Liebe Leser,
so langsam wird die ganze Dramatik offensichtlich, mit welcher Geschwindigkeit die Geschäftsaktivität bei Aixtron momentan kontrahiert. Die Aktie des Highflyers aus dem LED-Bereich, hatte sich innerhalb von 52-Wochen mehr als gedrittelt. In einer Studie von HSBC erwartet der verantwortliche Analyst im dritten Quartal eine Schrumpfung der Auftragseingänge um etwa 80%. Es ist anzunehmen, dass vor Veröffentlichung der Analyse ein Gespräch mit dem Vorstand geführt wurde, so dass die Prognose für Q3 relativ exakt zutreffen sollte.
Früher bedeutete ein Konjunkturzyklus einmal, dass die Geschäftsaktivität vielleicht um 10% um den Basistend schwankte. Seit der Finanzkrise 2008 gelten diese alten Regeln offenbar nicht mehr. In der Investitionsgüterindustrie heißt Konjunkturboom, dass alle Kunden nahezu auf einmal bestellen und Konjunkturflaute bedeutet, das so gut wie kein Kunde mehr Aufträge vergibt. Das sind keine Zyklen mehr, das sind Tsunamis, die Unternehmen zuerst mit Aufträgen überschwemmen, sich dann zurückziehen und am Ende ein Bild der Zerstörung hinterlassen.
Für Aktionäre gilt in diesen Zeiten, dass Investments wirklich nur in Phasen schlechter Nachrichten getätigt werden sollten. Wer in der Hochkonjunktur investiert, wird regelmäßig brutal dafür bestraft. Auf aktuellem Kursniveau finde ich die Aixtron-Aktie fundamental wieder sehr attraktiv. Ich warte eigentlich nur noch auf den richtigen Einstiegszeitpunkt. Der LED-Technologie wird nach Expertenmeinung Ende 2012 die Massenmärkte erobern, weil dann das Preis-Leistungs-Verhältnis von LEDs mit denen anderen Leuchtmittel gleichzieht. Die Bekanntgabe der Zahlen zum dritten Quartal können eventuell den Wendepunkt einleiten, wenn alle schlechten Nachrichten draußen sind. Dass sich die Situation bei Aixtron, dem Marktführer für LED-Produktionsanlagen, nach diesem erwarteten 80%-Rückgang beim Auftragseingang noch weiter verschlechtern wird, glaube ich nicht.