Liebe Leser,
selten hatten Börsenturbulenzen eine derart erfreuliche Ursache. Die Bevölkerung in den arabischen Ländern begehrt gegen ihre Tyrannen auf. Der heimliche Tyrannenmörder, der das Schwert zwar nicht selbst führte, aber es in die richtigen Hände legte, heißt Marc Zuckerberg. Sein soziales Netzwerk Facebook, das sich schneller als ein heißes Gerücht über die Welt verbreitete, hat maßgeblichen Anteil daran, dass sich die Opposition in Tunesien, Ägypten und Libyen koordinieren und austauschen konnte. Die öffentlichen Plätze können die Soldaten der Tyrannen zwar kontrollieren, nicht aber die privaten Nachrichten, die über Facebook verschickt werden. Es sind eben die Unternehmer, die mit ihren neuen Produkten und dem Rütteln am Alterhergebrachten die Welt zum Positiven verändern.
Der steigende Ölpreis ist ein Game Changer. Er dominiert nahezu jeden Bereich des Wirtschaftens, hat direkten Einfluss auf die Kostenkalkulationen und schränkt die Produktionsmöglichkeiten der Industrieunternehmen ein. Ein hoher Ölpreis setzt neue Rahmenbedingungen, an denen sich alle Wirtschaftssubjekte orientieren müssen. Kurzfristig torpediert das die Wachstumsdynamik, aber langfristig wird die Preisverteuerung beim schwarzen Gold innovative Kräfte freisetzen und Unternehmer auf den Plan rufen, die alternative Technologien entwickeln. Wie schnell etwa funktionale Elektroautos zur Marktreife gebracht werden und über Massenproduktion zu günstigen Stückzahlen hergestellt werden können, hängt weitgehend davon ab welche Priorität dies in den Forschungsabteilungen der Großkonzerne genießt und welche Profite der erste Elektroauto-Pionier erwarten kann. Die Aussicht auf den kapitalistischen Profit ist meistens die treibende Kraft der Innovation. Ein hoher Ölpreis wird die Profitmöglichkeiten alternativer Energien erhöhen und die Innovationsdynamik in diesem Sektor beschleunigen.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger