Liebe Leser,
“das Spiel der Spekulation ist das faszinierenste Spiel der Welt. Aber es ist kein Spiel für die Dummküpfe, die mental Faulen, für Menschen mit geringer emotionaler Kontrolle und für die Jäger des schnellen Geldes. All jene werden arm sterben.” So beginnt Jesse Livermore die ersten Zeilen seines Meisterwerkes zur Börsenspekulation aus dem Jahr 1940.
Wer als Anleger sein Geld in die Aktienmärkte steckt, ohne die ökonomischen Grundmechanismen Verstanden zu haben, kann einen Großteil des eingesetzten Geldes verlieren. Mr. Market stellt täglich Fallen auf, in die man als Anleger schnell hinein tappen kann. Die größte aller Börsianer-Fallgruben ist die “Boom-Branchen-Falle“. Ein boomender Zukunftsmarkt mit grandiosen Wachstumsaussichten lockt die Privatanleger regelmäßig in Scharen an. In einer schnellen wachsenden Zukunftsbranche will jeder investiert sein. Und genau das, ist oftmals der erste Schritt ins Verderben.
Die gemeinste Boom-Branchen-Falle findet man bei Solaraktien. Seit zwei Jahren schon schreibe ich Ihnen in regelmäßig Abständen, dass Sie keinen einzigen Cents in die Solarmodulproduzenten investieren sollten. Mit dieser Meinung stehe ich immer noch weitgehend alleine dar. In verschiedenen Börsenmagazinen und Börsenbriefen wird fast wöchentlich von den Wachstumsraten der gesamten Solarbranche geschwärmt und es werden Solaraktien als Investment-Möglichkeiten empfohlen. Es fällt schwer dieser Massenpsychose zu widerstehen, denn die Artikel wirken euphorisierend. Ich zitiere aus einem Spiegel-Artikel vom 29.06.2009.
Ökobranche erwartet Solarboom in DeutschlandDie Bundesregierung setzt auf Sonnenstrom aus der Sahara – dabei kann Deutschland sein Energieproblem auch selbst lösen. Die Solarbranche erwartet einen heimischen Photovoltaik-Boom, der sogar die Atomkraft verdrängen könnte. Befeuert wird die Öko-Revolution durch Billiganlagen aus Fernost.
Hamburg – Solarenergie ist teuer und für das kalte Deutschland ungeeignet: Dieses Image haftet der Ökobranche seit Jahren an. Tatsächlich kostet Sonnenstrom rund acht Mal so viel wie der aus Kohle- oder Atomkraftwerken. Und auch mengenmäßig spielt er kaum eine Rolle – die Sonne deckt gerade einmal 0,5 Prozent des deutschen Elektrizitätsbedarfs ab.
Doch dies dürfte sich bald ändern. Denn der Energiemarkt steht vor einer gewaltigen Revolution: Immer mehr Deutsche kaufen sich eine Solaranlage, die Nachfrage explodiert. Eine Studie des europäischen Branchenverbands EPIA zeigt: In den kommenden fünf Jahren dürfte sich die installierte Leistung mehr als verdreifachen (siehe Grafiken)…..
Und das Wachstum geht weiter. Bis 2013 dürfte in Deutschland eine Solarleistung von mehr als 17.000 Megawatt installiert sein, erwartet EPIA. Dabei legt der Verband eine “moderate” Entwicklung zugrunde. In einem Extremszenario rechnen die Fachleute sogar mit mehr als 21.000 Megawatt bis 2013. Zum Vergleich: Ein großes Kernkraftwerk hat eine Leistung von rund 1000 Megawatt.
Wen nun ein Aktienanleger mit fehlender ökonomischer Bildung und fehlendem Scharfsinn einen solchen Artikel liest, entwickelt er zwangsweise einen unwiderstehlichen Drang in Solaraktien langfristig zu investieren. Aber das ist ein fataler Fehler und eine der gefährlichsten Schlussfolgerungen an der Börse überhaupt: “Schließe niemals von den Wachstumsraten einer Branche auf die Gewinnwachstumsraten eines Unternehmens“, lautet eine meiner zehn wichtigsten Börsenregeln.
Solarmodulproduzenten wie Solarword oder Q-Cells werden meiner Einschätzung nach schon in zwei oder drei Jahren Schwierigkeiten haben, überhaupt profitabel zu arbeiten. Solarmodule können von fast jedem Großkonzern auf der Welt hergestellt werden. Es gibt zwischen Solarmodulen so gut wie keine Differenzierungsmerkmale außer des Preises pro Megawatt Leistung. Newcomer-Firmen sind gegenüber etablierten Solarunternehmen sogar oft im Vorteil, weil sie von Solarmodul-Produktionsanlagen ordern können, die technologisch auf dem neusten Stand sind. Die Technologie schreitet in dem Sektor wahnsinnig schnell voran. Eine Produktionsanlage, die vor einem Jahr gebaut wurde, ist heute schon veraltet. All dies führt dazu, dass das Solarmodulgeschäft für Investoren zum Milliardengrab wird.
Betrachten sie die Charts der Solarmodulproduzenten Q-Cells und Solarworld. Diese Unternehmen wurden von der Presse immer als die großen Marktführer gefeiert. Die Aktienkurse sprechen hingegen ein klare Sprache: Vermutlich haben die nächsten Crashwellen in diesen Titeln vor einigen Wochen bereits begonnnen, die die Aktienkurse in deutlich tiefere Kursregionen prügeln werden.
Solarworld
Fazit: Lassen Sie Ihre Finger von den Aktien der Solarmodul-Produzenten. Widerstehen Sie dem medial aufgepeitschtem Solarwahnsinn.