Liebe Leser,
es gibt nur wenige Fonds, die auf Sicht mehrerer Jahre außerordentliche Erfolge vorweisen und den Gesamtmarkt schlagen können. Es gibt so gut wie keine Fonds, die seit mehreren Jahrzehnten die Märkte dominieren. Die FAZ greift heute einen Bericht aus dem “Wall Steet Journal” über den Hedge-Fonds “Medallion” auf, der seit den 1980er Jahren eine jährliche Rendite von 45% erwirtschaftet. Im Krisenjahr 2008 erzielte Medallion” eine sagenumwobene Rendite von 80%. Der Gründer des Hedge-Fonds, James Simons, war zuvor Professor für Mathematik und Anbteilungsleiter im Petagon für die Entschlüsselung militärischer Codes. Sein Team, das für die Verwaltung der Milliarden zuständig ist, besteht aus Mathematikern, Astrophysikern, Raketeningenieuren und Statistikern. Das Fonds wird offenbar ausschließlich über automatisierte Handelssyssteme verwaltet und genau hier beginnt das Mysterium: “Niemand außerhalb des Unternehmens weiß exakt, was Medallion eigentlich tut“, schreibt die FAZ. Die Algorithmen, die die Einstiegs -und Ausstiegssignale berechnen, “sind das am besten gehütete und am meisten begehrte Geheimnis der Finanzmärkte.”
In den Gründerjahren des Fonds verfolgte Simons zunächste eine Trendfolge-Strategegie, die er vor allem an den amerikanischen Rohstoffmärkten anwandte. Ende der 1980er Jahre gab Simons diese Trendfolge-Strategie jedoch auf, investiere noch einmal in Personal und neue Hardware und setzte auf einen anderen Handelsansatz. Wie dieser aussieht, weiß niemand genau. Der Medallion-Fonds ist seit 1993 für neue Anlagegelder geschlossen, schätzungsweise werden etwa 10 Milliarden Dollar verwaltet. Das Privatvermögen des Gründes James Simons wird auf 8 Milliarden Dollar geschätzt.
Hat Medallion ein neues Gesetz der Finanzmärkte entdeckt, das auf einem Fundament abseits der gängigen Anlageprinzipien basiert? Es sieht fast so aus. Hedge-Fonds, die sich auf Trendfolge-Strategien konzentriert haben, gibt es wie Sand im Meer. Sie zeichnen sich durch hohe Renditen in einem Zeitraum von vielleicht zwei oder drei Jahren aus, aber dann zerreißt es das Fondsvermögen innerhalb kürzester Zeit, wenn an den Finanzmärkten mal wieder ein plötzlicher Richtungswechsel in wichtigen Assetklassen stattfindet. Die bekannten Ansätze zur Entwicklung von Handelssystemen versuchen auf einem liquiden Markt, wie zum Beispiel den Devisenmärkten, Kursmuster zu identifizieren, die systematische Gewinnmöglichkeiten eröffnen. Weil sich mit dieser Art des quantitativen Handels unzählige kapitalstarke Spieler beschäftigen, sind profitable Kursmuster so gut wie verschwunden. Kaum ein Hedge-Fonds erzielt in den Devisenmärkten über mehrere Jahre hinweg hohe Renditen. Die Gewinnmöglichkeit aus dem quantativen Handel muss also der Berücksichtigung neuer Datenmengen entspringen, die andere Handelssystem-Entwickler nicht berücksichtigen. Das können zum Beispiel komplexe Intermarketrelationen sein.
Fazit: Es sieht so aus, das Medallion hier ein Durchbruch gelungen ist, der so weit entfernt der gängigen Denkkonzepte liegt, das niemand anders bislang auf die gleiche Idee gekommen ist und die erzielbaren Überrenditen somit erhalten bleiben.