Lieber Leser,
der Goldpreis zeigt sich sehr stark in diesen Tagen. Mit hoher Dynamik nähert sich Gold den Höchstständen von Anfang 2008 und steht unmittelbar davor über die 1000 USD Marke zu springen. In der Finanzpresse ist zu lesen, dass vor allem chinesische Staatsfonds auf der Käuferseite stehen. Was China damit bezweckt, möchte ich Ihnen heute erklären:
China hat in der Vergangenheit seine Geldpolitik weitgehend über die eigene Währung betrieben. Um die Exporte zu stärken, wurde der Renminbi künstlich von der chinesischen Zentralbank gedeckelt. Eine eigene Währung zu deckeln, ist für eine Zentralbank ein Kinderspiel. Sie muss einfach genügend Geld drucken, um die Nachfrage der Ausländer zu befriedigen. Wenn ein Investor Dollar gegen Renmibi tauschen möchte, nimmt die chinesische Notenbank die Dollarbeträge entgegen und gibt dafür frisch gedrucktes Geld aus.
Diese manipulative Wechselkurspolitik hat dazu geführt, dass China mittlerweile über 2.000 Milliarden Dollar Devisenreserven angehäuft hat. Mit diesem Geld kaufte China in der Vergangenheit überwiegend amerikanische Staatsanleihen. Der US-Finanzministerium gibt zu Protokoll, dass etwa ein Viertel sämtlicher US-Auslandsschulden von China gehalten werden. Für die Amerikaner war dies bislang ein Vorteil, weil somit das Budgetdefizit finanziert werden konnte.
Nun sind die Amerikaner allerdings keine Nation, die sich gerne in die Hände fremde Mächte begibt und es gibt sogar einen relativen einfachen Weg die Rückzahlungslast der Schulden zu vermindern. Nämlich den Dollar zu inflationieren. Genau das befürchtet nun China. Im Zuge der Finanzkrise erhöhte die amerikanische Notenbank FED massiv die Geldmenge und kaufte sogar aggressiv Staatsanleihen auf. Die Finanzierung des Staatsbudgets über Gelddrucken nennt man Seignorage. Diese aggressive Geldmengenausweitung dürfte früher oder später zu einer Entwertung des Dollars gegenüber anderen Währungen wie dem Euro führen. Für China würde das bedeuten, dass die 2000 Milliarden Dollar Devisenreserven real an Wert verlieren.
Um dies zu verhindern, fordert China lautstark die Einführung einer globalen Leitwährung unter Aufsicht des Internationalen Währungsfonds (IWF). Im März zum Gipfel der G-20 Regierungschefs preschten die Chinesen erstmals mit dieser Forderung lautstark nach vorne. Das Kalkül ist klar. Eine neue Leitwährung, idealerweise gedeckt durch Rohstoffe, würde China ermöglichen seine gigantischen Dollarreserven zumindest teilweise in die neue Leitwährung umzuschichten. Chinesische Staatsfonds kaufen deshalb Gold und anderen Rohstoffe, um in ferner Zukunft eine neue, rohstoffgedeckte Leitwährung etablieren zu können.