Liebe Leser,
ich würde verstehen, wenn der DAX auf 8000 Punkte durchstartet, aber ich würde auch verstehen wenn der DAX auf 6000 Punkte einbricht. Das ist mein Problem!
Nach einer Krise in 2011 (?!) als der Autoabsatz in China lediglich um 2,5% gestiegen ist, soll die chinesische Autobranche in diesem Jahr wieder durchstarten und ein Wachstum von sieben bis acht Prozent erreichen. Das prognostiziert der chinesische Fahrzeugherstellerverband. Das lese ich in diesen Tagen in den Zeitungen und dann werfe ich einen Blick auf die Zahlen der deutschen Automobilbranche wie diese ich in der “Krise” geschlagen hat. Volkswagen steigerte die Umsatzerlöse um +25,6% und BMW um +13,7%. Und nun soll 2012 die Krise auf dem mittleweile wichtigsten Wachstumsmarkt der Autobauer vorbei sein? Dann müsste ich doch massiv long gehen, denn viele Titel im Sektor werden mit tief einstelligen KGVs bewertet, wie zum Beispiel Leoni mit einem 2012er KGVe von etwa 7. Einstellige KGVs und Wachstumsbeschleunigung. Das passt eigentlich nicht so ganz zusammen.
Die deutsche Wirtschaft macht mir losgelöst betrachtet also keine Sorgen. Aber dann ist da auf der anderen Seite wieder das Problem, mit dem alle westlichen Demokratien zu kämpfen haben. Das Volk wählt Staatsoberhäupter, die Geldgeschenke versprechen. In den Niederlanden, einem wirtschaftlich starken Land, ging die Regierung in die Brüche beim Versuch den EU-Fiskalpakt einzuhalten. In Frankreich haben sich die Wähler ebenfalls von der Aussicht auf die große Umverteilung locken lassen und in Spanien steht der Fiskalpakt wohl auch auf der Kippe.
Das Problem ist gravierender als es auf den ersten Blick erscheinen mag, denn wenn der Fiskalpakt nicht eingehalten wird, kann die EZB nicht mehr intervenieren. Sie müsste es zwar, um einen Kollaps der Staatsfinanzen von Ländern wie Spanien und Italien aufzuhalten, sie kann es aber nicht mehr, wenn keine Haushaltsdisziplin gewahrt wird, denn dann wäre der Punkt erreicht, ab dem eine Monetarisierung der Staatsschuld in Inflation umschlagen würde. Ohne die EZB wird es aber nicht funktionieren. Die Anleihemärkte zeigen doch, dass die Privaten den Staaten nicht mehr Vertrauen. Die Dreijahrestender im Dezember und im Februar haben ihre Wirkung verloren, aber das Vertrauen ist nicht zurückgekehrt. Rationale Anleger kaufen von Schulenstaaten keine Staatsanleihen mehr im großen Umfang. Das ist das neue Investment-Paradigma, das sich so schnell nicht ändern wird.
Da stehe ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor (Danke Goethe). Ich halte einen Cashbestand von 60% und warte auf etwas, das ich als ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis identifizieren kann. Zum Beispiel auf einen neuen Pivotal Point, gesetzt von der EZB, ober auf einen panischen Ausverkaufen an den Aktienmärkten.