Liebe Leser,
es gibt verschiedene Möglichkeiten wie man den Märkten agieren kann. Von Seiten der Broker und Derivateanbieter wird natürlich in der Werbung oder auf Seminaren das Bild vermittelt, dass hyperaktives Trading mit hohen Hebeln und engen Stopp-Kursen die sinnvollste Variante sei. Die ganze Finanzindustrie scheint sich auf charttechnisches Trading verschworen zu haben. Egal bei welchem Broker man schaut. Nahezu alle haben Seminarprogramme über die Grundlagen der Charttechnik im Programm. Und so touren sie mit diesen Verstaltungen von Stadt zu Stadt und bringen den Leuten eine Trading-Technik bei, von der sie wissen, dass 90% damit Schifffsbruch erleiden werden, denn so in etwa sehen die Kundenstatistiken bei manchen CFD-Brokern aus. Von meinen Erlebnissen auf der Trading-Expo hatte ich hier im Blog bereits berichtet. Das börseninteressierte Publikum scheint sich für die mittelfristige Aktienanlage nicht einmal mehr ansatzweise zu interessieren. Die beiden Hauptfragen lauten – sinngemäß von mir interpretiert: Erstens, wie wenig Geld muss ich einzahlen und zweitens mit welchem Hebel kann ich mein Geld verzocken.
Viel bessere Börsenergebnisse sind zu erzielen, wenn Fundamentaldaten bei der Entscheidungsfindung mit einbezogen werden. Welche beiden Hauptvarianten gibt es.
1. Investing
Was unter Investieren zu verstehen ist, dürfte klar sein. Es geht darum nach fundamentalen Gesichtspunkten die zukünftige Zahlungsreihe eines Unternehmens abzuschätzen und ins Verhältnis zur aktuellen Börsenbewertung zu setzen. Diese Anlagedisziplin wurde von Warren Buffett perfektioniert. Ich zitiere aus Börse Online 19/11. In dieser Ausgabe findet sich neben einem Interview von Warren Buffett auch eine Auflistung von dessen wichtigen Regeln:
“Das einzig wichtige Kriterium für ein Investment ist der Cashflow: Jeder Investor, der Kapital einsetzt, sollte dafür nur einen einzigen Grund haben,: dass sein Kapital arbeitet und ein regelmäßiges Einkommen erwirtschaftet.” (Quelle: Börsen Online 19/11, S. 20). “Kurse sind nur dann interessant, wenn ein Kauf ansteht: Das Auf und Ab an der Börse mag an den Nerven zerren. Solange der Cashflow stimmt, kann der Investor aber jede Baisse gelassen aussitzen – oder für Zukäufe nutzen”. (Quelle: Börsen Online 19/11, S. 20). “Verliere nie den Glauben an die Zukunft der Marktwirtschaft: Auch wenn die Zeiten noch so hart sind: Glaube daran, dass die Wirtschaft nicht untergeht und wichtige Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen.” (Quelle: Börsen Online 19/11, S. 20). “Geduld haben ist alles – in guten wie in schlechten Zeiten: Wenn die Kurse explodieren, muss man mit Zukäufen warten. Wenn Sie schwach sind, mit Verkäufen.” (Quelle: Börsen Online 19/11, S. 20)Die Regeln von Warren Buffett sind natürlich 100% richtig, aber nur dann, wenn sie von einem intelligenten Investmentgenie praktiziert werden. Anlageregeln wie, eine Baisse gelassen auszusitzen oder Geduld haben, mit der Hoffnung, dass die Zeiten besser werden, sind für 98% der Anleger wie eine Aufforderung den Totalverlust anzustreben. Der Grund dafür ist, weil Fundamentalanalyse zu schwer ist. Erstens fehlt den meisten Börsianern das Verständniss der kapitalistischen Prozesse, die auf Unternehmen einwirken und zweitens könnten die meisten Börsianer nicht einmal dann den fairen Wert einer Aktie berechnen, wenn ihnen die Cashflowreihen der nächsten zehn Jahre bekannt wären. Weil das so ist, wird Fundamentalanalyse in der gängigen Praxis als das “Suchen guter Unternehmen und aussichtsreichen Branchen” missinterpretiert. Ich möchte nicht wissen wie viele Gelder deutsche Anleger in den letzten Jahren mit Solaraktien verloren haben, weil sie sich insgeheim einige Fragmente von Warren Buffetts Philosophie gemerkt haben, nach dem Motto man könne die Kursverluste aussitzen. Der Fehler war nur, dass diese Solaranleger bereits im ersten Schritt versagt haben, nämlich Unternehmen zu identifizieren, die konsant hohe Cashflow-Margen erwirtschaften. Warrenn Buffet ist aus gutem Grund bei den deutschen Solaraktien nicht investiert.
2. Aktives Investing
Aufgrund der Schwierigkeiten eine richtige Fundamentalanalyse durchzuführen, empfehle ich allen Börsianern einen Investmentansatz, den ich als “aktives Investing” bezeichne. Eine fundamentale Einschätzung wird hierbei um eine technische Korrekturinstanz ergänzt. Jede fundamentale Meinung muss von der Markttechnik bestätigt werden. Wenn ich zu dem Entschluss gelange, eine Aktie sei 100% unterbewertet, der Aktienkurs aber komischerweise gegen den Markttrend nur fällt, muss meine fundamentale Einschätzung als falsch verwerfen.
Diese Prinzip des “aktiven Investings” verfolgen wir bei TradeCentre. Wir legen sehr viel Wert auf fundamentales Research, verwenden aber gleichzeitig charttechnische Trends, um zu überprüfen, ob wir richtig liegen. Nehmen wir als Beispiel unseren Kauf der Porsche Aktie. Am 11. April stiegen wir zu 45,10€ ein. Unserer Erwartungen gingen auf, wir liegen 27% im Plus mit dieser Position. Viel spannender ist die Frage was mir gemacht hätten, wenn die Aktie gefallen wäre. Weil wir uns täglich über unsere Fehlbahrkeit im Klaren sind, hätten wir die Porsche Aktie verkauft, wenn sich eine abwärtsgerichtete Trendstruktur etabliert und der Verlust die 15% Marke überschritten hätte. Das heißt wir geben unseren fundamentalen Einschätzung zwar Zeit, sich am Markt widerzuspiegeln, übertreiben es aber nicht mit dem Beharren auf einer Meinung.
Porsche steigt heute um weitere 5%. Wir genießen diese Move!
Hinweis: Der TradeCentre Börsenbrief kann für 199€ im Jahr bezogen werden. Verfolgen Sie wie wir unsere Strategie des “aktiven Investings” in der Praxis umsetzen. Seit Start im Jahr 2003 beträgt die Musterdepot-Performance 1070%. In diesem Jahr liegen wir 17% vorne.