Liebe Leser,
die Anleihrenditen von Italien und Spanien sind weiter auf dem Vormarsch. Ich hatte diese Entwicklung letzte Woche bereits mit Sorge beobachtet und mich dann zum Cashaufbau entschlossen (siehe letzer Blog-Eintrag und Trading-Channel). Heute erfasst die Angst vor einem Hochkochen der Staatsschulden-Krise das breite Börsenpublikum. Die Kursverluste wurden in den meisten Titeln bislang nicht von hohen Umsatzvolumina begleitet, was bedeutet, dass es noch keinen Katalysator für die neu hochkochenden Ängste gab. Zusammen mit dem starken Verkaufsdruck auf den Futures, dürfte das zu den altbekannten Kapitulations-Opening-Gaps führen, bei denen Aktien bereits zur Eröffnung fast zweistellig im Minus notieren und danach im Tagesverlauf zu einer starken Erholungsbewegung ansetzen. Den größten Teil meiner 2011er Handelsperformance habe ich mit dem Trading dieser Panik-Gaps im August verdient als die Panik an den Märkten erneut hochkochte.
Der Bullenmarkt ist intakt, aber die Korrektur wird soweit gehen bis das Börsenpublikum den Glauben an die Hausse verloren hat. Es ist schon jetzt absehbar, dass die Anleihemärkte früher oder später von der EZB aufgefangen werden. Anders geht es nicht. Die Politik ist unfähig und private Gläubiger trauen Ländern wie Spanien und Italien nicht. Die Zeitspanne von heute bis zum nächsten klaren EZB-Commitment wird bestimmt wie heftig diese Marktkorrektur ausfallen wird. Ich glaube nicht daran, dass sich die Anleihemärkte wieder von allein stabilieren werden.
Wie kann es sein, schrieben einige Leser, dass ich Anfang letzter Woche noch bullisch war und dann auf einmal bärisch? Die Börse ist ein sich dynamisch entwickelndes System. Beim Trading stellt man Szenarien auf und hält diese nur solange aufrecht wie man vom Markt nicht eines Besseren gelehrt wird. Wenn die eigene Einschätzung mit der von Mr. Market harmoniert, springen Gewinne heraus. Wenn Mr. Market einen anderen Plan hat, schützt das Positionsmanagement, das mich letzte Woche aus meinen Positionen herausdrängte, vor harten Verlusten. Dann gilt es neu zu kalkulieren, neue Szenarien aufzustellen und den Einstieg in den Markt wieder zu finden. That’s trading!