Liebe Leser,
Italien ist nach dem jüngsten Kursverfall der Staatsanleihen quasi bereits Pleite. Die Konsequenz wird nun sein, was ich bereits letztes Jahr ausführlich thematisiert habe: “Das Schickal von Europa liegt jetzt in den Händen der EZB“. Die italienische Schuldenlast kann von Deutschland und Frankreich, die im Wesentlichen den europäischen Rettungsschirm darstellen, nicht aufgefangen werden. Die einzige Institution mit unbegrenzter Finanzkraft ist die EZB. Die Staatsfinanzierung über die Druckerpresse wurde von der FED bereits 2009 eingeleitet. Die amerikanische Notenbank FED steigerte ihren Gewinn im Jahr 2009 auf 80,9 Milliarden Dollar und überwies davon 78,4 Milliarden Dollar direkt an das amerikanische Finanzministerium. Als ich Ben Bernanke für diesen Schritt lobte und ein ähnliches Konzept auch für Europa forderte (“Staatsfinanzierung über die Druckerpresse. Die USA machen es vor.”), war der Ansturm der Entrüstung gewaltig. Dabei war schon vor einem Jahr absehbar, dass es der einzige Weg aus der Schuldenkrise sein würde.
Das einzige was die EU jetzt noch tun muss, ist:
– In der Verfassung jedes EU-Staates muss eine Schuldenbremse verankert sein.
Sobald diese auf den Weg gebracht wurde, sollte die EZB so früh wie möglich loslegen und in einem Umfang von zunächst 1 Billionen Euro Staatsanleihen aufkaufen. Ohne diesen monetären Befreiungsschlag geht es nicht. Wenn die Schuldenbremse in jeder nationalen Verfassung der EU-Ländern installiert ist, wird sich das Inflationspotenzial in Grenzen halten. Ich bin mir relativ sicher, dass wir maximal 3% bis 4% Inflation sehen werden, weil erstens die Transition von den Anleihemärkten in die Produktmärkte kaum gegeben ist und zweitens die hohe Arbeitslosigkeit in den meisten EU-Staaten sowie schrumpfende Bankbilanzen starke deflationäre Prozesse darstellen, die durch den EZB-Boost kompensiert werden.
Die USA haben diese Schuldenbremse implementiert, was effektvoll vor einigen Monaten im US-Senat zur Schau getragen wurde. Das heißt die Staatsfinanzierung über die Druckpresse kann den Märkten glaubhaft als zeitlich begrenzte Aktion zur Überwindung einer schweren Krise verkauft werden. Und das ist das Entscheidende, damit sich das Inflationspotenzial im Rahmen hält. Vielleicht wird angesichts der jüngsten Entwicklungen mein Amerika-Optimismus sowie mein Lob für die Geldpolitik von Bernanke verständlicher.
Fazit: Auch jetzt ist noch eine Lösung der Schuldekrise möglich. Ich hoffe Frau Merkel erkennt sie, bevor es zu spät ist.