Liebe Leser,
mit der Staatsschuldenproblematik verhält es sich ein wenig paradox. Staatsschulden schüren Ängste über ein kollabierendes Finanzsystem, Staatsschulden zwingen Regierungen zu harten Sparprogrammen, Bevölkerung und Börsianer machen sich Sorgen. Die Wirtschaft wird jedoch von expansiven Staatshaushalten eher beflügelt, solange keine harten Sparprogramme verabschiedet werden. Jeder Staatsschuld steht in gleicher Höhe ein privates Vermögen gegenüber. Hohe Staatsschulden bedeuten also gleichtzeitig hohe private Kaufkraft, was sich derzeit ja zum Beispiel an dem reißenden Absatz von Premiumautos und Immobilien durchaus bemerkbar macht
Die Unsicherheit, die auf den Märkten lastet, ist nahezu täglich spürbar. Der Pessimismus ist hoch und in den meisten Trader-Foren wird eher “short” gedacht als “long”. Mein Eindruck ist, dass viele Trader auf Shortpositionen sitzen. Das gilt sowohl für die Privaten als auch für Insitutionelle. Ich würde mich mit einer Shortpositionierung nicht wohlfühlen, denn die Gefahr (für Shortys), dass die Zentralbanken die Staatsschuldenkrise auf einen Schlag lösen, ist groß und wahrscheinlich.
Der Blogger Henry Littig hat dazu vollkommen richtig geschrieben: “Die gesamte Schuldenkrise könnte man in ein paar Stunden ganz elegant lösen.” Das ist vollkommen richtig. Sobald die EZB erklärt zu einem bestimmten Preis beliebig viele, bereit emittierte Staatsanleihen aufzukaufen, hätte die Schuldenkrise mit einem Schlag ihren Schrecken verloren.
Ein solches Szenario würde sich zum Alptraum eines jeden Shortspekulationen entwickeln. Der Markt wäre seine Sorgen los und die aus dem Anleihenkauf resultierende Geldmengenausweitung würde die Aktienmärkte zusätzlich stimulieren. Die EZB mag sich noch so prinzpientreu geben, ich glaube aber nicht, dass sie einen europäischen Staat wirklich wird Pleite gehen lassen wird. Im Notfall wird die EZB ein Aufkaufprogramm starten.
Die BMW-Aktie ist ein Paradebeispiel dafür wie wenig der ausufernde Pessimismus zur tatsächlichen Wirtschaftslage passt.