Liebe Leser,
bei 126.000€ Jahreseinkommen werden nach dem Abgabenrechner des Bundesfinanzministeriums Steuern in Höhe 47.209,14 Euro fällig. Es verbleiben monatlich 6.566 Euro Nettoeinkommen. Die FAZ hat letzte Woche vorgerechnet, dass nur 1% aller Deutschen monatlich über ein solches oder höheres Einkommen verfügt. Das ist eine Menge Geld, aber nicht genug, um in guter Gegend ein schönes Haus auf großem Grundstück bauen zu können. Wenn dieser ursprünglichste aller Familienträume selbst den einkommensstärksten Deutschen verwehrt ist, dann spiegelt sich darin eine tiefe Generationen- und Klassenungerechtigkeit wider. Wer bei Null anfängt, hat selbst in exponierten Berufen nur schwer die Möglichkeit in noch jungen Jahren zu einem klassischen Wohlstandsbild zu gelangen. Wer schon vom Start weg auf die Unterstützung einer gut situierten Familie zählen kann, bewegt sich in anderen Welten. Was ich damit sagen will: Ob ein Steuersystem den sozialen Aufstieg von Null aus eigener Kraft ermöglicht, wird bei der Gerechtigkeitsfrage des Verteilungssystems leider immer außen vor gelassen.
Der Atomausstieg ist beschlossene Sache und reflexartig – was sollte man auch anderes erwarten – wird in zahlreichen Börsenmedien wieder die Einstiegstrommel für Solaraktien geschlagen. Weil ich ein Mensch bin, der an die Kraft des rationalen Arguments glaubt, möchte ich die Solaraktien-Fans über zwei ihrer Denkfehler aufklären. Denkfehler eins ist, dass Solarmodulproduzenten irgendwann in ferner Zukunft vernünftige Gewinnmargen verdienen werden, wenn der Markt bereinigt ist. Nein! Die Überkapazitäten werden nicht geringer werden. Aufgrund der Produktivitätsfortschritte bei Solarfabriken wird es zu jedem zukünftigen Zeitpunkt bei freiem Wettbewerb einen potenziellen Angebotsüberhang geben. Der zweite Denkfehler ist, dass Solarunternehmen, die gerade mit schön klingenden Meldungen über neue Fabriken und Produktionsausweitungen aufwarten, mit diesen Investitionen Geld verdienen werden. Nein! Bei sämtliche Investitionsprojekten im Solarsektor, die ich verfolge, komme ich auf negative Kapitalwerte. Das heißt die Entscheidung Produktionskapazitäten aufzubauen ist eine Entscheidung Geld zu vernichten. Mögen die Anleger, die Solarmodulproduzenten noch Geld geben, in einigen Jahren bitte nicht allzu sehr enttäuscht sein. Etwas anderes außer Kursverluste sind nicht zu erwarten! Das sagt das rationale Argument.
Viele Grüße
Simon Betschinger