Liebe Leser,
das Unbegreifliche beim Trading ist für Außenstehende, dass manchmal monatelang nichts funktioniert und dass dann fast die gesamte Jahresperformance mit nur ein oder zwei großen Ideen gemacht wird. Was könnte 2011 die große Idee sein, die ein Depot annähernd verdoppeln kann? Die Börsenhighflyer kommen eigentlich nie aus Branchen, von denen allgemein bekannt ist, dass es gerade ganz gut läuft. Es sind meistens Storys, die vom Börsenpublikum kurz davor noch links liegen gelassen wurden.
Eine Branche, die bereits im Boden versenkt wurde, sind die Solarwerte. Der Konkurs von Solon war der jüngste traurige Höhepunkt eines vernichtenden Prozesses, der von einer falschen Subventionspolitik des Staates ausgelöst wurde. Anstatt für Solartechnologie Forschungssubventionen zu vergeben, wurden über 100 Mrd. € Solarschulden angehäuft, um Produktionsstrukturen aufzubauen, die hier in Deutschland angesichts der chinesischen Konkurrenz nicht überlebensfähig sind. Am Aktienmarkt war der Weg der Erkenntnis, dass Solarmodulproduzenten keine positiven Kapitalwerte verdienen können, für die meisten Börsianer ein langer Weg. Ich behaupte sogar, dass die meisten Anleger, die mit Solaraktien Geld verloren haben, haben immer noch nicht genau verstanden warum eigentlich.
Warten auf den Tag X
Wenn man sich die Statements der Vorstände von Solarmaschinenbauern wie der Manz AG oder Centrotherm AG oder auch vom Poly-Siliziumlieferanten Wacker Chemie anhört, dann gibt es auf Seiten der CEOs wenig Zweifel, dass die Solarindustrie durch die Decke gehen wird, wenn die Netzparität endlich erreicht wird. Man bereit sich auf diesen Massenmarkt vor. Wacker Chemie baut die Produktionskapazitäten für Polysilizium weiter aus und CEO Dieter Manz übernimmt über 118 Mitarbeiter von Würth Solar und lastet sich damit einen gigantischen Fixkostenblock auf. Manz ist Visionär und rechnet nach einer Durststrecke von noch 9 bis 12 Monaten mit einem starken Branchenwachstum. Auf der Website der Manz AG ist ein aufschlussreiches Interview veröffentlich, in dem Dieter Manz seine strategische Sichtweise erklärt.
-> Das Big Picture der Solarindustrie
CEO Dieter Manz rechnet damit, dass die Absatzkrise in 9 bis 12 Monaten beendet sein wird.
“Auf dem aktuellen Preisniveau wird Photovoltaik (PV) immer interessanter für große Märkte mit viel Sonne, zum Beispiel die USA, Indien oder China. In diesen Märkten wird Solarstrom bald ohne große Subventionen auskommen. Ich rechne deshalb damit, dass die derzeitige Absatzkrise in zirka 9-12 Monaten beendet sein wird. Bis dahin müssen die Modulhersteller ihre Kosten senken, um am Markt zu bestehen, denn die Preise für Module werden sicherlich nicht mehr steigen.”
Warum Manz mit der CIGS-Dünnschicht Technologie die Grid Parity erreichen will
“CIGS (basiert auf einem Kupfer-Indium-Gallium-Selen-Halbleiter) hat das größte Potential zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung von allen Dünnschichttechnologien. Unser Kooperationspartner ZSW, das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung in Stuttgart, hat im Labor bereits Wirkungsgrade von über 20 Prozent erreicht. Das ist Weltrekord und fast so gut wie der Spitzenwirkungsgrad von polykristallinen Siliziumzellen. Gleichzeitig lassen sich CIGS-Module sehr kostengünstig produzieren, nicht nur im Vergleich mit der kristallinen Siliziumtechnologie. Wir halten die CIGS-Dünnschichttechnologie für den letzten Schritt hin zur Wettbewerbsfähigkeit von Solarstrom ohne Subventionen. Diese so genannte grid parity ist in einzelnen Märkten, wie Kalifornien, sogar schon erreicht und wird bald auch in Deutschland erreicht werden.”
Meine Meinung
Das Zukunftsszenario, dass die Solarindustrie wieder stark wachsen wird, wenn in den großen Sonnenstaaten Indien, China und den USA die Grid Parity erreicht wurde, ist absolut plausibel. Die Gewinnmargen werden dann einerseits die Technologieanbieter wie Centrotherm, SMA Solar oder Manz abschöpfen und andererseits Zulieferer mit deutlichen Kostenvorteilen gegenüber der Konkurrenz wie Wacker Chemie. Wenn Dieter Manz Recht hat und sich der Investitionsstau bereits Ende 2012 wieder löst, dürften die Aktien der Solarmaschinenbauer ab Mitte nächsten Jahres bereits wieder in den Steigflug übergehen.Centrotherm gilt allgemein als Technologieführer und wird nur noch mit lächerlichen 200 Mio. € bewertet. Das bilanzielle Eigenkapital beträgt 398 Mio. €. 2010 hat Centrotherm noch ein Ergebnis je Aktie in Höhe von 2,42€ eingefahren. Wenn der Solarboom 2013 kommt, kann sich die Aktie wieder verünffachen.
Bei Manz ist der Sachverhalt ähnlich. Einen ersten Frühling hatte die Aktie 2007 erlebt als Applied Materials damals seine Solartechnologie noch bei Manz bestellen musste. Wenn die CIGS-Dünnschichttechnologie wirklich einen so großen Kostenvorteil verspricht, wie Dieter Manz in Aussicht stellt, könnte die Aktie Ende 2012 erneut zu einem ungebremsten Bullenlauf ansetzen.
Mein Fazit:
Lachen Sie mich nicht aus, liebe Leser, aber ich habe Centrotherm und Manz als eine der Überraschungsaktien für 2012 auf der Rechnung. Es ist aber noch zu früh jetzt einzusteigen. Q1 und Q2 in 2012 dürften noch verheerend ausfallen.