Liebe Leser,
letzte Woche dachte ich noch, dass nach dem beschlossenen Schuldenerlass für Griechenland die Proteste dort verstummen müssten und der Hass vielleicht in Dankbarkeit umschlagen würde. Die Griechen konsumieren durch internationale Kredite immer noch mehr als sie sich selbst leisten können. Falsch gedacht. Der Titel des größten Egoisten der Welt geht in diesem Jahr an den griechischen Ministerpräsidenten Papandreou. Es muss sich darüber im Klaren gewesen sein welche Auswirkung sein plötzliches Umschwenken in der Schuldenschnitt-Frage auf die Aktienmärkte weltweit haben würde.
2011 ist mein schlimmstes Trading-Jahr, das ich als Trader durchleben musste. Der Beruf ist mittlerweile zu einem kleinen Casino-Spiel geworden. Noch nie gab es so viele Meldungen, die an einem Tag zu gewaltigen Kurslücken nach oben oder nach unten sorgten. Heute morgen hat der DAX bei -3% eröffnet und ging kurze Zeit später in den freien Fall Richtung -6% über. Man ist komplett machtlos. Um diesen Markt zu beherrschen, müsste man vorhersehen, welcher Politiker morgens mit welcher idiotischen Idee aufsteht und vor die Mikrofone tritt.
Der Aktienmarkt ist günstig und es gibt sehr aussichtsreiche Storys am Markt. Aber das alles tritt in den Hintergrund angesichts der Defakto-Insolvenz von Italien, die in den letzten Tagen durch die explodierenden Anleihezinsen quasi besiegelt wurde. Bei 6,3% Zinssatz ist Italien chancenlos von den Schulden runterzukommen.
Ein der wohl aussichtsreichsten Nebenwerte am deutschen Markt ist die Quanmax AG. Lesen Sie hierzu die letzte ad-hoc Mitteilung, in der die Planzahlen nach oben korrigiert wurden:
http://www.mastertraders.de/newsticker/dgap-adhoc-quanmax-ag-erhoeht-ziele-fuer-2011/242500/
Anstatt des ursprünglichen Umsatzzieles von 100 Mio. € plant der IT-Dienstleister nun mit 150 Mio. €. Die Prognose für den Nettogewinn in 2011 erhöht Quanmax von 5,6 Mio. € auf 7 Mio. €. Hauptursächlich für diese Prognoseübertreffung ist die Übernahme der S&T AG. Der aktuelle Börsenwert beträgt 48 Mio. €. Damit ergibt sich ein KGV11 von 6,8.
Einstellige KGVs sind derzeit die Regel. Das ist aus Sicht der letzten beiden Börsenjahrzehnte ein Novum. Nach dem Crash 2003 galt die Regel, dass Wachstumswerten ein KGV von 20 zugebilligt werden kann. Dynamisch wachsende Unternehmen kaufte ich damals gerne bei 14er KGVs. Nach dem Crash 2008 freute ich mich wie ein kleines Kind wenn ich ein gutes Unternehmen entdeckte, das mit einem einstelligen KGV bewertet wurde. Heute, wir schreiben das Jahr 2011, gibt es unzählige gesunde Unternehmen, die mit KGVs von 7, 8 oder 9 bewertet werden. Diese extem günstigen Bewertungen werden allesamt von der Schuldenkrise in den Hintergrund gedrängt.
Auch die Schaltbau-Zahlen signalisieren deutliches Kurspotenzial:
http://www.mastertraders.de/newsticker/dgap-news-schaltbau-konzern-mit-starkem-profitablem-wachstum-im-dritten-quartal-2011/242822/
Das Unternehmen für Verkehrstechnik steigert seit Jahren konstant Umsatz und Ertrag und erzielt dabei stetig höhere operative Margen. Alles in allem eine Situation, die auf ein gutes Management und Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz hindeutet. Trotzdem wird die Schalbau-Aktie mit einem 8er KgV bewertet. Früher hätte ich solche Aktien mit großem Selbstvertrauen und einer Depotgewichtung von 20% gekauft. Aber die Schuldenkrise verbietet derzeit geradezu jedes positive Denken. Optimisten werden von Mr. Market regelmäßig eines Besseren belehrt.
Die Aktie der Identive Group hat in den letzten Monaten einen steilen Aufwärtstrend ausgebildet. Ich halte nach solchen Signalen Ausschau und suche nach Aktien, die eine Wachstumsstory repräsentieren, günstig bewertet sind und charttechnisch einen Aufwärtstrend ausbilden. Alles trifft auf die Identive Group zu. Informieren Sie sich über die NFC-Technologie und die Wachstumsperspektiven in diesem Geschäftsfeld. Ich habe Ihnen hierzu eine Ausgabe des Nebenwerte Investors angehängt:
nebenwerte-investor-nr-372011
Stada konnte gestern erfolgreiche Vetriebsabschlüsse mit verschiedenen Krankenkassen vermelden:
http://www.mastertraders.de/newsticker/dgap-news-stada-stada-vertriebsgesellschaften-sehr-erfolgreich-bei-ausschreibungen-von-rabattvertraegen-verschiedener-deutscher-krankenkassen/242864/
Die Geschäftsaussichten hellen sich auf, die Bewertung ist mit einem 2012er KGV von 7 extrem günstig und der Generikahersteller ist mittlerweile knapp über Buchwert zu haben. Dieser hohe Pessimismus ist einfach absurd!
Der Aktienmarkt ist so günstig, er wartet im Endeffekt nur darauf zu explodieren. Was ihn davon abhält, sind die Untergangsszenarien, die durch die Unfähigkeit unserer Politiker leider täglich aufgeworfen werden. Wie die Lösung der Schuldenkrise funktioniert, habe ich heute erneut skizziert (“Uns kann jetzt nur noch die Notenbank-Druckerpresse retten! Worauf die EZB aber noch warten muss.”). Es ist schwer abzuschätzen wie lange die Politik benötigt, um dieses Rettungsszenario intellektuell zu begreifen. Die Konsensfindung für den Hair-cut hat eineinhalb Jahre benötigt, nachdem die Sachlage eigentlich klar war. Ich kann nur hoffen, dass es dieses Mal schneller geht bis erstens die Schuldenbremse in allen nationalen Verfassungen der EU-Staaten verankert wird und die EZB dann zum monetären Befreigungsschlag ansetzt.
Fazit: Die günstigen Bewertungen der Aktien bauen immenses Haussepotenzial auf, das allerdings erst dann abgerufen werden kann, wenn für die Schuldenkrise ein tragfähiger Rettungsplan etabliert wurde. Bis dahin kann ich Ihnen leider keine Hoffnungen machen, liebe Abonnenten, dass Trading großen Spass bereiten wird. Das Gewürge der letzten Monate wird weitergehen. Es sind sowieso so gut wie keine Trader mehr im Markt. Die Umsatzvolumina unterhalb von DAX und MDAX sind komplett ausgetrocknet. Selbst bei meinem Continental-Trade diese Woche musste ich minutenlang warten bis meine 1000er Briefseite, die zu diesem Zeitpunkt den niedrigsten Briefkurs darstellte, gekauft wurde. Der deutsche Markt ist so gut wie gestorben. Wer überlebt hat wird bei Einsetzen der Hausse die Gewinne ernten.
Untenstehen ist meine realisierte Tading-Performance 2011: Ich bin wieder abgerutscht, was angesichts der Schocknachricht vom Griechen-Premier nicht zu vermeiden war.
Hier ist meine aktuelle Depotübersicht
Das Wort “Story” impliziert, dass es positive Zukunftsaussichten gibt. Die Story von Eckert & Ziegler (Thema Beseitigung von atomarem Material) ist extrem gut. Aber wenn der DAX um -5% fällt, dann zählt eine positive Zukunftsperspektive erst einmal nichts mehr. Aktien werden verkauft, weil alle Aktien verkauft werden.