Der Harvard Professor Joseph Schumpeter prägte bereits in der 40iger Jahren den Begriff „Creative Destruction“, um den Prozess zu beschreiben wie neue, effiziente Produktionsmethoden alte und unprofitable Strukturen verdrängen. Monopolisten werden von jungen, innovativen Unternehmen vom Markt gefegt, alte Maschinen werden verschrottet und durch produktivere ersetzt, Arbeiter verlieren ihre Jobs und wechseln in andere Branchen. Die unbändige Kraft des Kapitalismus entspringt Schumpeter zufolge der Zerstörung veralteter industrieller Strukturen und Produktionsmechanismen, die durch neue Technologien und Produktionsabläufe ersetzt werden. Die fatalen Erscheinungen von Rezessionen wie Firmenpleiten, Restrukturierungen und der Abriss von ganzen Fabrikhallen könnten somit auch als gesunde Grundlage eines neuen Wachstumsabschnitts betrachtet werden.
Ökonomen sprechen von einem “Cleansing Effect”, der in Rezessionen auftritt und die wirtschaftlichen Strukturen bereinigt. Lassen Sie mich Ihnen das anhand eines Beispiels erklären. Gut geeignet hierzu ist eine Pressemitteilung von Air Berlin von Mitte Juli. Ich zitiere den betreffenden Ausschnitt:
Mit Beginn des Winterflugplanes will Air Berlin 14 Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge ausmustern – vor allem ältere Modelle, die umgerechnet auf den Sitzplatz einen besonders hohen Treibstoffverbrauch haben. Auf den Langstrecken werden vier Großraum-Jets vom Typ Airbus A330 weniger als bisher eingesetzt. Drei A330-300 davon sollen – vornehmlich vom Drehkreuz Nürnberg aus – auf Mittelstrecken eingesetzt werden; der vierte für planmäßige Wartungsintervalle zur Verfügung stehen und Gäste zu Kreuzfahrt-Schiffen rund um den Globus bringen.Air Berlin verschrottet also die Flugzeuge mit dem höchste Treibstoffverbrauch, so dass die gesamte Flugzeugflotte produktiver wird und auch in Zeiten hoher Ölpreise effizienter arbeiten kann. Das ist der Cleansing-Effect!
Was wir in der Bankenlandschaft gerade sehen, ist nichts anderes. Hochriskante, kranke Strukturen der Investmentbanken werden vernichtet, um Platz zu schaffen für eine solidere Bankenlandschaft, die auf nachhaltiges Wachstum ausgerichtet ist. Der Kapitalismus ist hier wie eine Bestie. Wer sich im Markt nicht behaupten kann, wird verschlungen. Am Ende entspringt daraus eine bessere Wirtschaftswelt, die den Grundpfeiler für langfristiges Wirtschaftswachstum bildet. Dieses Phänomen ist nicht neu, sondern gehört zu einer kapitalistischen Marktwirtschaft unweigerlich hinzu. Es heißt, auf deutsch übersetzt, “kreative Zerstörung“.
Fazit: Die Perspektive der Weltwirtschaft ist, dass wir auf eine Phase des langen und gesunden Wachstums zusteuern werden. Die Beseitigung der kranken Strukturen im Bankenwesen braucht einige Zeit, aber am Ende wird die Welt besser sein als zuvor.