Sobald der Interbankenmarkt wieder funktioniert und die Großbanken ihre Wertberichtigungen durchgeführt haben, werden die Nachwehen der Kreditekrise die wirtschaftliche Aktivität in den USA beflügeln. Warum? Wer Schulden angehäuft hat und Angst haben muss, sein Haus zu verlieren, schuftet bis zum Umfallen. Theorien, die ökonomische Wirtschaftszyklen überwiegend mit dem Faktor Mensch begründen, erhalten immer mehr Einklang in die Wirtschaftsforschung. In guten Zeiten tendieren Menschen auch gerne mal dazu ihre Beine hoch zu legen und einen Gang runter zu schalten. In schlechten Zeiten, wenn Menschen aus Panik um ihre eigenen vier Wände, nachts nicht schlafen können, springt die Arbeitsmoral sprunghaft in die Höhe.
Die Kreditkrise wird die Welt deshalb nicht ins Chaos stürzen, sondern ab der zweiten Jahreshälfte 2008 beflügelnd wirken. Die entscheidene Frage ist jetzt: Wie viele Quartale benötigen die Banken, um ihre Bilanzen komplett zu bereinigen? Ausländische Investoren, überwiegend aus China und den arabischen Staaten, stehen bereit um dem amerikanischen Bankensystem unter die Arme zu greifen. Die jüngsten Meldungen vom Wochenende über eine 9 Milliarden Dollar Kapitalspritze für die Citigroup zeigen, dass die Banken nur ein temporäres Problem haben. Mit den vielen neuen Milliarden wird eine Stabilisierung gelingen. Machen Sie sich um die Wirtschaft langfristig keine Sorgen.
Eine andere Frage ist, wie lange die Kernschmelze in den deutschen Nebenwerte-Segmenten weiter voranschreitet. Das Problem ist ein ausgedehnter Käuferstreik. Wenn keine Investoren bereit sind, langfristig mit hohen Beträgen einzusteigen, geht der Abwärtsmechanismus in rasenden Tempo weiter. Für alle, die diesen Megacrash überleben, ergeben sich gigantische Chancen. Endlich erreichen die Kurse wieder realistische Niveaus, auf denen es sich auch lohnt wieder fundamental zu argumentieren. Wann ist eine Aktie billig? Eine Frage, die eigentlich recht umkompliziert beantwortet werden kann. Eine Aktien ist günstig, wenn das Unternehmen seinen Aktionären ohne Probleme Dividendenrenditen in Höhe der sicheren Zinssätze ausschütten (etwa 4%) und gleichzeitig weiter in die geschäftliche Expansion investieren kann. Dann lohnt sich ein Investment. Stellen Sie sich also immer die Frage, ob das operative Geschäft genug Cashflows generiert, um Ihnen als Aktionär problemlos diese Rendite bezahlen zu können. Letztes Jahr war die Antwort auf diese Frage fast immer “Nein”. Mittlerweile sage ich bein einigen Aktien auch schon wieder “Ja”.
Schauen Sie sich zum Beispiel eine Leoni genauer an. Der Automobilzulieferer mit Schwerpunkt Bordelektronik, konnte die Branchenkonsolidierung in den letzten Jahren maßgeblich mitgestalten. Nach der Großübernahme von Valeo stehen 2008 Umsätze in Höhe von 3 Milliarden Euro und ein EBIT von 140 Millionen Euro auf der Agenda. Zum Vergleich: 2005 erwirtschaftete Leoni erst 1,55 Milliarden Euro Umsatz. Was Leoni so interessant macht, sind die gewonnenen Marktanteile. Höhere Marktanteile ermöglichen größere Skaleneffekte und eine bessere Verhandlungsposition für Großaufträge. 2009 dürfte das Unternehmen also mit deulich höheren Margen arbeiten können als derzeit. Analystenschätzungen taxieren das KGV09 auf etwa 7 und die Dividendenrendite auf 4%. Das Bewertungsniveau wird für Investoren also wieder interessant. Momentan sind Ängste vorherrschend, dass es 2008 zu einem Gewinneinbruch kommen wird. An den langfristigen Perspektiven ändern Konjunkturzyklen allerdings wenig, so dass ab jetzt jeder starke Kursrückgang für Investoren riesige Chancen eröffnet.
Hinweis: Im Premium-Blog habe ich weitere Gedanken zu einzelnen Aktien eingestellt!