In Krisenzeiten muss man aufpassen, dass man nicht aufgrund einer Kurzschlussreaktion, etablierte und richtige Prinzipien über Bord wirft. Die Gier der Investmentbanker wird von der Presse für die Finanzkrise verantwortlich gemacht. In großen Schlagzeilen fordern die Medien eine Abkehr von dem Motiv der Gewinnmaximierung.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass die Gier die Triefkraft unserer Wohlstandes ist. Die Marktwirtschaft funktioniert, weil durch den Preismechanismus das egoistische Streben jedes Einzelnen zu einem für für die Allgemeinheit wünschenswertem Ergebnis gelenkt wird. Das ist eine der größten wissenschaftlichen Entdeckungen in der Geschichte der Ökonomie. Adam Smith wählte die Metapher der “unsichtbaren Hand” um zu beschreiben, was auf den ersten Blick vollkommen widersprüchlich erschien. Obwohl alle Menschen in ihrer egoistischen Art zu ihrem eigenen Voteil handeln, pendeln sich die Ergebnisse so ein, dass der gesamte Wohlstand einer Gesellschaft gesteigert wird. Ein unsichtbare Hand scheint die Dinge so zu lenken, dass alles einen guten Lauf nimmt. Adam Smith hatte noch keine schlüssige Erklärung für seine Erkenntnisse parat und musste die “unsichtbare Hand” wählen, um seine Intuition anschaulich zu formulieren. Im 20. Jahrhundert gelang Ökonomen der formale Beweis dafür. Am bekanntesten ist die Beweisführung für den den sogenannten ersten Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie. Ich halte das Ergebnis nochmal fest: In einer Marktwirtschaft, wo Angebot und Nachfrage über ein Preissystem gesteuert werden, garantiert das Streben jedes Einzelnen nach Selbstverwirklichung und Profit, dass die Wohlfahrt der gesamten Gesellschaft gesteigert wird.
Nicht die Gier ist für die Bankenkonkurse verantwortlich, sondern der fehlende Ordnungsrahmen, der das Streben der Banker nach Reichtum in den richtigen Rahmen lenkt. Die Bonussysteme der Banker waren nach absoluten Gewinngrößen aufgebaut. Wer eine Milliarde Gewinn erzielte, erhielt einen gewaltigen Bonus. Das Risiko, wie dieser Gewinn erwirtschaftet wurde, bliebt unberücksichtigt. Ein Bonussystem, das “risk taking” bestraft, würde die ganze Problematik aus der Welt schaffen. Da die Banken selbst nicht imstande waren solche sinnvollen Bonussysteme zu etablieren, muss hier der Gesetzgeber eingreifen, und Bonussysteme basierend auf absoluten Gewinngrößen, ohne Berücksichtigung der Eigenkapitaleinsätze, einschränken.
Fazit: Man muss vorsichtig sein ökonomische Grundsätze über den Haufen zu werfen, die sich über mehrere Jahrzehnte hinweg etabliert und als richtig erwiesen haben. Nicht die Gier ist verwerflich, sondern nur die fehlende Steuerung des individuellen Strebens nach Reichtum.