Liebe Leser,
warum soll der Stadtbewohner, der sich umweltfreundlich verhält und jeden Tag mit der U-Bahn zur Arbeit fährt, dem Landbewohner seine tägliche Fahrt zur Arbeit subventionieren? Dass solche sozialen Ungerechtigkeiten von den Volksparteien bisweilen befördert wurden, um Wählerstimmen zu kassieren, liegt in der Natur der Sache. Dass neuerdings aber auch eine Partei, die sich selbst als liberal bezeichnet, eine Erhöhung der Pendlerpauschale fordert, ist Sinnbild des traurigen Untergangs des politischen Liberalismus in Deutschland. Es gibt keine Partei mehr, die Interessen von liberal denkenden Bürgern überzeugend vertritt. Und es ist sogar noch viel schlimmer: Ich habe den Eindruck, dass kaum noch ein Politiker die Grundphilosophie des Liberalismus versteht. Niemand entlarvt die sozialen Ungerechtigkeiten staatlicher Eingriffe.
Der Begriff „liberale Politik“ wird mittlerweile mit sozialer Kälte in Verbindung gebracht, weil es keine politischen Führungsfiguren mehr gibt, die vermitteln können, dass liberale Politik tiefgehende Gerechtigkeit abseits der Presseschlagzeilen ermöglicht. Warum wäre es sozial ungerecht, die ehemaligen Mitarbeiter von Schlecker mit Steuergeldern zu subventionieren und künstlich in Jobs zu halten? Weil dadurch dem Langzeitarbeitslosen eine Chance verbaut wird, endlich in ein festes Beschäftigungsverhältnis zu finden. Das Drogeriegeschäft in Deutschland wird nach der Schleckerpleite nicht schrumpfen. Andere Unternehmen werden anstelle von Schlecker die Marktanteile unter sich aufteilen. Wenn eine Schlecker-Filiale schließt, wird – um ein Beispiel zu nennen- irgendwo anders eine DM Drogeriefiliale aufmachen und neue Mitarbeiter einstellen.
Ein Politiker, der eine Schlecker-Filiale besucht und dort den Mitarbeitern Rettung verspricht, schlägt gleichzeitig einem unbekannten Arbeitslosen, der dringend freie Stellen auf dem Arbeitsmarkt benötigt, ins Gesicht. Der Wutausbruch des SPD-Politikers Kurt Beck bei Maybrit Illner ist Sinnbild für die unglaubliche Arroganz sozialistisch denkender Politiker, die für sich herausnehmen, Menschen nach ihrem eigenen Gutdünken zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Der Liberalismus bevorzugt nicht nur die Menschen im Scheinwerferlicht, sondern sieht die Ungerechtigkeiten, die durch staatlich verordnete Bevorzugung entstehen. Leider gib es offenbar keine Politiker mehr, die das verstanden haben und dafür eintreten.
Viele Grüße
Simon Betschinger