Liebe Leser,
General Motors notiert nur noch bei 1,44 USD und damit so tief wie seit 75 Jahren nicht mehr! Wir stehen vor dem Beginn einer neuen Ära, eine neuen Verteilung der weltwirtschaftlichen Machtverhältnisse. Die Aktienkurse der US-Riesen General Motors, General Electrics und Citigroup erzählen eine Geschichte von grenzenlosem Übermut. Das ganze erinnert an eine biblische Geschichte, dem Turmbau von Babel. Die “Masters of the Universe” wie sich die Wall Street Investmentbanker gerne selbst titulierten, bauten immer höhere Türme auf einem wackligen Fundament. In ihren Büros überblickten sie die New Yorker Skyline und fühlten sich allmächtig. Innerhalb von nur zwei Jahren wurden die Wall Street Banker ihrer vermeintlichen Göttlichkeit beraubt. Der Turm von Babel brach in sich zusammen, genauso wie die Machtzentren der Wall Street. Außer Schutt und Asche bleibt nicht viel übrig.
General Electrics, unter Manager-Legende Jack Welsh das wertvollste Unternehmen der Welt, gleicht mittlerweile einem undurchschaubaren Gemischtwarenladen, der mehr Geld verbrennt als eingenommen wird. In diesem einstigen Vorzeigsunternehmen sind die großen amerikanischen Investment- und Pensionsfonds investiert. Seit Anfang 2008 summieren sich die Verluste an Buchwerten auf über 200 Milliarden Dollar. Das ist zum großen Teil das Geld amerikanischer Sparer.
Wer die Geschichte der Citigroup verstehen will, muss das Buch “Der Wall Street Fighter” gelesen haben. Es handelt von Sandy Weil, der diesen Konzern zum größten Finanzinstitut der Welt gemacht hat. Es ist auch die Geschichte des amerikanischen Traumes. Der Aufstieg eines Laufburschen zum Chef der einflussreichsten Bank der Welt. Viele zählen Sandy Weil zu einem der beste Vorstände, die es jemals gab. Wenn Sie seine Geschichte gelesen haben, werden Sie zustimmen.
Aus der mächtigsten Bank der Welt wurde ein Pennystock. Der Konzern wird nur noch durch Steuergelder und Staatsgarantien am Leben erhalten.
General Motors wurde letztes Jahr im September 100 Jahre alt. Den 101ersten Geburtstag wird der einst größte Automobilkonzern der Welt wohl nicht mehr überleben.
Die Börse ist ein Teil der Geschichte. Aktienkurse reflektieren den gesellschaftlichen Werdegang einer Gesellschaft. Der Niedergang einzelner Unternehmen und Branchen war im kapitalistischen System schon immer verbunden mit dem Aufstieg neuer Konzerne. Es gibt nur noch eine einzige Aktie, die zur Gründung des Dow Jones im Index enthalten war und immer noch Index-Mitglied ist: General Electric. Stellt sich nur die Frage: Wie lange noch? In 50 Jahren wird der Dow Jones komplett anders aussehen. Nichts ist beständiger als der Wandel.