Liebe Leser,
in den USA läuft die Seigniorage auf Hochtouren. Darunter versteht man die Erträge, die der Staat durch die Vergabe seines Notenbankmonopols einnehmen kann. Die amerikanische Notenbank FED steigerte ihren Gewinn im vergangenen Jahr auf 80,9 Milliarden Dollar und überweist davon direkt 78,4 Milliarden Dollar an das amerikanische Finanzministerium. Der FED-Gewinn entsteht zum Beispiel durch die Zinsen amerikanischer Staatsanleihen, die die Zentralbank zur Stützung der Konjunktur in ihre Bilanz genommen hat. Konkret formuliert finanziert die FED den amerikanischen Staat damit durch die Druckerpresse. Und das ist in der jetzigen Zeit gut so. Alles andere wäre gemeingefährlich und man müsste die FED auf unterlassene Hilfeleistung verklagen, wenn sie keine Staatsanleihen aufkaufen würde.
In den letzten 40 Jahren hat die amerikanische Notenbank defakto eine monetaristische Geldpolitik – annähernd im Sinne Milton Friedmans – geführt. Die FED tat alles dafür, dass die Geldmenge im Jahr kontinuierlich um 5% wächst, oder genauer formuliert, zwei Prozent stärker als das reale BIP. Wenn die reale Wirtschaftsleistung per anno um 3% steigt, wird somit das Inflationsziel von 2% genau erreicht. In den letzten beiden Jahren hat Ben Bernanke nichts anderes versucht, als an dieser Politik festzuhalten. Von Dezember 2008 bis Dezember 2010 stieg das Geldmengenaggregat M2 von 8.265 Milliarden auf 8.773 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem jährlichen Wachstum der Geldmenge in den letzten beiden Jahren um nur knapp 3%.
Wir haben in den letzten beiden Jahren einen Durchbruch ökonomischer Geldtheorie hautnah miterlebt. In den 1930er Jahren rutschte die USA aufgrund eines dilettantischen Verhaltens der Zentralbanken in die Weltwirtschaftskrise ab. In den 1970er Jahren erzeugte die FED Inflation, weil sie das verminderte Produktionspotenzial aufgrund des Ölmangels nicht erkannte. In den Jahren nach 2008 – so wird es die Geschichtsschreibung einmal erkennen – verhinderte die FED eine weitere Weltwirtschaftskrise, weil sie entschlossen und gegen alle Kritik eine moderate Geldmengenausweitung aufrecht erhielt. Geldmengenausweitung in Niedrigzinsphasen ist fast nur durch den Aufkauf von Staatsanleihen zu bewerkstelligen. Ben Bernanke macht alles richtig!
Was hat das für Konsequenzen? Alles wird gut! Die Arbeitslosigkeit in den USA wird zurückgehen und die Inflation wird niedrig bleiben bei maximal 3%.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger