Liebe Leser,
Sie als Börsenbrief-Abonnent gehören vermutlich bald zu einer bedrohten Minderheit. Nach den Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) sank die Zahl der deutschen Aktionäre im zweiten Halbjahr 2010 um 476.000 auf knapp 3,4 Millionen. Die Deutschen verwirren die ganze Welt mit dieser ambivalenten Geisteshaltung. Wir sind das Land der Ingenieure, das Land, in dem die besten Industrieunternehmen weltweit beheimatet sind und gehören mit China zur stärksten Exportnation überhaupt. Aber gleichzeitig hat die Mehrzahl der Bürger kein Vertrauen Geld in deutsche Unternehmen zu investieren. Vermutlich haben die Anleger nach dem turbulenten letzten Jahrzehnt endgültig genug von den unerträglich hohen Börsenschwankungen. Die Kurserholung 2010 nach der Finanzkrise wurde dann von vielen Aktionären genutzt, um die Anteilsscheine zu verkaufen, sobald der Einstandskurs wieder erreicht wurde. Wer soll es den Leuten verdenken. Wenn die Altersvorsorge im Rekordtempo schrumpft, ist es schwer einen ruhigen Schlaf zu finden.
Der Kapitalismus erzeugt seinem inneren Wesen nach Zyklen, die an den Aktienmärkten zu Verhaltensweisen führen, die ganz und gar kontraintuitiv sind. Wer die Funktionsweise des Systems nicht versteht, wird auch nie verstehen warum man langfristige Aktien-Investments nie im Konjunkturboom eingehen sollte. Der menschliche Instinkt neigt dazu Aktien zu kaufen, wenn Unternehmen operative Gewinne auf Rekordniveau vermelden und die Vorstände eine goldene Zukunft versprechen. Es handelt sich bei solchen solchen Versprechungen keineswegs um Täuschungshandlungen, die Unternehmenslenker sind selbst davon überzeugt, dass die Investitionsprojekte profitabel sind. Das führt dazu, dass die Gesamtheit der Unternehmen ihre Investitionen solange vorantreiben wird bis die zu erwartende Kapitalrendite gleich dem Marktzinssatz geworden ist. Und so wird zwangsläufig die Saat der nächsten Krise bereits in der Phase der Prosperität gestreut. Die Aktienmärkte werden ihre starken Schwankungen beibehalten und der Zyklus wird sich fortsetzen. Unsere Musterdepot-Rendite (TradeCentre Musterdepot) war bis jetzt immer sehr ordentlich (aus 10.000€ wurden 105.000€), dennoch sehen wir immer noch Potenzial unser Investitionsverhalten über einen gesamten Konjunkturzyklus weiter zu optimieren.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger
Dies war die Kolumne aus dem aktuellen TradeCentre Börsenbrief.