Liebe Leser,
der Goldstandard ist wieder in aller Munde, sogar im positiven Sinne, dass eine Rückkehr zu diesem System als wünschenswert dargestellt wird. Das verwundert angesichts der Tragödien und der Zerstörung, die der Goldstandard über die Menschheit gebracht hat. Mit dem ökonomischen Gesetz, dass eine expandierende Wirtschaft eine gleichauf steigende Geldmenge benötigt, waren schon die alten Römer und später auch die Spanier konfrontiert. Die spanische Krone schickte Franzisco Pizzaro im Dezember 1530 auf eine grausame Eroberungsmission. Das Inkareich fiel einer Plünderungsorgie der spanischen Eroberer zum Opfer, die nur ein Ziel hatte: So viel Gold wie möglich zusammenzuraffen! Das spanische Königshaus benötigte dieses Gold, um die Staatsausgaben zu finanzieren. Egal ob der Lohn der Handwerker, der Sold der Soldaten oder die Ausgaben für den Schiffsbau. Am liebsten waren damals Goldmünzen gesehen, denn Gold erfüllte als Verrechnungseinheit und Wertspeicher alle wichtigen Eigenschaften, die eine Währung benötigt. Es ist kein Zufall, dass die westeuropäische Wirtschaft im 16. Jahrhundert nach den spanischen Goldfunden prosperierte. Endlich wurde mit dem Gold der Inkas die Geldmengenknappheit beendet, die Wachstum bislang verhindert hatte. Die meisten Eroberungsfeldzüge verschiedener Nationen im Zeitraum von 600 v. Christus bis zum 18. Jahrhundert hatten immer auch das Ziel an Gold zu kommen. Allein diese historische Betrachtung müsste ausreichen, um zu erkennen, dass eine Kopplung von Goldbestand und Geldmenge wirtschaftlich erstens keinen Sinn macht und zweitens der Weg der Goldbeschaffung problematisch ist
Erst als in England Mitte des 18. Jahrhunderts die Grundzüge des modernen Bankwesens geschaffen wurden, war das Fundament für die industrielle Revolution gelegt. Schon Adam Smith, der die Nachteile einer Goldwährung noch leibhaftig vor Augen hatte, stellte 1776 fest, dass eine vernünftige Bankenpolitik darin bestünde, Gold und Silber größtenteils durch Papiergeld zu ersetzen. Seit die Menschheit sich von den Fesseln der reinen Rohstoffwährungen befreit hat, wächst weltweit der Wohlstand. Warum also sollte man sich den Goldstandard zurückwünschen? Es gibt ja noch nicht einmal eine nennenswerte Inflation
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger
Dies ist die Kolumne aus dem aktuellen TradeCentre Börsenbrief. Die Themen der aktuelle Ausgabe sind:
Aktienbär der Woche
Elmos: Dividende für 2010?
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MANZ: Kanzlerin zu Besuch
Marktstrategie
Musterdepot-Änderungen