Liebe Leser,
der Unterschied zwischen falscher und richtiger Geldpolitik wird sich 2012 an den wirtschaftlichen Wachstumsraten von den USA und Europa ablesen lassen. Während die USA ein Wachstum ihres realen BIPs von 2,3% erzielen dürften, wird sich die Euro-Zone in einer Rezession befinden und die reale Wirtschaftsleistung wird voraussichtlich um 0,5% schrumpfen. In Europa wird das Wachstum durch eine drastische Sparpolitik abgewürgt. In den USA erfolgt die Entschuldung, so wie es die makroökonomische Lehre verlangt, über eine expansive Geldpolitik, in der die Notenbank sogar für kurze Zeit zum Staatsfinanzierer wird. Die USA haben Wachstum und keine Inflation, aber dafür anziehende Steuereinnahmen. Die Europäer haben kein Wachstum, keine Inflation, aber große Angst vor letzterem und zudem in 2012 schrumpfende Steuereinnahmen. Was ist besser?
Daran dass der Weg, den FED-Chef Bernanke geht, der richtige ist und dass die Politik, die in Europa von Angela Merkel diktiert wird, die falsche ist, besteht für mich wenig Zweifel. Das amerikanische Forbes Magazin titelte neulich: „Angela Merkel, Meet Heinrich Bruning“ und schreibt weiter, dass seit den frühen 1930er Jahren keine demokratische Regierung so schwerwiegende ökonomische Misskalkulationen gemacht hat wie die Administration um Merkel.
Aus den Emails, die meinen Kolumnen immer folgen, entnehme ich zwei Dinge. Erstes: Mit der Meinung, dass FED-Chef Bernanke genau die richtige Politik macht, stehe ich quasi alleine da. Die meisten Deutschen halten Geldschöpfung für schlimmer als Pest und Cholera. Zweitens: Dass die Haushaltssanierung einer Volkswirtschaft nur über die Zeit, Budgetumschichtungen, Wachstum und Inflation erfolgen sollte und nicht über drastische Kürzungen der Gesamtausgaben, wird ebenfalls im Allgemeinen nicht verstanden. Meine Kritiker, die bislang immer Ben Bernanke verdammten und die harte Sparpolitik von Merkel guthießen, sollen doch jetzt bitte einmal dazu Stellung nehmen, worauf sie das Abdriften der Wachstumserwartungen für 2012 sonst zurückführen. Europa und die USA hatten fast die gleichen Ausgangssituationen. Mit der richtigen Politik in den USA gibt es Wachstum, mit der falschen Politik in Europa gibt es eine Rezession. Wann wird man endlich verstehen?
Viele Grüße
Simon Betschinger