Liebe Leser,
Spanien konnte heute kurzfristige Schuldtitel mit Laufzeiten von drei und sechs Monaten zu deutlich niedrigeren Zinsen als bei den vorangegangenen Auktionen platzieren, so dass sich einige Marktbeobachter verwundert die Augen rieben. Warum war die Nachfrage nach spanischen Anleihen auf einmal so hoch? Was war geschehen?
Heute vergab die EZB zum ersten Mal Kredite mit dreijährigiger Laufzeit an Geschäftsbanken zu einem Zinssatz von nur 1%. Gleichzeitig gibt die EZB an, Staatsanleihen als Pfand für diese Kredite zu akzeptieren.
Was sich zunächst unspektakulär anhört, ist ein verstecktes EZB-Anleihenaufkaufprogamm der EZB. Anstatt die Staatsanleihen direkt selbst zu kaufen, finanziert die EZB Geschäftsbanken, damit diese Spielraum für neue Anleihekäufe haben.
Fazit: Der heutige Tag könnte die erste Phase einer massiven EZB-Intervention auf den Anleihemärkten markieren. Damit Draghi sich ordnungspolitisch nicht rechtfertigen muss und er sein Gesicht wahren kann, lässt er die Anleihen quasi indirekt von den Geschäftsbanken erwerben und stellt dafür Liquidität in unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung.
Ich betrachte den heutigen Tag als potentiellen Pivotal Point, weil die EZB in meinen Augen nun über die Geschäftsbanken eine massiven Intervention auf den Anleihemärkten startet. Ich werde, wenn der DAX die bullische Signalwirkung des heutigen Tages bestätigt, eine Longpositionierung aufbauen. Wie so oft bei Pivotal Points ist es zunächst eine wage Vermutung, die erst vom Markt bestätigt werden muss. Wenn der DAX wieder unter 5630 Punkte fällt, wäre die Pivotal Point These falsifiziert.