Liebe Leser,
die Märkte stellen sich auf eine längerfristige Deflation ein. Der Bund-Future setzt seine Kursrally fort und notiert so hoch wie noch in den letzten zehn Jahren nicht. Warum ist das so, werden Sie sich fragen, liebe Leser. Wenn die europäischen Staaten nahe an der Pleite sind, müsste doch eigentlich die Risikoprämien und damit der Zinssatz steigen? Stimmt, nur haben Sie die Rechnung ohne den großen Manipulateur, die EZB gemacht. Je länger die EZB den Leitzinssatz weiter bei 1% belässt, desto stärker zieht sie auch die langfristigen Zinsen nach unten. Das funktioniert über ganz einfache Arbitrageüberlegungen. Eine Bank, die damit rechnet, dass der EZB-Leitzins auch in 5 Jahren bei 1% sein wird, kann heute Staatsanleihen mit 5jähriger Laufzeit kaufen und sich zur Finanzierung am Zentralbankgeld bedienen. Wenn die Staatsschulden nicht schleunigst unter Kontrolle gebracht werden, dann wird die EZB bald keine Möglichkeit mehr haben an der Zinsschraube zu drehen, weil sie sonst den Ländern die Refinanzierungsspielräume entziehen würde.
Fazit: Von Inflation ist weit und breits nichts zu sehen, obwohl Inflation jetzt prinzipiell ein gutes Heilmittel wäre, um die Schuldentilgung zu erleichtern. Aber die EZB behält ihre bornierte Politik bei und bereitet damit die Grundlage für japanische Verhältnisse. Der steile Anstieg des Bund Future deutet auf wirtschaftliche Stagnation und stabile Preise hin.