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Ein Aufschwung wäre ganz einfach möglich! USA 1939 bis 1945: Das Paradebeispiel keynesianischer Theorie!

Liebe Leser,

es gibt in Deutschland einen Überhang von Sparkapital wie noch nie zuvor in der Geschichte. Zweijährige Kredite bekommt Deutschland bereits zum Nulltarif. Selbst für dreißigjährige Schuldtitel bezahlt Deutschland nur noch 1,8% Zinsen. Einen Schreck bekam ich als ich am Freitag die Inflationserwartung des Marktes studierte, die sich aus der Differenz von gewöhnlichen Bonds und inflationsgeschützten Bonds ergibt. Die durchschnittliche jährliche Inflationserwartung in Deutschland ist auf 0,7% eingebrochen. Wir befinden uns in der sogenannten Liquiditätsfalle. Kein noch so niedriger Zinssatz ist in der Lage, die Investitionstätigkeit anzuregen. Das Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung hat einen Nullpunkt erreicht. Wenn die Mehrheit der Wirtschaftssubjekte ihre Sparquote erhöhen will oder muss, führt das in eine Rezessionsspirale. Die Logik der Vernünftigen und Gewissenhaften, die sagen wir alle müssen den Gürtel enger schnallen, funktioniert gesamtwirtschaftlich nicht. Wenn eine ganze Nation spart, um ihre Schulden zu begleichen, steigt als Gesamteffekt die Schuldenlast noch stärker an. Es gibt nur einen Ausweg. Wenn die Privaten als Investoren und Nachfrager wegfallen, dann muss der Staat an ihre Stelle treten.

Im Wirtschaftsabschwung sollten wir alle Keynesianer sein. Alles andere funktioniert in von Schuldenrückzahlungen getriebenen Autodeflationsprozessen nicht. Die Immobilienblasen in den USA und Spanien haben hochverschuldete Verbraucher und Banken zurückgelassen, die ihre gesamten Ressourcen der Schuldentilgung aufopfern müssen. Die Ausgaben schrumpfen und mit ihnen schrumpfen die Investitionen der Unternehmen, die eine skeptische Erwartungshaltung einnehmen.

Das wohl beste Beispiel in der Geschichte wie Keynesianismus funktioniert, bietet die Entwicklung der US-Wirtschaft während des zweiten Weltkrieges. 1939 war die Verschuldung der privaten Haushalte ähnlich wie heute sehr hoch und die US-Wirtschaft drohte in die Rezession zurückzufallen. Dann musste die USA ihre Industrie auf Kriegsproduktion hochfahren. Der Staat trat als massiver Nachfrager auf. Die Verschuldung der USA stieg von etwa 50% des BIP in 1939 auf 120% des BIP im Jahr 1945. Welchen Einfluss hatte dies auf die Wirtschaft? Die folgenden Zahlen klingen fast unglaubwürdig, sind jedoch Realität: Die Arbeitslosenquote der USA (% of Labor Force) sank von 14,6% in 1940 auf 1,9% in 1945%. Eine Vollbeschäftigung in diesem Ausmaß wurde nie wieder erreicht. Das BIP (nominal) erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 71%, die stärkste Wachstumsperiode in der US-Geschichte. In den Jahren des zweiten Weltkrieges hatten alle Amerikaner Arbeit und durch den Wirtschaftsboom bauten die Haushalte ihre Verschuldung ab. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges trat anstelle der Staatsausgaben ein Boom des privaten Konsums. Die US-Wirtschaft wuchs 1946,1948 und 1950 erneut mit Wachstumsraten von jährlich rund 9%. Der Verschuldungsgrad der USA reduzierte sich von 120 % in 1945 auf 60% in 1962.

Die Rahmenbedingungen heute stehen optimal, um einen Aufschwung wie von 1939 bis 1945 zu wiederholen. Die Rohstoffpreise sind im freien Fall, die Inflationsrate ist niedrig und die Arbeitslosigkeit ist hoch. Es spielt dabei auch keine Rolle, dass die Staatsverschuldung heute höher ist als 1939. Die Finanzierung von staatlichen Konjunkturprogramm kann in einer Schulden-, Deflationsspirale auch die Notenbank übernehmen und das sollte sie sogar. Wenn die Geschichtsbücher uns zeigen, welchen Effekt eine staatliche Nachfragepolitik in der Krise haben kann und wenn mit dem theoretischen Sachverständnis, das uns Keynes und andere Wirtschaftswissenschaftlicher hinterlassen haben, ein Werkzeug ausgearbeitet vorliegt, wie die Krise beendet werden kann, warum tun wir es dann nicht einfach? Weil Menschen an der Macht sind, die auf ihre Intelligenz vertrauen, aber im Bereich der Makroökononime ungebildet sind und sich darum der Zwangsläufigkeit nicht bewusst sind, zu welchem zerstörerischen Ergebnis kollektives Sparen führt.

Viele Grüße
Simon Betschinger

PS: Meine Forderung nach einer Ausgabenpolitik stellt die Notwendigkeit von Reformen in vielen europäischen Ländern nicht in Frage. Es versteht sich von selbst, dass mit Konjunktur-programmen nicht eine frühere Rente mit 60 Jahren gemeint ist.

Quelle der Daten: Economic History Association (http://www.eh.net/eha/)
http://eh.net/encyclopedia/article/tassava.WWII

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