Liebe Leser,
in diesem Jahr habe ich das Gefühl, dass viele Entwicklungslinien, die mich auf meiner Entwicklung zum Trader geformt haben, nun endlich zusammenlaufen und einen Sinn ergeben. Noch nie bin ich so gut in ein Börsenjahr gestartet wie 2012. Nach 7 Handelswochen im neuen Jahr kratzt meine Performance bereits an der Marke von 100.000€. Der Grund dafür ist, dass ich etwas gelernt habe, was ich bislang noch nicht konnte. 2009 hätte ich als Trader eigentlich eine Multimillionen-Euro-Performance abliefern müssen. Ich erkannte den Marktwendepunkt, den Pivotal Point am 12. März 2009, auf den Tag genau und ich hatte den späteren Verzwanzigfacher, Dialog Semiconductor, bei Kursen um die 0,80€ als Top-Bulle identifiziert und gekauft. Aber letztendlich scheiterte ich am großen Durchbruch, weil ich nicht zusehen konnte, wie angelaufene Buchgewinne wieder kleiner wurden. Ich konnte meine Gewinne nicht laufen lassen. Ich gab dem verlockenden Siegesgefühl, einen schnellen Gewinn einzustreichen, zu oft nach. Verkaufe keine Aktie allein aus dem Grund, dass sie stark gestiegen ist. Das ist meine neue Erkenntnis nach 13 Jahren Trader-Karriere, die ich in diesem Jahr versuche anzuwenden. Bislang erfolgreich. Ich skizziere untenstehend wie mich die einzelnen Börsenphasen im Lauf der Jahre geprägt haben:
1998 bis 2000: Nachzügler kaufen bringt es nicht
Ach was waren das doch für herrliche Zeiten. Die stärksten Aktien, die stiegen, legten fast jeden Tag um weitere 10% zu. Doch anstatt die jeweiligen Bullen-Aktien wie Intershop, EM.TV Yahoo oder Commerce One zu kaufen, investierte ich mein Geld in den “günstigen Aktien” wie Earthlink; Lycos oder S&R Systeme, die überall empfohlen wurden und meiner Ansicht nach über gigantisches Nachholpotenzial verfügten. Was diese Aktien nachholen sollten, konnte ich wohl damals schon nicht richtig beantworten. Der stagnierende Aktienkurs war meist immer das Anzeichen einer stagnierenden Geschäftsentwicklung. “Auf Nachzügler und optisch günstige Aktien zu setzten” kann nicht die Lösung sein, merkte ich dann irgendwann als der große Boom schon fast wieder vorbei war.
2001 bis 2003: Positions- und Moneymanagement | Mr. Market hat immer Recht
Noch im Rausch der Renditen von Internet- und Neuer Markt Aktien, malte ich mir in meinem Kopf die wildesten Zukunftsfantasien aus. Ich baute ein Portfolio zusammen aus Titeln wie Xoom, Intershop, Celera Genomics, Brokat, CMGI und noch zwei oder drei anderen Aktien und war der festen Überzeugung mit diesem Portfolio einer glorreichen Zukunft entgegen zu laufen. Das Ergebnis war, dass meine während des Booms durch viel Glück erzielten Aktiengewinne wieder auf ein mickriges Niveau zusammschmolzen. Die Unternehmen, von denen ich so schwärmte, legten rote Zahlen vor oder verschwanden sogar vom Kurszettel. In mir reifte sehr schnell die Erkenntnis heran, dass ein fallender Aktienkurs meist immer ein Hinweis auf eine schlechte Geschäftsentwicklung war. Eine fundamentale Meinung zu haben, ist das eine. Mit dieser Meinung komplett daneben liegen zu können, ist eine schmerzhafte Erfahrung, die Respekt und Demut lehrt.
2003 bis 2005: Kaufe die Leader
Ich hatte in dieser Phase meiner Börsenkarriere erstens gelernt, dass schwache Aktienkurse fast immer auch eine schwache Geschäftsentwicklung bedeuten und zweitens, dass Mr. Market über beeindruckende visionäre Fähigkeiten besitzt, die fundamentalen Entwicklungen über die Kurse bereits vorwegzunehmen. Warum also nicht einfach den Spieß umdrehen und die Aktien kaufen, die nach oben tendieren? Gesagt, getan. Ich konzentrierte mich fortan auf starke Aktien und begann die ersten nennenswerte Erfolge auf dem Börsenparkett zu erzielen.
2006 bis 2009: Makroökonomische Verständnis | Pivotal Points
Mit dem REpower Trade katapultiere ich mein Depot in neue Größenordnungen. Ich kaufte den absoluten Leader in einer heftigen Marktkorrektur. Die Aktie marschierte als fast einziger Titel sofort einem neuen 52-Wochenhoch entgegen. Das Unternehmen zeigte starkes Umsatzwachstum und versprach eine gehörige Portion Wachstumsfantasie. Fast alle Analysten empfahlen die Aktie aufgrund ihrer hohen KGV-Bewertung von über 20 zum Verkauf. Zwei Dinge haben mich in dieser Zeit enorm vorangebracht. Durch mein VWL-Studium wuchs mein Verständnis für die makroökonomischen Zusammenhänge. Ich begann die Funktionsweise des Kapitalismus und des Geldsystems zu verstehen. Gleichzeitig wurde mir bei der Lektüre von Jesse Livermore’s Werk “How to Trade in Stocks” bewusst, dass es am Markt Schlüsselpreise gibt, an denen man mit besonders gutem Chance-Risiko-Verhältnis handeln kann. Ich entwickelte das Pivotal Point Prinzipt von Livermore weiter und begann gezielt nach Pivotal Points Ausschau zu halten. Nach der Lehman Brothers Pleite war mir aufgrund meines historischen Wissens über das Wirtschaftssystem klar, dass auch diese Krise bald wieder in den nächsten Boom übergehen würde. Mein geduldiges Warten auf das richtige Schlüsselereignis halfen mir dann letztendlich den Marktwendepunkt am 12. März 2009 auf den Tag genau als Pivotal Point zu erkennen.
2009 bis 2011: Verkaufe Aktien nicht, nur weil sie gestiegen sind.
Ich hatte den Marktwendepunkt auf den Tag genau erkannt und ich hatte den absoluten Bullen der nachfolgenden Rally, Dialog Semiconductor, absolut richtig identifiziert. Der schwerste Fehler meines Trader-Lebens war es, Dialog Semiconductor mit einem Gewinn von weniger als 40% wieder zu verkaufen, weil ich Angst hatte, dass die nächste Korrektur meine schönen Buchgewinne wieder auffressen könnte. Dieser Fehler hat mir viele schlaflose Nächte bereitet und ich quälte mich mit der Frage, wie ich es in Zukunft besser machen könnte. Die Antwort darauf war der persönliche Schwur, im nächsten Bullenmarkt Aktien nicht mehr aus dem Grund zu verkaufen, weil sie stark gestiegen waren. Ich wollte der Angst, meine Gewinne wieder zu verlieren, widerstehen.
2012: Im neuen Bullenmarkt läuft es bislang perfekt
Es hat den Anschein, dass sich die Entwicklungslinien in meinem langen Lernprozess als Trader nun optimal ergänzen. Mein volkswirtschaftliches Studium half mir die EZB-Intervention am 21. Dezember sofort richtig einzuschätzen und diesen Tag als Pivotal Point zu identifizieren. Ich ging long. Meine lange Trading-Erfahrung gab mir die Fähigkeit, die potenziellen Gewinner-Aktien ausfindig zu machen. Meine größte Depotposition, 2G Energy, befindet sich nach zwei Monaten Bullenmarkt bereits über 50% im Gewinn. Jetzt geht es einzig und allein um die Frage: Wann verkaufen?
Fazit: Gibt es etwas spannenderes als Börse? Gibt es etwas spannenderes als im Spiel der Spiele den Markt zu bezwingen? Wohl kaum. Begleiten Sie mich bei diesem Abenteuer in meinem Trading Channel.