franken druckt? Nein, ich glaube diese sind so gut wie nicht vorhanden, weil ich den Kapitalstrom in die Schweiz als reine Sicherheitsinvestment analysiere. Ein Investor, der aus Angst vor der Euro-Krise beispielsweise 100 Mio. € in der Schweiz parkt, wird mit diesem Geld nicht auf den realen Asset- oder gar Gütermärkten aktiv. Der Investor parkt meiner Einschätzung nach das Geld nur, um es nach der Euro-Krise wieder zurückzuholen.
Ich bin mir also sicher, dass die SNB die Intervention gewinnen wird und dass irgendwann das Fluchtkapital, das aus dem Euro-Raum in den Schweizer Franken als sicherer Hafen geflüchtet ist, wieder den Weg zurück in den Euro nehmen wird. Wann wird das sein? Vermutlich kurz danach, wenn die EZB die Zinsschranken für europäische Anleihemärkte offiziell verkündet und damit das Risiko eines Staatsbankrotts eines großen europäischen Staates quasi auf Null sinkt.
Weil sich der Kurs von EUR/CHF genau an der Interventionsschwelle der SNB bewegt, bietet sich natürlich ein Hebel 100 Derivat an, weil das Risiko durch Kursschwankungen ausgestoppt zu werden, quasi nicht vorhanden ist. Der größte Feind bei dieser Spekulation sind die Finanzierungskosten. Wenn ich 10.000€ in EUR/CHF mit Hebel 100 investiere, stemme ich quasi ein Investitionsvolumen von 1.000.000€. Wie sich diese Finanzierungskosten in einem Zeitwertverlust des Derivates äußern, zeigt untenstehendes Chartbild.
Es wird also auf das Timing ankommen. Wenn ich den Trade eröffne, dann muss der EUR/CHF Kurs sehr schnell zu steigen beginnen. Ich warte also auf ein Pivotal Point Ereignis. Das kann eine klare EZB-Intervention sein, die die Anleihemärkte von Spanien und Italien dauerhaft stabilisiert. Wenn ich den Trade eingehe, informiere ich natürlich meine Kunden im Trading-Channel. Und eines bitte nie vergessen. Wir reden hier von keinem normalen Trade und auch von keinem normalen Investment. Ich bespreche hier eine knallharte Börsenspekulation, bei der das gekaufte Derivat komplett an Wert verlieren kann.