Öffentlicher Gratis-Blog: Der MasterTrader

Einführung in die INFORMATIONAL TRADING ANALYSIS

Liebe Leser,

Aktienanalyse ist Informationsanalyse. Das bedeutet, dass man als Trader sämtliche Informationen beachten muss, die in den Erwartungshorizont der Marktakteure mit einfließen. Ich gebe Ihnen heute eine kurze Einführung in die “Informational Trading-Analysis”. Diese Form der Analyse dürfte den meisten kaum bekannt sein. Aus theoretischer Sicht ist die weiter unten geschilderte Methode der Informationsanalyse der einzige End-of-Day Trading-Ansatz, um fundiert, systematisch und regelmäßig hohe Gewinne zu erzielen. Glücklicherweise ist die Theorie mit ein wenig Erfahrung in der Praxis gut anwendbar. Die Zeit ist somit also gekommen, um neues Wissen aus der Finanzmarktforschung zu nutzen, um einen praktischen Tradingansatz für teilinformationseffiziente Märkte zu erstellen. Das Ergebnis ist bitter und süß zugleich: Zwar ist es möglich konstant Trading-Gewinne zu erzielen, aber es ist dafür seine sehr breite Wissensbasis über die an den Börsen notierten Aktiengesellschaften erforderlich.

Auf mich wirkt die Theorie große Faszination aus. Auf den ersten Blick ist sie contraintuitiv und man ist geneigt die Hauptaussage sofort zu bestreiten. Schließlich widerspricht es der Erfahrung, dass man sämtliche Bewertungskennziffern und klassischen Chartmuster getrost ignorieren kann. Je häufiger man sich mit der Informationsverarbeitung an Kapitalmärkten beschäftigt, desto mehr gewinnt die “Informational Trading Analysis” an Schönheit. Ich werden diese Blog in Zukunft gezielt auf diese Theorie ausrichten und Ihnen viele praktische Beispiele vermitteln. Irgendwann kommen auch ausführliche PDFs zu dem Thema (Sie wissen ja: Die liebe Zeit…). Mein Angebot steht, dass mich nächstes Jahr jeder in meinem Büro besuchen kann, der mehr über “Informational Charting” im Speziellen und die “Informational Trading Analysis” im Allgemeinen erfahren möchte. Möglichkeiten einen Termin zu vereinbaren, gebe ich dann hier im Blog bekannt.

Informational Trading-Analysis

Die erste Hauptannahme des Informational-Trading für liquide Märkte
An den Aktienmärkten werden zukünftige Zahlungsströme gehandelt. Unter gegebenen Erwartungen bezüglich der zukünftigen Cashflows und der Opportunitätskosten ist der Wert einer Aktie genau bestimmt. Informationseffizienz bedeutet, dass sämtliche öffentlichen Informationen in den Erwartungshorizont der Marktakteure mit einfließen. Perfekte Informationseffizienz führt zu einem Random Walk der Aktienpreise mit positivem jährlichem Erwartungswert in Höhe des risikofreien Zinssatzes plus der Opportunitätskosten
Aktienanalyse ist deshalb Informationsanalyse. Sie umfasst die Auswertung sämtlicher Informationen, die Einflussnahme auf Marktteilnehmer und damit den Kursverlauf ausüben. Das Potential für Kursgewinne ergibt sich aus Abweichungen zwischen der eskomptierten Information und der realen Zukunft. Informationseffizienz herrscht in einem Grade, dass sämtliche öffentlichen Nachrichten vom Kurs „wahrgenommen“ wurden und es nicht möglich ist mit sich wiederholenden, historischen Mustern systematisch Kursgewinne zu erzielen. Folglich ist jede Art der autarken Analyse mit bekannten Daten und Kennzahlen sinnlos. Weder macht es Sinn KGVs zu betrachten, noch hat die Chartanalyse irgend einen Zweck. Die einzige sinnvolle Form der Analyse besteht darin, festzustellen welche Erwartungen ein Aktienpreis beinhaltet, um dann die Entwicklung von Unternehmen, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft besser vorherzusagen als die Masse der Börsianer.

Die Ursache von Momentum und das Prinzip der „Superior Information“
Als Momentum-Aktien bezeichnet man Papiere, die eine besonders dynamische Aufwärtsbewegung absolvieren. Man kann zeigen, dass Momentum-Aktien oft dazu tendieren ihre starken Kursanstiege weiter fortzusetzen. Um zu verstehen, warum das so ist, führen wir das Prinzip der „Superior Information“ ein, was übersetzt in etwa bedeutet „besser informiert zu sein“. Oft wird „überlegene Information“ fälschlicherweise mit Insiderinformation verwechselt. Das ist allerdings etwas komplett anderes. Zum besseren Verständnis der „Superior Information“ betrachten wir ein Beispiel:
Die Firma „Solarausrüster“ ist ein kleiner, überschaubarer Betrieb mit etwa 100 Mitarbeitern und produziert schlüsselfertige Produktionsanlagen für Solarmodule. Die Konkurrenz in diesem Segment ist sehr hart und so wissen die Mitarbeiter nicht, ob ihre Firma eine große Überlebenschance hat. Die Börse sieht die Aussichten ähnlich skeptisch. Der Aktienkurs pendelt schon seit Monaten gelangweilt in einer Seitwärtsbewegung. Eines Tages kommen einige Ingenieure der etablierten Firma „Solarmodulproduzent“ vorbei und begutachten die Maschinen von „Solarausrüster“. Die Werksmitarbeiter sind das gewohnt und zerbrechen sich nicht weiter den Kopf darüber. Sehr oft schauen Mitarbeiter potentieller Kunden vorbei, um sich über die Technologie schlau zu machen. Große Aufträge hatte das bislang aber noch nicht nach sich gezogen. Einige Tage später jedoch werden die Mitarbeiter in der Werkshalle von „Solarausrüster“ hellhörig. Der Vorstand kündigt an, dass man die Anzahl der Arbeitsstunden kommenden Monat nach oben fahren müsse. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich im Betrieb die Nachricht, dass „Solarausrüster“ in mehreren Zeitungen Stellenanzeigen für Ingenieure und Facharbeiter geschaltet hat. Der Arbeiter Bruno, der im Versand für die Versiegelung der Paletten zuständig ist, ist ein schlauer Kopf. Als Bruno diesen Abend von der Arbeit nach Hause kommt, setzt er sich an den Computer und gibt eine Kauforder für die Aktie von „Solarausrüster“ auf. Zwei Wochen später blickt Bruno zufrieden auf den Kurs. Das Papier verzeichnet einen Kursgewinn von 10%. Das Handelsvolumen hat leicht zugenommen und es bildet sich ein schöner Aufwärtstrend heraus. Vier Monate später meldet das Management „Solarausrüster“ per ad-hoc, dass man von der Firma „Solarmodulproduzent“ einen Großauftrag erhalten habe, da der Testlauf mit einer vor vier Monaten georderten Produktionsanlage alle notwendigen Qualitätskriterien erfüllte.
Wir bezeichnen mit „Super Information“ die Tatsache, dass sich eine gute Geschäfts- und Auftragslage kaum geheim halten lässt. Zulieferer erhalten Aufträge für Roh- und Betriebsstoffe, Mitarbeiter spüren die anziehende Arbeitsauslastung und viele andere Menschen aus dem Umfeld des Unternehmens bekommen ebenfalls mit, dass die Geschäfte sehr gut laufen. Diese Art der „Superior Information“ macht sich an der Börse meistens anhand einer dynamischen Aktienkursentwicklung bemerkbar, ohne dass offiziell neue Nachrichten publiziert wurden. Wir suchen genau diese Art von Momentum, die „Superior Information“ ankündigt.

Das Prinzip der „Underreaction“
Als „Underreaction“ bezeichnet man den Effekt, wenn Aktienkurse nach positiven Nachrichten über einen längeren Zeitraum einen starken Aufwärtsdrang zeigen und den Markt outperformen. Bei vollständiger Informationseffizienz müsste der Aktienkurs am Tag der Bekanntgabe eigentlich sofort deutlich nach oben springen und sich im Anschluss neutral zum Gesamtmarkt entwickeln. Die Behavioural Finance bietet viele Erklärungsansätze für das Prinzip der „Underreaction“. Zum einen verharren Menschen gerne in gewohnten und althergebrachten Ansichten. Es fällt ihnen schwer das Ausmaß unerwarteter Entwicklungen sofort zu verstehen und zu akzeptieren. Zum anderen neigen Aktionäre dazu, nach schnellen und unerwartet hohen Kursgewinnen, Gewinne zu realisieren. Wenn ein Titel an einem Tag 20% in die Höhe springt, ist der Reiz die Position zu verkaufen sehr groß.
Ein exzellentes Beispiel für „Underreaction“ und die Schwierigkeit neue Realitäten als solche wahrzunehmen, ist die Entwicklung der Salzgitter-Aktie im Zeitraum 2005 bis 2007. Salzgitter ist ein Stahlkonzern, mit dem in den 90iger Jahren kein Geld zu verdienen war. Stahl galt als langweilige, zyklische Branche. Niemand wollte solche Aktien besitzen. Obwohl der gesamte Aktienmarkt ab 2003 in eine Haussebewegung überging, wurden Stahltitel weitgehend ignoriert. Ab Mitte 2005 lieferte Salzgitter dann plötzlich extrem gute Zahlen ab. Die Exporte nach China und andere Länder sprangen in die Höhe. Die Stahlbranche hatte sich durch den Aufschwung der globalen Wirtschaft zu einem rasanten Wachstumsmarkt mit steigenden Preisen gewandelt. Kaum jemand wollte das wahrhaben. Salzgitter wurde zeitweise, inmitten einer Phase steigender Aktienkurse und guter Nachrichten, mit einstelligen KGVs um die 6 gehandelt. Die Nachrichtenlage hätte sofort ein deutliches Höherbewertungspotential hergegeben. Weil die Börsianer der neuen Realität aber zutiefst misstrauten, stelle sich ein kontinuierlicher Aufwärtstrend ein. Unsere Aufgabe ist es neue Nachrichten, die gravierende Änderungen der bisherigen Rahmendaten signalisieren, richtig einzuordnen. Aktien, die eine Momentumstruktur ausbilden, sind prädestiniert dafür.

Einführung in die praktische Anwendung des Informational-Charting

1. Ziel des Informational Charting:
Momentum identifzieren, das „Superior Information“ oder „Underrreaction“ als Ursache hat
2. Ein Chart ist separat betrachtet nahezu wertlos und beinhaltet kaum Informationen
3. Ein Chart kann wertvolle Informationen preisgeben, wenn die Preisreaktion in Hinblick auf Nachrichten, Börsentendenzen, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft untersucht wird

Momentum-Classification (siehe Grafik)

Informational Charting (siehe Grafik)

Beispiel Informational Charting (siehe Grafik)

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