Liebe Leser,
der maßgebliche Grund warum die US-Inflationsrate trotz Seignorage (Staatsfinanzierung über die Druckerpresse) in Billionenhöhe kaum anspringt, ist die chinesische Währungsmanipulation. Die Chinesen betreiben diese in einem erschreckend großen Umfang. Im Juni baute die chinesische Zentralbank ihre Devisenreserven auf insgesamt 3200 Mrd. Dollar aus. Das entspricht in 2011 einer Aufstockung der Devisenreserven um etwa 42 Mrd. US-Dollar monatlich. Ein bedeutender Teil des Geldes, das Bernanke druckt, schwappt quasi direkt über den großen Teich nach China. Für wen ist das jetzt gut oder schlecht? Ich denke mittlerweile die US-Amerikaner lancieren hier ihr Meisterstück. Denn ein Großteil der Dollarschwemme, die nach China strömt, geht in Direktinvestments. Das heißt US-Investoren tauschen (aggregierte Sichtweise) frisch gedrucktes Geld gegen chinesische Vermögenswerte. Das können Firmen oder Immobilien sein. Kann es einen besseren Deal geben als virtuell geschaffenes Geld gegen reale Vermögensgegenstände zu tauschen? Wohl kaum. Auch aus diesem Grund dürfte klar sein, warum Bernanke über Inflationsängste momentan nur müde lächelt.
Die anhaltend starke Währungsmanipulation zeigt letztendlich wie wenig Vertrauen die chinesische Regierung bezüglich der Qualität der eigenen wirtschaftlichen Produktion hat. Die Angst geht um, dass bei einer Yuan-Aufwertung die chinesische Industrie nur schwer konkurrieren könnte. Das Kaufargument für China-Produkte ist der günstige Preis und nicht die Qualität. Diesen preislichen Wettbewerbsvorteil versuchen sich die Chinesen auf Biegen und Brechen zu erhalten. Auch wenn die Geldschwemme die Inflation mittlerweile auf ein ungünstiges Niveau von 6% angehoben hat. Gut und wünschenswert ist dieser „monetäre Krieg“, der sich gerade zwischen der FED und der chinesischen Zentralbank abspielt, nicht. Es entstehen enorme Ungleichgewichte, weil sich Geld- und Handelsströme entwickeln, die auf freien Märkten so nicht stattfinden würden. Hauptschuldiger ist die chinesische Zentralbank. Auf der Nebenanklagebank sitzen Politiker aller Staaten, die mit ihrer Schuldenpolitik die Staatshaushalte in den Ruin gewirtschaftet haben. Ben Bernanke ist in diesem Wahnsinn ein kluger Schachspieler, der das beste versucht aus der Situation zu machen. Die EZB-Oberen sollte bei ihm in Schule gehen!
Viele Grüße
Simon Betschinger