Liebe Leser,
der diesjährige Jahresauftakt wird in die Geschichte der Börsen eingehen. Noch nie zuvor gab es solche starken Kursverluste in den ersten Neujahrswochen. Für Trader war vor allem die unglaubliche Volatilität eine große Herausforderung. Man konnte es sich nicht einmal erlauben in Ruhe zum Essen zu gehen, weil die Gefahr bestand, dass man bei der Rückkehr das Depot versenkt hatte. Dass diese Schilderung nicht unbedingt eine Übertreibung ist, soll mein Beispiel mit PVA Tepla verdeutlichen. Sie kennen das vermutlich selbst zur Genüge. Nach einigen Tagen am Trading-Desk beginnt der Körper zu streiken. Der gesamte Rücken ist verspannt und schmerzt. Zeit für eine ausgiebige Runde Sport. Als ich mir am 17. Januar – der Markt war erstaunlich ruhig – eine kleine Sporteinheit gönnen wollte, stand der Kurs von PVA Tepla bei 7,90 Euro. Ich erinnere mich sogar daran, dass ich an diesem Tag fast schon optimistisch für die weitere Kursenwicklung war. Es schien ein guter Zeitpunkt zu sein, um eine kleine Trading-Pause einzulegen. Gesagt, getan! Ich packte meine Sachen, ging ins Fitnessstudio und kam zwei Stunden später frohen Mutes zurück. “Argh – das darf doch nicht wahr sein!” Der verdammte Kurs von PVA Tepla war innerhalb kürzester Zeit von 7,90 Euro auf 6,90 Euro abgerutscht. Ein schmerzhafter Verlust von 5000 Euro mit einer einzigen Aktie in nur zwei Stunden! Das sind die Probleme volatiler Märkte!
Letztendlich war der Monat Januar gut für meine Selbstvertrauen. Obwohl ich mich an an den Tagen mit Opening-Down-Gaps teilweise an kritischen Verlustschwellen befand (10% Verlust des Gesamtkapitals seit dem letzten Hoch würde mich nach eigener Regel dazu zwingen alles zu liquidieren) steht am Monatsende eine Bilanz von 1026 Transaktionen mit einem Kapitalzuwachs von knapp 10.500 Euro zu Buche. Nach 10 Jahren im Trading-Geschäft möchte ich nun sagen: “Mr. Market, my friend, let’s go for dinner“. Zeit für eine neue Aufgabe…
MISSION STATEMENT: NEW DIMENSIONS
Manche Dinge muss man im Leben probieren. Und irgendwann gehört dazu für jeden Trader der Versuch in neue Dimensionen vorzustoßen. Das geht nicht durch kontinuierliche kleine Gewinne. Man benötigt zwangsweise eine Positionen, die eine Performance von mehreren 1000% abwirft. Selbst Investmentlegende Warren Buffett hat den ganz großen Sprung vermutlich nur geschafft, weil er mit dem Versicherungskonzern Geico eine Aktie im Portfolio hält, die um mehrere 10.000% gewachsen ist und sich auch heute noch im Portfolio von Berkshire Hathaway befindet. Als Warren Buffett 1951 die ersten Aktien an Geico erwarb, handelte es sich um einen kleinen Versicherer mit nur einigen tausend Versicherungspolicen. Heute ist Geico mit über 8 Millionen Policen eine der angesehensten Versicherungsgesellschaften der USA.
Die Grundessenz des Trading ist, dass man Renditechancen nutzen kann und gleichzeitig Risiken vermeidet. Wer das nicht gut, ist kein Trader, sondern ein Zocker. Die Kernfrage lautet nun: Wie kann man sein Kapital vervielfachen und gleichzeitig die Risiken überschaubar halten? Beim Tading mit Hebelprodukten sieht man sich mit einem gewaltigen Timing-Problem konfrontiert. Nach der Eröffnung einer Call-Position mit Hebel 10 muss es sofort nach oben gehen. Es verbleibt ein Spielraum im Basiswert von maixmal 2%. Sonst werden die Risiken nicht kalkulierbar und man wäre ein Narr, würde man höhere Beträge riskieren.
Ich halte wenig davon sich auf Glück zu verlassen. Glück braucht man im Casino. Für den Aufbau gehebelter Spekulationen kommen lediglich zwei Zeitpunkte in Frage:
Kapitulations-Openings-Gaps nach crashartigen Kursverlusten:Wenn liquide Aktien innerhalb weniger Wochen 30% bis 40% aufgrund von Gesamtmarkt-Turbulenzen verlieren und dann nach dramatisch schlechten Vorgaben die Eröffnungskurse noch einmal -10% bis -15% tiefer liegen, ist fast immer ein punktgenaues Tief zu Eröffnung markiert. Betrachten Sie exemplarisch den Kursverlauf von Nordex. Das Tief am 22. Januar wurde unmittelbar nach einem “Kapitulations-Opening-Gap” markiert. Dieser Kursverlauf ist kein Einzelfall. In sämtlichen crashartigen Bewegungen seit 2004 waren diese Panik-Peaks zur Eröffnung nahezu immer der perfekte Einstiegszeitpunkt.

Hierfür benötigt man eine ziemlich genau fundamentale Einschätzung zum Unternehmen mit einer eindeutigen Intuition über den Geschäftsverlauf. Beispiel: Unternehmen X wird morgen grandiose Zahlen mit einem optimistischen Ausblick veröffentlichen und der Kurs wird in einen Aufwärtstrend übergehen. Die gehebelte Positionseröffnung erfolgt am Vortag um 17.30 Uhr zu Börsenschluss. Entpuppt sich die Vermutung als richtig, eröffnet die Aktie am Folgetag deutlich über dem Vortagesschluss, welcher ab sofort als Stopp-Niveau fungiert. Siehe hierzu auch die Theorie zum Informational Charting.
Fazit: Damit die Arbeit mit Optionsscheinen und Hebelzertifikaten nicht zum Glücksspiel wird, kommen nur die beiden genannten Einstiegszeitpunkte in Frage. Im gewöhnlichen Marktgeschehen sind die Kursschwankungen zu groß. Man würde sofort ausgestoppt werden. Es gibt innerhalb eines Jahres vielleicht drei, vier oder fünf Tage, die für den Beginn eines solchen “Big-Money-Trades” geeignet sind. Zu diesem Zweck habe ich ein eigenes Depot eröffnet: Das Geld bleibt hier unangetastet bis der geeignete Zeitpunkt zum Einstieg vorliegt. Große Ziele wie eine Kapitalvervielfachung muss man systematisch angehen – denken Sie immer daran – sonst geht der Schuss nach hinten los.