Liebe Leser,
der Total Return Fonds der Allianz-Tochter Pimco machte letzte Woche mit der Bekenntnis Schlagzeilen, sämtliche US-Staatsanleihen abgestoßen zu haben. Mit einem Anlagevermögen von 172 Mrd. Euro gilt der Total Return als weltweit größer privater Anleiheinvestor. Der illustre Pimco-Chef Bill Gross stellte süffisant die Frage in den Raum, wer denn noch US-Staatsanleihen zu den gegenwärtigen Renditen ins Portfolio nehmen solle, wenn die FED Ende Juni ihr Quantitative Easing Kaufprogramm plangemäß beendet. Ende Februar hielt die FED Staatsanleihen in einem Volumen von knapp 1,2 Billionen Dollar in ihrem Bestand. Die Notenbank ist damit zum größten Finanzier des amerikanischen Staates aufgestiegen. Weil die FED ihren jährlichen Gewinn direkt an den US-Finanzminister überweist, findet defakto die Staatsfinanzierung über die Druckerpresse statt.
Ich gehe mit Bill Gross natürlich 100%ig konform, dass US-Anleihen kein lohnenswertes Investment mehr sind, bewerte die Anleihekäufe der FED jedoch makroökonomisch als richtigen Lösungsansatz in der gegenwärtigen Situation. Was wäre die Alternative in einem Land, in dem Obama Steuererhöhungen gegen den Willen der Republikaner nicht durchsetzen kann? Sollte die FED den Absturz von US-Anleihen und damit die Zahlungsunfähigkeit der USA riskieren? Nein, das würde für weitaus mehr Turbulenzen sorgen als der gegenwärtige Weg, die Staatsverschuldungrate über eine leichte Inflation – wir reden beim jetzigen Volumen der QE-Programme von einer Inflationsrate von etwa 3% – abzubauen. Dass die FED zum größten Kreditgeber aufsteigt, hat zudem einen sehr positiven Nebeneffekt: Die großen Vermögen der USA müssen sich neue Anlagemöglichkeiten suchen. Viele reichen Amerikaner können sich nicht mehr auf die faule Haut legen und risikolos die Zinsen von Staatsanleihen kassieren, sondern müssen ihre Gelder in realwirtschaftliche Unternehmungen stecken. Ich rechne daher in den kommenden Jahren mit einem Investitions- und schließlich Wirtschaftsboom, der die Arbeitslosenquote auf unter sechs Prozent reduziert.
Die EZB in Europa fährt derzeit eine konservativere Strategie, was ich für problematisch halte. Meine These basierend auf obigen Überlegungen ist: Die US-Ökonomie wird von 2012 bis 2015 deutlich höhere reale Wachstumsraten verzeichnen als der europäische Wirtschaftsraum.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger