Liebe Leser,
die langfristige Marschrichtung der globalen Wirtschaft und der Aktienmärkte habe ich im letzten Blog-Beitrag umrissen. Es gibt jedoch zwei Dinge, die mir Sorgen bereiten und die sich eventuell als Störfeuer für das bullische Szenario entpuppen könnten.
Erstens: Die Rohstoffpreise notieren in dieser frühen Phase der Prosperität schon ungewöhnlich hoch. Anders als die vielfache Interpretation anderer Börsenjournalisten ist das kein Ausdruck von inflationären Tendenzen, sondern von Knappheit. Unter Inflation versteht man, wenn durch eine explodierende Geldmenge eine Geldentwertung erfolgt. Dies ist nicht der Fall. Zum einen weil die umlaufende Geldmenge, die von der Kreditvergabe der Geschäftsbanken bestimmt wird, kaum steigt und zum anderen weil in der Realwirtschaft eher deflationäre Tendenzen auftreten. Man braucht dazu nur einen Blick in die Regale der Supermärkte zu werfen. Die emporschnellenden Rohstoffpreise signalisieren deshalb einzig ein niedriges Angebot. Mit Indien und China ist ein Wirtschaftsraum erwacht, der 2 Milliarden Menschen umfasst. Dem Wachstumshunger dieser asiatischen Volkswirtschaften steht ein begrenztes Angebot an Rohstoffen gegenüber. Langfristig wird zwar auch das kein Problem sein – und auch hier argumentiere ich anders als die meisten meiner Kollegen – weil die Menschheit Möglichkeiten der Subsitution knapper Materialen durch andere Rohstoffe finden wird. Kurzfristig allerdings ist die Rohstoffknapp ein Wachstumshinderniss. Schnell steigende Rohstoffepreise könnten der nach Wachstum strebenden Weltwirtschaft deshalb einen Strich durch die Rechnung machen. Werfen Sie einen Blick auf die Entwicklung dreier ausgewählter Rohstoffe.
Kupfer
Aluminium
Platin
Zweitens: Der Sozialismus nimmt schleichend Einzug in Europa. Staatsquoten von über 50% sind seit diesem Jahr in europäischen Staaten die Regel. Bisher war ich eigentlich immer fest davon überzeugt, dass die Bedrohung der wirtschaftlichen Entwicklung durch den Sozialismus erst ab 2020 ein Problem wird, wenn der Wachstumsimpuls der sich schnell entwickelnden asiatischen Märkte nachlässt. Aber das Beispiel Griechenland bringt auf einmal ein erschreckendes Alternativszenario ans Licht. Griechenland wird von einer sozialistischen Regierung geführt und ist in seinem ganzen Verwaltungsapparat von Bestechlichkeit und Korruption durchzogen. Dass sozialistische Wirtschaftssysteme mit hohen Staatsquoten nicht funktionieren können, wissen wir nur zu gut aus der Geschichte. Wenn die Griechen den Sozialismus wollen, könnte uns das eigentlich egal sein, aber über den Euro hängen wir eben auch mit drin im Schlamassel. Mit einer eigenen Währung wäre für Griechenland alles halb so schlimm. Die Notenbank müsste lediglich ein wenig Geld drucken und der Staat könnte sich über Seignorage auf Kosten einer kleinen Inflation die Kasse füllen. Nur spielt bei diesem Spiel die EZB nicht mit und so ist Griechenland mit der Realität einer 1,3-fachen Verschuldung zum BIP konfrontiert. Eine Schuldensituation, aus der es ohne starkes Wirtschaftswachstum kein Entrinnen gibt. Die Ratingagentur Fitsch stufte heute ihr Bonitätsrating für Griechenland auf “BBB+” zurück. Das sorgte an den Finanzmärkten für kräftigen Wirbel.
Die hohen Staatschulden und Staatsquoten über 50% in vielen europäischer Länder (neben Griechenland ist auch noch Italien als akkuter Fall zu nennen), die aufgrund ihrer semisozialistischen Wirtschaftsstrukturen kaum noch imstande sind Wirtschaftswachstum zu entwickeln, können auch andere europäische Staaten mit ins Schlamassel reißen. Das könnte die Aktienmärkte früher als bislang von mir angenommen, in Aufruhr versetzen.