Liebe Leser,
das Jahr 2011 ist noch relativ jung, aber es ist an Ereignissen großer Tragweite bereits reicher als viele andere Jahre. Die Bevölkerungen vieler muslimisch geprägter Länder jagen ihre Tyrannen aus dem Land, Japan wird durch eine schwere Naturkatastrophe verwüstet, was dazu führt, dass weltweit ein Umdenken über Atomenergie einsetzt und zu guter Letzt erklärt mit Portugal ein weiteres europäisches Land die Staatspleite. Es empfiehlt sich erst einmal innezuhalten und die Gedanken neu ordnen.
Ich habe jetzt endlich verstanden, was die europäische Komission wohl unter europäischer Solidarität verstehen mag, die sie von den Deutschen einfordert. Weil es so schwierig ist, der Bevölkerung südlicher Länder eine andere Lebensmentalität nahezulegen (auch in Portugal wird bei jedem Sparvorschlag der Regierung seit neuestem die Arbeit niedergelegt), man sich aber nicht eingestehen möchte, dass ein gleicher Lebensstandard in ganz Europa eher illusorisch statt realistisch ist, vertraut man einfach auf die Vernunft der Deutschen, die sich trotz lautem Murren am Ende zu einem höheren Renteneintrittsalter und längeren Arbeitszeiten breitschlagen lassen. So kann in jedem Land die Bevölkerung leben wie sie will und wenn es dann mal mit dem Geld knapp werden sollte, flattert die Rechnung dank Angela Merkel, die übrigens im medialen Schatten der Japan-Katastrophe einer Ausweitung des EU-Rettungsfonds zustimmte, dem deutschen Finanz-ministerium in den Briefkasten. Ach wie schön ist doch die Welt. In knapp zwei Jahren schwarzgelber Regierung wird verabschiedet, was nicht einmal Oscar Lafontaine in seinen kühnsten Wahlkampfreden zu versprechen gewagt hätte.
Was ist die eigentliche Schlussfolgerung der Staatspleiten von Griechenland und Portugal? Soziale Gerechtigkeit ist eine Beigabe wirtschaftlichen Wachstums, der Sozial- und Umverteilungsstaat seiner selbst Willen ist kläglich gescheitert.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger
(Die ist die Kolumne aus dem aktuellen TradeCentre Börsenbrief)