Liebe Abonnenten,
letzte Woche habe ich eine kleine Côte D’azur Rundfahrt unternommen. Die Landschaft und die Küste sind wunderschön. Städte wie Nizza, Cannes oder Monte Carlo werden allerdings maßlos überzeichnet. Es sind keine schönen Städe, finde ich! Ich hatte mir eigentlich schon immer vorgenommen im Casino in Monte Carlo 1000€ auf eine Zahl zu setzen. Wenn ich gewinnen sollte, so war mein Vorhaben, würde ich den gesamten gewonnenen Betrag erneut auf eine Zahl setzen. In jedem anderen Casino würde das Tischlimit dies nicht erlauben, in Monte Carlo wäre es möglich. Zweimal Glück haben, und schon würde sich im Leben durch den Gewinn ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Letztendlich habe ich mein Vorhaben nicht umgesetzt. Aus irgendeinem Grund widerstrebt mir das Spiel. Weder bin ich ein Spieler, noch fühle ich mich wohl dabei, dem Lauf der Roulette-Kugel nach dem “Rien ne va plus” zu folgen und alleine dem Zufall ausgeliefert zu sein. Es war auf der Heimfahrt kein schönes Gefühl, zu realisieren, dass ich zunehmend risikoaverser werde. Beim Trading ergeht es mir derzeit ähnlich. Ich beginne das Risiko zu hassen und bin mir nicht darüber im Klaren, ob es an den Politbörsen liegt, die Trading zu einem Spiel machen das mit dem Roulettespiel vergleichbar ist oder ob sich meine persönlichen Präferenzen in den letzten Jahren geändert haben.
Der Freitag war ein phänomenaler Handelstag. Alle Assetklassen haussierten. Insbesondere die stark überverkauften Märkte in Spanien und Italien gingen durch die Decke, weil diese beiden Länder unumstritten zu den großen Gipfelgewinnern gehören. Dem ESM soll es nun gestattet sein, Staatsanleihen am freien Markt und auch direkt von den Staaten selbst aufzukaufen. Die Staatenfinanzierung wird vom ESM und damit der europäischen Haftungsgemeinschaften übernommen. Es ist wahr, dass ich bei dieser Vorstellung der Frustration sehr Nahe bin. Ich würde ein markliberales System, indem jeder für seine Handlungen auch die Verantwortungen übernimmt, bevorzugen. Dann wäre Griechenland schon vor zwei Jahren in den Bankrott gerutscht und Deutschland wäre jetzt nicht in unkalkulierbaren Bürgschaften involviert. Aber es ist auch wahr, dass durch die Gipfelbeschlüsse eine Stabilisierung am Aktienmarkt eintreten dürfte. Wenn sich Italien und Spanien wieder refinanzieren können und die Anleiherenditen fallen, dann wäre das “Problem Nr. 1” der letzten Monate wieder neutralisiert. Schade, dass ich am Freitag nicht am Trading-Desk war, aber dennoch glaube ich, dass wir jetzt wieder bullisch denken sollten, liebe Leser!
Es gibt derzeit nur zwei ernstzunehmende börsennotierte Firmen, die im 3D Drucker Markt mitmischen 3D Systems und Stratasys. In beiden Aktien bin ich investiert und in beiden Titeln stellten sich letzte Woche deutliche Kurssteigerungen ein. Der Cube von 3D Sytems ist der erste 3D Drucker, der nach dem Plug and Play Prinzip funktioniert. Er kostet derzeit 1299 USD. Um einen Gegenstand auszudrucken, muss lediglich ein 3D-Design heruntergeladen werden und dann legt der Drucker auf Knopfdruck los. Wenn diese 3D Drucker in drei oder vier Jahren für 300 USD oder ähnlich günstige Beträge zu haben sein werden, dann werden sie sich in den Haushalten ähnlich schnell verbreiten wie in den 90er Jahren gewöhnliche Papierdrucker. Die führenden Unternehmen dieser Branchen werden meiner Schätzung nach anfangs Börsenwerte zwischen 10 Mrd. USD und 30 Mrd. USD haben. Wenn die Branchen reifer geworden ist, etwa in 10 Jahren, könnte der führende Anbeiter sogar Börsenwerte zwischen 50 Mrd. und 100 Mrd. USD auf die Börsenwaage legen. Ich gehe davon aus, dass es mit 3D-Designs ähnlich laufen wird wie heute mit dem iPad und den dazugehörigen Apps. Designer entwerfen neue Gegenstände und neue Bauteile. Endanwender können diese Designs dann günstig kaufen und über ihre 3D Drucker materialisieren. Das geniale an dem Geschäftsmodell von 3D System und Stratasys ist, dass diese Unternehmen bei jedem Druckvorgang am Rohmaterial mitverdienen. Die Wertschöpfungstiefe dürfte enorm sein.
Statasys gab am Freitag eine Kooperation mit dem Oak Rige National Laboratory zur Entwicklung neuer Fertigungsverfahren bekannt.
(Video zur Kooperation). Das U.S. Department of Energy (DOE) sieht in der 3D-Druckertechnologie hohe Chancen, langfristig in der US-Wirtschaft Energie einzusparen und den Rohstoffverbrauch zu reduzieren. Beim klassischen industriellen Herstellungsprozess müssen zum Beipsiel erst Gußformen aus Metall erstellt werden. Es findet für die Produktion des gewünschen Gegenständes ein hoher Materialverbrauch statt. Durch 3D-Druck fließt das Rohmeterial direkt in die Produktion der Gegenstände. Zudem können Transport- und Lagerkosten eingespart werden. Die Aktie von Stratasys stieg am Freitag um 5% auf 49,50 USD.
3D Systems gab letzte Woche bekannt mit dem “VisiJet® Rohmaterial” die sogenannte “USP Class VI” Zertifizierung errreicht zu haben. Die Materialien sind nun für eine Vielzahl von medizinischer Anwendungen einsatzbar. Viele Beispiele für medizinische Einsatzmöglichkeiten der 3D-Drucker von 3D Systems finden Sie hier:
-> http://printin3d.com/solutions/healthcare
Die 3D Systems Aktie konnte letzte Woche erneut auf ein Allzeithoch vorstoßen. Ich warte wie angesprochen auf die nächste heftige Korrektur, die über 30 USD ein lokales Tief bildet, um meine Position aufzustocken!
Hier ist meine aktuelle Depotübersicht von Cortal Consors mit den US-Aktien
Ich spiele die 3D Drucker Story derzeit erst mit 67k. Das ist noch zu wenig. Ich muss auf 100k aufstocken, werde aber bei der Positionsaufstockung keine großen Risiken eingehen.
Hier ist meine aktuelle Depotübersicht von Vitrade mit den deutschen Aktien
Ich war am Freitag leider nicht am Trading-Desk und konnte auf das bullische Erwachen nicht reagieren. Im Depot befindet sich nur die vorletzte Woche gekaufte Lanxess-Position. Ich muss morgen mal die Entwicklung abwarten und dann entscheiden wie ich meinen Investitionsgrad aufstocke.
Eine deutsche Aktie, die ich für sehr aussichtsreiche halte ist Tom Tailor! Der Modekonzern gab am 20. Juni die Übernahme der Handelskette Bonita bekannt und wächst damit in eine komplett neue Umsatzdimension hinein. Tom Tailor mit Bonita zusammen hätte 2011 einen Umsatz von etwa 790 Mio. € erwirtschaftet. Mit Bonita kann Tom Tailor eine komplett neue Zielgruppe jenseits von 45 Jahren erschließen. Mit einer EBITA-Marge von 15,7% arbeitete der Bonita-Konzern bislang deutlich profitabler als Tom Tailor selbst.
Die Übernahme macht Sinn, weil Tom Tailor erstens eine komplett neue Zielgruppe hinzugewinnt und zweitens für das bestehende Sortiment neue Vertriebskanäle nutzen kann. Über Skaleneffekte bei Beschaffung und Logistik sollen bis 2015 jährlich Einsparungen von zehn Millionen Euro erzielt werden. Tom Tailor bezalt für Bonita 150 Mio. € in Bar und den Rest in Form eines Aktienpaketes in Tom Tailor Aktien. Dazu muss noch eine Kapitalerhöhung durchgeführt werden.
Ich habe die Situation untenstehend im Chart skizziert
Tom Tailor besitzt derzeit eine Börsenkapitalisierung von 212 Mio. €. Mit der Bonita-Übernahme wird mittelristig ein Umsatz von deutlich über 800 Mio. € darstellbar sein. Die bestehende Aktienanzahl wird durch die geplanten Kapitalerhöhungen (7,65 Mio. Aktien) um etwa 46% ausgeweitet, so dass sich ein voraussichtlicher Zielwert der Marktkapitalisierung von 300 Mio. € ergibt. Das wäre eine KUV von 0,375. Wenn der neue Tom Tailor Konzern zusammen mit Bonita durchstarten kann, würde sich meiner Einschätzung nach ein Kurspotenzial von über 100% ergeben. Hochprofitable Moderkonzerne wie Gerry Weber werden mit KUVs von über 2 bewertet.
Fazit: Die Chancen überwiegen meiner Ansicht nach nun mit der Tom Tailor Aktie!