Auf ein sehr interessante Dokumentation des Schweizer Fernsehens über die Bankenkrise bin ich gestern aufmerksam geworden. Sie können sich das Video hier anschauen:
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht. Aber ich bin ein wenig schadenfroh, dass sich hochbezahlte Banker auf einmal als ahnungslose und inkompotente Dummköpfe entlarven. Das zeigt unter anderem: Die hohen Gehälter, die im Finanzsektor bezahlt wurden, sind nicht gerechtfertig. Es ist immer noch schwer vorstellbar, dass Vorstände Summen in Höhe des gesamten Eigenkapitals einer Bank in Schuldtiteln anlegen, deren Zusammensetzung sie nicht genau verstanden haben. Jeder bodenständige, deutsche Ingenieur, der in seinem Studium auf den gesunden Menschenverstand geschult wurde, wäre anders vorgegangen.
Warum hat das Risikomanagement der Banken die Schieflagen nicht erkannt? Nun ja, die Finanzmathematiker kommen von der Uni, haben in ihrem Leben teilweise noch keine einzige Aktie gehandelt und berechnen nun fleißig Varianzen und Kovarianzen. Das Problem ist nur, dass die theoretische Konzeption des Risikos mit der wirklichen Welt nicht viel zu tun hat. Die Grundannahme der etablierten Risikokontrollsysteme ist ein Risikokonzept, das jedem Zustand an den Finanzmärkten eine Wahrscheinlichkeit und einen Erwartungswert zuordnet. Nur leider existiert solche vollständigen Kapitalmärkte nicht in der realen Welt. In der realen Börsenwelt gibt es kein Risiko, sondern nur Ungewissheit. Das ist ein anderes Konzept, denn wir kennen zwar die Zustände, aber keine genauen Eintrittswahrscheinlichkeiten dieser Zustände.
Sie werden denken, es kann doch nicht sein, dass Banken und Institutionelle so leichfertig mit Milliardenbeträgen umgehen. Doch, so ist es, weil es einfach keine andere wissenschaftliche Handhabe für die Risiko-Problematik gibt. Man rechnet einfach damit weiter, obwohl die Grundannahmen falsch sind. Ich verfolge regelmäßig den Stand der wissenschaftlichen Diskussion in den renommierten Journals:
Journal of Finance Journal of Empirical FinanceEs wird mit Modellen gearbeitet, deren Stützpfeiler sehr fraglich sind.
Fazit: Die haben alle keine Ahnung was sie eigentlich tun. Deshalb steht jetzt auch fast jede Großbank am Abgrund. Goldman Sachs ist ruhmreiche Ausnahme. Diese Jungs haben sich vorher angeschaut wie sie ihr Geld anlegen und von Immobilienkrediten in einem Bubble-Markt die Finger gelassen.