Zunächst einmal muss ich mich revidieren. Ich sagte: “Die Charttechnik ist die Wissenschaft der Dummen und Faulen”. Das war nicht in Ordnung. Es muss lauten: “Die Charttechnik ist die Wissenschaft der nicht Aufgeklärten und Faulen”. Sie werden sich fragen warum ich mich mit so großem Eifer dem Thema annehme. Es ist wieder aktuell geworden die Fackel der Aufklärung in die dunklen Gegenden hinauszutragen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Menschen der Macht der Logik nicht ewig widersprechen können.
Die Aufklärung wurde bekannt als das Zeitalter, das “besonders durch das Bestreben geprägt ist, das Denken mit den Mitteln der Vernunft von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen, Vorurteilen und Ideologien zu befreien und Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen.” Dementsprechend ist es an der Zeit auch an der Börse mit der Aufklärung beginnen. An den Finanzmärkten herrscht vom Bildnungsniveau noch tiefes Mittelalter. Vor offenkundigem Unsinn darf man die Augen nicht verschließen. Sowohl Wissenschaftstheorie als auch die empirische Forschung sind im Bereich der Finanzmärkte in der Lage, über die Effektivität der klassischen Chartanalyse eine eindeutige Aussage zu treffen.
Wissenschaftliche Erkenntnis: Die klassische Chartanalyse ist komplett sinnlos. Weder Chartformation, noch Indikatoren, noch gleitende Durchschnitte (die Liste lässt sich beliebig fortsetzen) sind imstande eine Überrendite gegenüber der Marktentwicklung zu erzielen. Das bedeutet, dass jede Trendlinie, die man in ein Chartbild einzeichnet keinen Sinn macht. Das bedeutet, dass jede Betrachtung von Indikatoren wie den MACD kompletter Unfug ist Und das bedeutet auch, dass die Anhänger der klassischen Chartanalyse ihre Zeit damit verschwenden einer Illusion nachzugehen. Genau so erfolgreich bzw. nicht erfolgreich wäre es den Kaffeesatz zu befragen.
Die Zeit der Ausreden für Chartisten ist vorbei. Jeder, der die Sinnhaftigkeit der klassischen Chartanalyse verteidigt, hat jetzt die Möglichkeit den Beweis anzutreten.
DER BEWEIS WIRD IM REALEN BÖRSENHANDEL ERBRACHT: Ausgangsbasis für den Praxistest ist der S&P 500. In diesem Index befinden sich 500 der größten und am häufigsten gehandelsten Aktiengesellschaften der USA. Ich fordere hiermit alle Chartisten auf, mir Chartformationen zu nennen, die dem Mythos zufolge imstande sind Kurse zu prognostizieren. Kaufsignale nach diesen Chartformationen werde in Echtzeit protokolliert. Gemäß dem Trading-Setup wird die Position bis zu einer Zielmarke, bis zum Stopp-Loss oder einem anderen Ausstiegskriterium offen gelassen. Danach wird für jeden Trade automatisch die Überrendite zum Index ermittelt. Bei 500 Aktien werden täglich sehr viel neue Signale generiert, so dass sehr schnell ein statistisch aussagekräftiger Datensatz entsteht. Fazit: Der Praxistest wird zeigen, dass es keine einzige Chartformation gibt, mit der systematisch Gewinne erzielt werden können.
Jetzt sollen die Chartanalysten oder andere Chartanbeter zu Wort kommen. Nennt Chartsignale, für die der Praxistest durchgeführt werden soll.