Liebe Leser,
ich habe bei meiner Beurteilung der Griechenlandrettung einen wichtigen Punkt übersehen. Es sind hintergründig keine sozialistischen Motive, die letztendlich den Ausschlag für das Rettungspaket gegeben haben, es sind die Interessen des Großkapitals. Haben Sie sich auch über die Presseschlagzeilen gewundert, warum die Deutsche Bank und andere deutsche Großkonzerne publikumswirksam verkündet haben, sich an einer Griechenlandrettung beteiligen zu wollen? Banken, Versicherer und andere Finanzkonzerne treiben ein schändliches und schädliches Spiel. Sie leihen sich Geld zu 1% von der EZB und legen es zu 8% in griechischen Staatsanleihen an. Damit dieses Gelddrucken funktionieren kann, muss letzten Endes jemand dafür bezahlen. Und das ist jetzt der europäische Bürger, der diese Geldumverteilung durch seine reale Wertschöpfung finanziert. Damit befinden wir uns in einer perfiden Situation. Unter dem Deckmantel sozialistischer und damit sozialer Argumente etablieren Großkonzerne einen Geldumverteilungsmechanismus, der auf dem billigen Geld der Zentralbanken aufgebaut ist. Von Hayek würde sich im Grabe herumdrehen bei diesem Gedanken. Dem griechischen Volk ist durch das Rettungspaket in keinster Weise geholfen. Ähnlich wie die Deutschen nach dem Friedenvertrag von Versailles wird die griechische Bevölkerung nun zu Reparationszahlungen verpflichtet, die sie bei bestem Willen nicht schultern kann. Die Griechen arbeiten jetzt für das Anleihekapital, das wiederum in den Händen europäischer Großkonzerne liegt.
Fazit: Es sind zwei Skandale, die sich derzeit abspielen. Der erste Skandal ist die Sozialisierung wirtschaftlicher Schieflagen. Wer schlecht wirtschaftet, wird nicht mehr zu Rechenschaft gezogen, sondern stattdessen die Allgemeinheit. Der zweite Skandal ist, dass sich unter dem Deckmantel sozialer Argumente ein gewaltiger Geldumverteilungsmechanismus des Großkapitals etabliert hat. Über Geldschöpfung und von der europäischen Gemeinschaft gesicherte Anleihen werden die europäischen Bürger systematisch eines Teiles ihrer realen Wertschöpfung beraubt.
AusblicK: Es wird die Zeit kommen wenn sich der Bürger eine kapitalistische Wirtschaft zurückwünscht. Die Wirtschaftsordnung, die wir momentan haben, ist ein “verkrusteter Kapitalismus” (zitiert nach Schumpeter) bzw. eine “Semisozialismus” (zitiert nach Sloterdijk), der von Politik und Großkonzernen zur Befriedigung von Eigeninteressen missbraucht wird. Immer mehr werde ich mir darüber im Klaren, dass das Marktausscheiden bzw. der Bankrott die wichtigste Funktion einer funktionierten Marktwirtschaft ist. Nur wenn wirtschaftliche Schieflagen auch bestraft werden, kann sich eine Wirtschaft langfristig auf einem gesunden Pfad entwickeln.