Liebe Leser,
ich gebe zu, es macht mir Freude, Anhänger von Solaraktien regelmäßig zur Weißglut zu treiben. Wobei mir etwas sehr merkwürdiges auffällt: Immer wenn es um Solaraktien geht, treffe ich auf keine Menschen, die rational Argumente abwägen, sondern fast immer auf kleine Fanatiker. Das Paradigma, dass die Solaraktien-Anhänger verbreiten, lautet: Solarstrom gehört die Zukunft, Solaraktien muss man haben. Ich sage dann immer: Ja, Solarstrom gehört die Zukunft, aber Solaraktien werden fallen. Aber dann hört mir meistens niemand mehr zu und ich werde mit einem Wortschwall bombadiert, der die positiven Branchenaussichten schildert. Dann sage ich wieder: Ja, die Solarbranche wird wachsen, aber Solaraktien werden fallen. Spätestens dann halten mich die Solaraktien-Anhänger für verrückt. Die einen beschimpfen mich, die anderen suchen das Weite.
Da die moderaten Solaraktien-Fanatiker mittlerweile von den Aktienkursen deutscher Solarfirmen Lügen gestraft wurden, predigen sie auf einmal die guten Aussichten der chinesischen Solaraktien. In China kann man günstiger produzieren und die Subventionen der chinesischen Regierung sorgen für ein starkes Branchenwachstum. Darum müsse man chinesische Solaraktien kaufen. Ich kann nur noch müde lächeln, liebe Leser, und entgenge folgendes: Ja, in China garantieren staatliche Subventionen ein starkes Wachstum der Solarbranche, doch chinesische Solaraktien werden trotzdem fallen! Es ist nunmal so, dass ökonomische Logik auf der ganzen Welt gilt. Egal ob in Europa, Amerika oder China: Mit einem Massengut, das jeder große Konzern produzieren kann, lässt sich kein Geld verdienen. Das bedeutet, dass sich über kurz oder lang die operativen Renditen den Kapitalkosten annähern werden. Was bedeutet das?
Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine Solaranlage bauen. Sie nehmen dafür 1 Millionen Euro Kredit auf, der zu 6% verzinst wird. Wenn die Solaranlage für 1 Millionen Euro jedes Jahr 60.000€ Gewinn abwirft, verdienen Sie genau Ihre Kapitalkosten, liebe Leser. Einen Eigenkapitalzuwachs erzielen Sie jedoch nicht. Genau das gleiche Prinzip gilt für große Unternehmen. Das Eigenkapital wird nur gemehrt, wenn mehr Geld als die Kapitalkosten verdient wird, man spricht dann von ökonomischen Renten. Die Solarbranche ist ein Massenmarkt, es gibt keine andere Produktdifferenzierung außer den Preis je Megawatt pro Flächeneinheit. In so einer Branche lassen sich keine ökonomischen Renten verdienen. Im Gegenteil: Meistens werden nicht einmal die Kapitalkosten verdient.
Solarworld wird noch wie ein Monopolist bewertet, der jahrelang ökonomische Renten wird einfahren können. Das wird so nicht funktionieren. Ich sage Ihnen für 2010 einstellige Aktienkurse voraus.
Auch chinesische Solarfirmen wie Suntech Power werden sich der ökonomischen Gesetzmäßigkeit langfristig nicht widersetzen können.
Fazit: André Kostolany hat einmal gesagt: Es kommt an der Börse immer darauf an, ob es mehr Dummköpfe als Papiere oder mehr Papiere als Dummköpfe gibt. Im Solarsektor gibt es derzeit eindeutig mehr Dummköpfe als Papiere von Solaraktien. Ignorieren Sie bitte die lauten Empfehlungen für chinesische Solaraktien und investieren Sie niemals in diese Aktien. Ihr Geldbeutel wird es Ihnen danken!