Liebe Leser,
der deutsche Aktienmarkt ist in den Händen ausländischer Investoren. Die derzeitigen Kursverluste bei MDAX-Titeln sind daher schwer zu interpretieren. Preismuster wie bei Kloeckner & Co deuten eigentlich immer auf bevorstehende schlechte Nachrichten hin, jedoch ist in der aktuellen Situation auch die Erklärung denkbar, dass US-Investoren ein Teil ihrer Gelder abziehen, um für den Fall einer Eskalation der US-Schuldenkrise liquide Mittel in der Hinterhand zu haben.
Zur Marktstrategie: Mein Timing war in den letzten Wochen ausgesprochen gut. In Hinblick auf die EU-Schuldenkrise schrieb ich am 15. Juli:
– Big Short Squeeze voraus! Das größere Risiko liegt eindeutig auf der Shortseite…
So kam es auch. Der DAX legt nach dem EU-Schuldengipfel um etwa 250 Punkte zu.
Den US-Schuldenstreit beurteile ich jedoch anders. Meinen Cashbestand habe ich auf über 80% erhöht. Ich bin nicht bereit, das Risiko einer Eskalation zu tragen. Wenn eine Lösung zur Anhebung der Schuldengrenze über Nacht herbeigeführt wird, wird der DAX am nächsten Tag vielleicht mit einem Up-Gap von 2% eröffnen. Wenn am WE immer noch keine Einigung zwischen Republikanern und Demokraten erzielt wurde, besteht die Gefahr, dass der Markt seinen Abwärtstrend weiter beschleunigt. Und das heißt am deutschen Markt, dass sich MDAX-Werte und andere Titel in der zweiten Reihe um -10% bis -15% in zwei Tagen verbilligen können. Betrachten wir die bisher absolvierten Kursverluste
Klockner & Co: -15% in 3 Tagen
Centrotec: -10% in 2 Tagen
Gildemeister: -8% seit gestern
Volkswagen VZ: -8% seit gestern
Continental: -8% in 2 Tagen
Porsche -9% in 2 Tagen
Das ist schon heftig genug dafür, dass die Chance zu einem glimpflichen Ende noch gegeben ist. Wenn die Zeitungen nächste Woche mit Headlines aufmachen, dass die USA Pleite sind, was bei einer kurzfristigen Zahlungsunfähigkeit ja gar nicht stimmt (die Presse übertreibt ja immer gerne. Man denke nur an die Zeit nach der Lehman-Pleite zurück, als überall vom Kollaps des Finanzsystems geschrieben wurde), dann kann dies ohne Zweifel Panikverkäufe auslösen.Ich schätze das Chance-Risiko-Verhältnis, im Markt investiert zu sein, also äußert schlecht ein. Daher mein hoher Cashbestand.
Kloeckner & Co hat mittlerweile 35% seit dem Jahreshoch verloren.
Leoni bricht nach der Prognoseerhöhung für das Gesamtjahr ein! Das waren heftige Bullenfallen im Automobilsektor.