Liebe Abonnenten,
wenn man den Traumtänzern im EU-Parlament zuhört, könnte man meinen, das Wohl der Welt hinge davon ab, ob Griechenland seine Schulden komplett zurückbezahlt. Wäre Karl Marx noch am Leben, so würde er voller Eigenlob seine düsteren Kapitalismus-Visionen als Realität betrachten. In Griechenland herrscht jetzt die Tyrannei des Kapitals. Ein Volk wird geknechtet, um Zinsen an das Großkapital zu bezahlen und die EU-Komission, die sich gerne als anthropologische Moralinstanz begreift, unterstützt dieses Vorhaben auch noch. Ein Land, das Pleite ist, darf nicht Pleite gehen, weil es dem Weltverständnis der EU widerspricht. Die Investoren, die voller Unvernunft Kredite nach Griechenland begaben, dürfen ihre gerechte Strafe eines Zahlungsausfalls nicht erhalten.
Die griechischen Banken haben nahezu ausschließlich in Griechenland-Anleihen investiert. Aber wer sind die anderen großen Gläubiger des griechischen Staates?
1. BNP Paribas: 5 Mrd. €
2. Marfin Pupular Bank: 3,4 Mrd. €
3. Commerzbank: 3 Mrd. €
4. Société Générale: 2,7 Mrd. €
5. Bank of Cyprus: 2,4 Mrd. €
6. Deutsche Bank/Postbank: 1,5 Mrd.
Quelle: European Banking Authority, Stresstest 2011
Wegen diesen kleinen Summen wird so ein Drama gemacht? Warum? Vermutlich weil Sarkozy auf Teufel komm raus den französischen Banken den Verlust ersparen möchte und unsere Frau Merkel sowieso keine eigene Meinung hat. Deshalb soll der Rettungsschirm immer weiter aufgeblasen werden und die Finanzmärkte zeigen uns was sie davon halten. Sie schicken den gesamten Finanz- und Versicherungssektor auf Talfahrt, weil erst mit einer Ausweitung des Rettungsschirms und wirklich erst dann, Resteuropa auch in Bonitätsschwierigkeiten kommen würde. Die Probleme in Spanien und Italien sind noch gut in den Griff zu bekommen.
Die Lösung des EU-Schuldenproblems wäre so einfach. Ich übertreibe nicht, wenn ich die Einfachheit betone:
1. Griechenland erklärt die Umschuldung zu meinetwegen 50% des Nominalwertes. Die EZB nimmt 10 Mrd. € bis 20 Mrd. € in die Hand, um den Banken die Schrottanleihen abzukaufen.
2. Jedes europäische Land wird dazu verpflichtet, in der Verfassung eine Schuldenbremse zu etablieren, damit Politiker mit dem Geldausgeben nicht fröhlich weiter machen können.
3. Sobald die Schuldenbremse in den Landesverfassungen verankert ist, setzt die EZB ein letztes Mal zu einem Anleihenaufkaufprogramm von bis zu 500 Mrd. € an. Das Inflationspotenzial daraus entspricht bei einer einmaligen Aktion maximal 1% für ein oder zwei Jahre.
Fazit: Es wäre alles so einfach…