Es mag sein, ich spreche in diesem Blog sehr oft an, dass ich Aktien momentan für überteuert halte. Damit Sie nicht glauben ich sei ein Dauerpessimist, möchte ich Ihnen heute meine langfristige Erwartung schildern: Ich bin fest überzeugt davon, dass die Weltwirtschaft erst am Anfang einer grandiosen Wachstumsphase steht. Das ist kein unbegründetes Gefühl aus dem Bauch heraus, sondern eine empirische Schlussfolgerung aus dem stärksten Wachstumsgesetz der Makroökonomie: Die Konvergenztheorie! Die Aussage dieser Theorie lässt sich kurz und prägnant formulieren: Länder mit Zugang zu gleicher oder ähnlicher Technologie nähern sich im BIP pro Kopf an. Volkswirtschaften mit niedrigerem BIP pro Kopf wachsen schneller und finden Anschluss zu den entwickelten Ländern. Die Gültigkeit dieser Theorie konnte man in den letzten Jahrzehnten in den OECD-Staaten konsequent verfolgen. Der Wachstumsschub in Deutschland und Japan nach dem zweiten Weltkrieg, der Aufstieg der Tigerstaaten und die Konvergenz der europäischen Staaten erfüllen perfekt die Vorhersage der Konvergenz.
Die chinesische Wirtschaft wächst derzeit jährlich etwa 10%. Die Sorge, dass diese gigantischen Wachstumsraten bald zum Erliegen kommen werden, ist unbegründet. Das BIP pro Kopf liegt in China augenblicklich bei etwa 1800 Dollar. In Deutschland bei knapp 30.000 Dollar, in den USA bei 42.0000 Dollar. Beim zweiten Wachstumslöwen Indien verdient die Bevölkerung im Schnitt nur 700 Dollar. Nach dem Gesetz der Konvergenz wird sich das Pro-Kopf-Einkommen von China und Indien den westlichen Ländern anpassen, weil der Zugang zu hoch entwickelter Technologie in den globalisierten Märkten gegeben ist. Die Weltwirtschaft befindet sich damit also immer noch am Anfang einer gewaltigen Expansionsphase.
Mit dieser Erklärung können Sie besser einordnen, was ich meine, wenn ich von überteuerten Aktienmärkten spreche. Ich beziehe mich auf die Perspektive der nächsten Monate bzw. der nächsten Konjunkturabkühlung. Langfristig zeigen alle Trends steil nach oben.