Der Jahresauftakt verlief bislang frustrierend. Einem hohen Zeitaufwand steht kein Ertrag gegenüber. Meine Spezialität, die ich mir als Trader zwischen 2000 und 2003 in Zeiten fallender Märkte angeeignet habe, sind Rebound-Trades. Die jetzige Kernschmelze an den Aktienmärkten hat jedoch bislang eine sehr unangenehme Eigenschaft: Es ist ein Markt ohne Gegenbewegungen. Wenn es nach oben geht, dann meist nur einige Stunden und nur bei wenigen Aktien. Mir gelingt zwar regelmäßig ein guter Einstieg in die Positionen nahe den Tagestiefs, zu einem großen Sprung in die Gewinnzone kommt es jedoch nicht. Die mickrigen Gewinne in Höhe einiger Prozentpunkte werden von den Verlusten aufgefressen. Mein Trading-Kapital bleibt konstant, aber es erzielt keine positive Rendite.
Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Mich frustriert vor allem die Tatsache, dass wir derzeit ja einen wunderbaren Trendmarkt haben, der für Kursgewinne eigentlich hervorragend geeignet ist und ich dennoch daraus kein Kapital schlagen konnte. Aktien wie Patrizia Immobilien, Hypo Real Estate, Praktiker oder Arcandor fallen seit Wochen in eindeutigen und sauberen Abwärtstrends. Die schlechten Nachrichten bestätigen zudem die Kurse. Warum ist mein Depot nicht mit Shortzertifikaten gefüllt, die jetzt mehrere 100% in der Gewinnzone liegen?
Der Grund ist meine perspektivische Verzerrung des Börsengeschehens – wie ich mir selber eingestehen muss. Ich hatte die Aktienmärkte überwiegend aus der Sicht eines Long-Traders betrachtet, der nach steigenden Aktien suchte. Die Methodik war durchaus erfolgreich. Meine Performance liegt bei einer Kapitalverfünffachung in nicht einmal zwei Jahren. Wie es so ist im Leben: Man lernt nie aus. Das entscheidende ist, denke ich, dass man immer nach einer Optimierung des eigenen Handelns strebt und vor allem selbstkritisch die gemachten Fehler erkennt.
Mein Fehler war also den Markt einseitig zu betrachten. Ich habe mir geschworen, dass mir solche klaren Abwärtstrends nie wieder entgehen werden. Dazu habe ich im Premium-Blog gestern die Rubrik „Short-Trading“ gestartet. In dieser Rubrik ziehe ich mir ein Bärenfell über und betrachte den ganzen Markt ausschließlich aus der Sicht eines Pessimisten, der Aktien shorten will, um mit fallenden Kursen Geld zu verdienen. Mein Ziel ist es ständig zweigleisig zu denken. Einmal als Bulle die Chancen zu sehen, und das andere mal als Bär die Risiken herauszuarbeiten. Je nachdem welche Trading-Ausrichtung höhere Gewinne erzielt, verteile ich das Kapital.